[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.
nehmen. Es sieht bekanntlich dem aimable der Franzosen so wenig ähnlich wie unsre Unendlichkeit der Jhrigen. Da die letztere eigentlich nur im Deutschen End- lichkeit bedeutet; so möchte das französi- sche aimable auch am richtigsten durch das Gegentheil zu übersetzen seyn. -- Wa- rum sich aber, wie man leicht denken kann, unser französische Prinz nicht viel beküm- merte. Er hatte vor einiger Zeit das Gemälde der Prinzessin gesehen und dabey die Ver- sicherung erhalten: das Original übertreffe bey weitem die Kopie. Neben dieser Ausser- ordentlichkeit erfuhr er auch noch andere; welche ihm freylich an das Unglaubliche zu gränzen schienen. Es war nähmlich bewiesen; die Prin- zessin habe bis jetzt keinen Leibkutscher, Leibpagen oder Leibkammerdiener ge-
nehmen. Es ſieht bekanntlich dem aimable der Franzoſen ſo wenig aͤhnlich wie unſre Unendlichkeit der Jhrigen. Da die letztere eigentlich nur im Deutſchen End- lichkeit bedeutet; ſo moͤchte das franzoͤſi- ſche aimable auch am richtigſten durch das Gegentheil zu uͤberſetzen ſeyn. — Wa- rum ſich aber, wie man leicht denken kann, unſer franzoͤſiſche Prinz nicht viel bekuͤm- merte. Er hatte vor einiger Zeit das Gemaͤlde der Prinzeſſin geſehen und dabey die Ver- ſicherung erhalten: das Original uͤbertreffe bey weitem die Kopie. Neben dieſer Auſſer- ordentlichkeit erfuhr er auch noch andere; welche ihm freylich an das Unglaubliche zu graͤnzen ſchienen. Es war naͤhmlich bewieſen; die Prin- zeſſin habe bis jetzt keinen Leibkutſcher, Leibpagen oder Leibkammerdiener ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <p><pb facs="#f0123" n="119"/> nehmen. Es ſieht bekanntlich dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">aimable</hi></hi><lb/> der Franzoſen ſo wenig aͤhnlich wie unſre<lb/><hi rendition="#g">Unendlichkeit</hi> der Jhrigen. Da die<lb/> letztere eigentlich nur im Deutſchen <hi rendition="#g">End-<lb/> lichkeit</hi> bedeutet; ſo moͤchte das franzoͤſi-<lb/> ſche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">aimable</hi></hi> auch am richtigſten durch<lb/> das Gegentheil zu uͤberſetzen ſeyn. — Wa-<lb/> rum ſich aber, wie man leicht denken kann,<lb/> unſer franzoͤſiſche Prinz nicht viel bekuͤm-<lb/> merte.</p><lb/> <p>Er hatte vor einiger Zeit das Gemaͤlde<lb/> der Prinzeſſin geſehen und dabey die Ver-<lb/> ſicherung erhalten: das Original uͤbertreffe<lb/> bey weitem die Kopie. Neben dieſer Auſſer-<lb/> ordentlichkeit erfuhr er auch noch andere;<lb/> welche ihm freylich an das Unglaubliche<lb/> zu graͤnzen ſchienen.</p><lb/> <p>Es war naͤhmlich bewieſen; die Prin-<lb/> zeſſin habe bis jetzt keinen <hi rendition="#g">Leib</hi>kutſcher,<lb/><hi rendition="#g">Leib</hi>pagen oder <hi rendition="#g">Leib</hi>kammerdiener ge-<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [119/0123]
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der Franzoſen ſo wenig aͤhnlich wie unſre
Unendlichkeit der Jhrigen. Da die
letztere eigentlich nur im Deutſchen End-
lichkeit bedeutet; ſo moͤchte das franzoͤſi-
ſche aimable auch am richtigſten durch
das Gegentheil zu uͤberſetzen ſeyn. — Wa-
rum ſich aber, wie man leicht denken kann,
unſer franzoͤſiſche Prinz nicht viel bekuͤm-
merte.
Er hatte vor einiger Zeit das Gemaͤlde
der Prinzeſſin geſehen und dabey die Ver-
ſicherung erhalten: das Original uͤbertreffe
bey weitem die Kopie. Neben dieſer Auſſer-
ordentlichkeit erfuhr er auch noch andere;
welche ihm freylich an das Unglaubliche
zu graͤnzen ſchienen.
Es war naͤhmlich bewieſen; die Prin-
zeſſin habe bis jetzt keinen Leibkutſcher,
Leibpagen oder Leibkammerdiener ge-
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