[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.
Dero Vorfahren die Aussprüche des Gottes immer unter Blitz und Donner erhalten. Nur für den Pöbel ist dies ein Zeichen des göttlichen Unwillens; hier war es offenbar der größeren Feierlichkeit wegen. "Ja! Ja! -- fiel der Leibarzt ein -- Jhro Majestät können nicht glauben; wie viel auf eine vernünftige Exegese an- kömmt! -- -- "So! So!" -- antwortete der König und ging mit bedenklicher Miene in sein Kabinet. Eben so bedenklich schritt der Hofmarschall in das seinige, und wieder- hohlte vor dem Spiegel die Worte: "wi- der ihren Willen soll sie lieben!"-- "O Gott wenn ich hoffen dürfte! -- fuhr er fort, indem er mit Hülfe eines klei- neren Spiegels, sein Profil etwas näher in Augenschein nahm -- "Aber das ver- dammte Opium hat mich ganz fürchterlich
Dero Vorfahren die Ausſpruͤche des Gottes immer unter Blitz und Donner erhalten. Nur fuͤr den Poͤbel iſt dies ein Zeichen des goͤttlichen Unwillens; hier war es offenbar der groͤßeren Feierlichkeit wegen. »Ja! Ja! — fiel der Leibarzt ein — Jhro Majeſtaͤt koͤnnen nicht glauben; wie viel auf eine vernuͤnftige Exegeſe an- koͤmmt! — — »So! So!« — antwortete der Koͤnig und ging mit bedenklicher Miene in ſein Kabinet. Eben ſo bedenklich ſchritt der Hofmarſchall in das ſeinige, und wieder- hohlte vor dem Spiegel die Worte: »wi- der ihren Willen ſoll ſie lieben!«— »O Gott wenn ich hoffen duͤrfte! — fuhr er fort, indem er mit Huͤlfe eines klei- neren Spiegels, ſein Profil etwas naͤher in Augenſchein nahm — »Aber das ver- dammte Opium hat mich ganz fuͤrchterlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <p><pb facs="#f0120" n="116"/> Dero Vorfahren die Ausſpruͤche des Gottes<lb/> immer unter Blitz und Donner erhalten.<lb/> Nur fuͤr den Poͤbel iſt dies ein Zeichen des<lb/> goͤttlichen Unwillens; hier war es offenbar<lb/> der groͤßeren Feierlichkeit wegen.</p><lb/> <p>»Ja! Ja! — fiel der Leibarzt ein —<lb/> Jhro Majeſtaͤt koͤnnen nicht glauben; wie<lb/> viel auf eine vernuͤnftige Exegeſe an-<lb/> koͤmmt! — —</p><lb/> <p>»So! So!« — antwortete der Koͤnig<lb/> und ging mit bedenklicher Miene in ſein<lb/> Kabinet. Eben ſo bedenklich ſchritt der<lb/> Hofmarſchall in das ſeinige, und wieder-<lb/> hohlte vor dem Spiegel die Worte: »<hi rendition="#g">wi-<lb/> der ihren Willen ſoll ſie lieben</hi>!«—</p><lb/> <p>»O Gott wenn ich hoffen duͤrfte! —<lb/> fuhr er fort, indem er mit Huͤlfe eines klei-<lb/> neren Spiegels, ſein Profil etwas naͤher<lb/> in Augenſchein nahm — »Aber das ver-<lb/> dammte Opium hat mich ganz fuͤrchterlich<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [116/0120]
Dero Vorfahren die Ausſpruͤche des Gottes
immer unter Blitz und Donner erhalten.
Nur fuͤr den Poͤbel iſt dies ein Zeichen des
goͤttlichen Unwillens; hier war es offenbar
der groͤßeren Feierlichkeit wegen.
»Ja! Ja! — fiel der Leibarzt ein —
Jhro Majeſtaͤt koͤnnen nicht glauben; wie
viel auf eine vernuͤnftige Exegeſe an-
koͤmmt! — —
»So! So!« — antwortete der Koͤnig
und ging mit bedenklicher Miene in ſein
Kabinet. Eben ſo bedenklich ſchritt der
Hofmarſchall in das ſeinige, und wieder-
hohlte vor dem Spiegel die Worte: »wi-
der ihren Willen ſoll ſie lieben!«—
»O Gott wenn ich hoffen duͤrfte! —
fuhr er fort, indem er mit Huͤlfe eines klei-
neren Spiegels, ſein Profil etwas naͤher
in Augenſchein nahm — »Aber das ver-
dammte Opium hat mich ganz fuͤrchterlich
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Zitationshilfe: | [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/120>, abgerufen am 25.07.2024. |