Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.endlich die Orangenbäume, amerikanischen Aloen, und brasilianischen Palmen, die einen Theil der Vorstädte umgeben. Alles versetzt den Beschauer in eine neue Welt. Nicht minder staunt er diese fremden, schwarzbraunen Gesichter, mit ihren brennenden Augen, starken tiefen Zügen, und lebhaftem Minenspiel an. Als wir die Anker geworfen hatten, erschien wie gewöhnlich die Gesundheitskommission. Diese Förmlichkeit ward indessen in wenig Minuten abgethan. Ich fuhr sogleich ans Land, und begab mich in unser Lager, das im königlichen Park von Belem aufgeschlagen war. Hier nahm ich von meinem Zelte Besitz, und suchte dann, da es gerade Essenszeit war, den Regimentstisch auf. Meine Cameraden hatten nämlich denselben in ein altes, verfallenes Haus verlegt, das sich in dem Bezirke des Lagers befand. Einer unserer Soldaten geleitete mich dahin. Am folgenden Morgen machte ich mit einigen Cameraden, eine Partie nach Lissabon. Der Weg läuft von der Brücke von Alkantara, immer durch die Vorstädte hin, eine einzige große lange Straße, voll Gewühl und Lebendigkeit. Die malerische Kleidung der Landleute, die Calesins mit bebüschten Maulthieren bespannt; die Ochsenkarren, plump, und quitschend, wie zu der Römer Zeit, die langen Züge von beladenen Mulos (Maulthiere) mit ihren kupfernen Glocken; die Wasserträger und Limonadenverkäufer; die Mönche und Geistlichen von jeder Farbe und jeder Art, die Neger und Negerinnen, bald halb nackend, bald in Livreen und Modetracht. Alles war neu, befremdend, und karakteristisch für mich. Auf dem kleinen St. Paulsplatze traten wir endlich in ein zierliches Kaffeehaus. Es hatte die Aussicht auf den Kay und den Hafen; beide lagen in vollem Sonnenschein. Alles war hier Leben, Bewegung, und Fröhlichkeit. Während wir unser Frühstück einnahmen, sahen wir dem regen Getümmel mit großem Vergnügen zu. Gleich unter unserem Fenster befanden sich fünf bis sechs marokkanische Lastträger, deren es in Lissabon eine ziemliche Anzahl gibt. Ihre herkulischen Gestalten, ihre braunen, afrikanischen Gesichter, und die ungeheuere Stärke, womit sie die schwersten Ballen aufluden und forttrugen, alles setze uns wahrhaft in Verwunderung. Der Hafen selbst bot ein äußerst lebendiges endlich die Orangenbäume, amerikanischen Aloen, und brasilianischen Palmen, die einen Theil der Vorstädte umgeben. Alles versetzt den Beschauer in eine neue Welt. Nicht minder staunt er diese fremden, schwarzbraunen Gesichter, mit ihren brennenden Augen, starken tiefen Zügen, und lebhaftem Minenspiel an. Als wir die Anker geworfen hatten, erschien wie gewöhnlich die Gesundheitskommission. Diese Förmlichkeit ward indessen in wenig Minuten abgethan. Ich fuhr sogleich ans Land, und begab mich in unser Lager, das im königlichen Park von Belem aufgeschlagen war. Hier nahm ich von meinem Zelte Besitz, und suchte dann, da es gerade Essenszeit war, den Regimentstisch auf. Meine Cameraden hatten nämlich denselben in ein altes, verfallenes Haus verlegt, das sich in dem Bezirke des Lagers befand. Einer unserer Soldaten geleitete mich dahin. Am folgenden Morgen machte ich mit einigen Cameraden, eine Partie nach Lissabon. Der Weg läuft von der Brücke von Alkantara, immer durch die Vorstädte hin, eine einzige große lange Straße, voll Gewühl und Lebendigkeit. Die malerische Kleidung der Landleute, die Calesins mit bebüschten Maulthieren bespannt; die Ochsenkarren, plump, und quitschend, wie zu der Römer Zeit, die langen Züge von beladenen Mulos (Maulthiere) mit ihren kupfernen Glocken; die Wasserträger und Limonadenverkäufer; die Mönche und Geistlichen von jeder Farbe und jeder Art, die Neger und Negerinnen, bald halb nackend, bald in Livreen und Modetracht. Alles war neu, befremdend, und karakteristisch für mich. Auf dem kleinen St. Paulsplatze traten wir endlich in ein zierliches Kaffeehaus. Es hatte die Aussicht auf den Kay und den Hafen; beide lagen in vollem Sonnenschein. Alles war hier Leben, Bewegung, und Fröhlichkeit. Während wir unser Frühstück einnahmen, sahen wir dem regen Getümmel mit großem Vergnügen zu. Gleich unter unserem Fenster befanden sich fünf bis sechs marokkanische Lastträger, deren es in Lissabon eine ziemliche Anzahl gibt. Ihre herkulischen Gestalten, ihre braunen, afrikanischen Gesichter, und die ungeheuere Stärke, womit sie die schwersten Ballen aufluden und forttrugen, alles setze uns wahrhaft in Verwunderung. Der Hafen selbst bot ein äußerst lebendiges <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0068" n="64"/> endlich die Orangenbäume, amerikanischen Aloen, und brasilianischen Palmen, die einen Theil der Vorstädte umgeben. Alles versetzt den Beschauer in eine neue Welt. Nicht minder staunt er diese fremden, schwarzbraunen Gesichter, mit ihren brennenden Augen, starken tiefen Zügen, und lebhaftem Minenspiel an. Als wir die Anker geworfen hatten, erschien wie gewöhnlich die Gesundheitskommission. Diese Förmlichkeit ward indessen in wenig Minuten abgethan. Ich fuhr sogleich ans Land, und begab mich in unser Lager, das im königlichen Park von Belem aufgeschlagen war. Hier nahm ich von meinem Zelte Besitz, und suchte dann, da es gerade Essenszeit war, den Regimentstisch auf. Meine Cameraden hatten nämlich denselben in ein altes, verfallenes Haus verlegt, das sich in dem Bezirke des Lagers befand. Einer unserer Soldaten geleitete mich dahin.</p><lb/> <p>Am folgenden Morgen machte ich mit einigen Cameraden, eine Partie nach Lissabon. Der Weg läuft von der Brücke von Alkantara, immer durch die Vorstädte hin, eine einzige große lange Straße, voll Gewühl und Lebendigkeit. Die malerische Kleidung der Landleute, die Calesins mit bebüschten Maulthieren bespannt; die Ochsenkarren, plump, und quitschend, wie zu der Römer Zeit, die langen Züge von beladenen Mulos (Maulthiere) mit ihren kupfernen Glocken; die Wasserträger und Limonadenverkäufer; die Mönche und Geistlichen von jeder Farbe und jeder Art, die Neger und Negerinnen, bald halb nackend, bald in Livreen und Modetracht. Alles war neu, befremdend, und karakteristisch für mich. Auf dem kleinen St. Paulsplatze traten wir endlich in ein zierliches Kaffeehaus. Es hatte die Aussicht auf den Kay und den Hafen; beide lagen in vollem Sonnenschein. Alles war hier Leben, Bewegung, und Fröhlichkeit. Während wir unser Frühstück einnahmen, sahen wir dem regen Getümmel mit großem Vergnügen zu. Gleich unter unserem Fenster befanden sich fünf bis sechs marokkanische Lastträger, deren es in Lissabon eine ziemliche Anzahl gibt. Ihre herkulischen Gestalten, ihre braunen, afrikanischen Gesichter, und die ungeheuere Stärke, womit sie die schwersten Ballen aufluden und forttrugen, alles setze uns wahrhaft in Verwunderung. Der Hafen selbst bot ein äußerst lebendiges<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0068]
endlich die Orangenbäume, amerikanischen Aloen, und brasilianischen Palmen, die einen Theil der Vorstädte umgeben. Alles versetzt den Beschauer in eine neue Welt. Nicht minder staunt er diese fremden, schwarzbraunen Gesichter, mit ihren brennenden Augen, starken tiefen Zügen, und lebhaftem Minenspiel an. Als wir die Anker geworfen hatten, erschien wie gewöhnlich die Gesundheitskommission. Diese Förmlichkeit ward indessen in wenig Minuten abgethan. Ich fuhr sogleich ans Land, und begab mich in unser Lager, das im königlichen Park von Belem aufgeschlagen war. Hier nahm ich von meinem Zelte Besitz, und suchte dann, da es gerade Essenszeit war, den Regimentstisch auf. Meine Cameraden hatten nämlich denselben in ein altes, verfallenes Haus verlegt, das sich in dem Bezirke des Lagers befand. Einer unserer Soldaten geleitete mich dahin.
Am folgenden Morgen machte ich mit einigen Cameraden, eine Partie nach Lissabon. Der Weg läuft von der Brücke von Alkantara, immer durch die Vorstädte hin, eine einzige große lange Straße, voll Gewühl und Lebendigkeit. Die malerische Kleidung der Landleute, die Calesins mit bebüschten Maulthieren bespannt; die Ochsenkarren, plump, und quitschend, wie zu der Römer Zeit, die langen Züge von beladenen Mulos (Maulthiere) mit ihren kupfernen Glocken; die Wasserträger und Limonadenverkäufer; die Mönche und Geistlichen von jeder Farbe und jeder Art, die Neger und Negerinnen, bald halb nackend, bald in Livreen und Modetracht. Alles war neu, befremdend, und karakteristisch für mich. Auf dem kleinen St. Paulsplatze traten wir endlich in ein zierliches Kaffeehaus. Es hatte die Aussicht auf den Kay und den Hafen; beide lagen in vollem Sonnenschein. Alles war hier Leben, Bewegung, und Fröhlichkeit. Während wir unser Frühstück einnahmen, sahen wir dem regen Getümmel mit großem Vergnügen zu. Gleich unter unserem Fenster befanden sich fünf bis sechs marokkanische Lastträger, deren es in Lissabon eine ziemliche Anzahl gibt. Ihre herkulischen Gestalten, ihre braunen, afrikanischen Gesichter, und die ungeheuere Stärke, womit sie die schwersten Ballen aufluden und forttrugen, alles setze uns wahrhaft in Verwunderung. Der Hafen selbst bot ein äußerst lebendiges
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/68 |
Zitationshilfe: | Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/68>, abgerufen am 30.07.2024. |