Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

ner Angst nicht anders vorkomme / als sehe er seinen GOtt vor Augen. Wie dorten der Hagar / als sie bey ihrem und ihres Sohnes Durst in der grössesten Betrübniß saß / und ihr und ihres Kindes Leben schon hingegeben hatte /Gen. XXI, 16. 19: durch GOttes sonderbahre Güte ein Wasser-Brunn in die Augen fiel / dahin sie gehen / ihre Flaschen füllen / und sich und ihren Knaben träncken kunte / so thut auch hier der gütige GOtt dem König David die Augen auf / daß er ihn als den Brunn des lebendigen Wassers ersiehet / und daraus seine lechzende Seele träncken und erquicken kan. Ach GOtt wil er sagen / du bist es / des ich begehre / du bist es / der meinen Durst kan löschen / nach dir schreyet / nach dir sehnet sich meine Seele; Mein Scepter / meine Krone / wenn ich sie gleich ruhig tragen könte / würde es doch nicht ausrichten / und wenn ich alle Glückseeligkeiten dieser Welt bey einander hätte / wäre meiner Seelen nicht damit geholffen; alles dasjenige was die Welt hat / ist nicht wehrt daß man ein Wort darum verliere / geschweige denn daß man darnach schreyen solle; Drum GOTT nach dir schreyet meine Seele / sie schreyet aber / wie ein Hirsch schreyet aus hefftigen Durst; Meine Seele dürstet nach GOTT nach dem lebendigenEs. XXXVIII, 17. GOTT. Er schreibt abermahl den Durst der Seelen zu / weil dieselbe die rechte Empfindung hatte von dem was David fehlete / und folglich auch am meisten bekümmert war dasselbe anzuschaffen / und seiner theilhafftig zu werden.

Der Durst eines Menschen deutet zuforderst an einen Mangel dessen / womit dieses Leyden zu stillen / denn auch eine hefftige Begierde / dessen hab-und theilhafftig zu werden / so findet sichs in der Seelen Davids; da wird zum öfftern der Mangel lebendigen Trostes sehr groß / daß er sagt: Meine Seele will sich nicht tröstenPs. LXXVII, 3. lassen; Es gieng ihm wie dem Hiskia daß ihm

ner Angst nicht anders vorkomme / als sehe er seinen GOtt vor Augen. Wie dorten der Hagar / als sie bey ihrem und ihres Sohnes Durst in der grössesten Betrübniß saß / und ihr und ihres Kindes Leben schon hingegeben hatte /Gen. XXI, 16. 19: durch GOttes sonderbahre Güte ein Wasser-Brunn in die Augen fiel / dahin sie gehen / ihre Flaschen füllen / und sich und ihren Knaben träncken kunte / so thut auch hier der gütige GOtt dem König David die Augen auf / daß er ihn als den Brunn des lebendigen Wassers ersiehet / und daraus seine lechzende Seele träncken und erquicken kan. Ach GOtt wil er sagen / du bist es / des ich begehre / du bist es / der meinen Durst kan löschen / nach dir schreyet / nach dir sehnet sich meine Seele; Mein Scepter / meine Krone / wenn ich sie gleich ruhig tragen könte / würde es doch nicht ausrichten / und wenn ich alle Glückseeligkeiten dieser Welt bey einander hätte / wäre meiner Seelen nicht damit geholffen; alles dasjenige was die Welt hat / ist nicht wehrt daß man ein Wort darum verliere / geschweige denn daß man darnach schreyen solle; Drum GOTT nach dir schreyet meine Seele / sie schreyet aber / wie ein Hirsch schreyet aus hefftigen Durst; Meine Seele dürstet nach GOTT nach dem lebendigenEs. XXXVIII, 17. GOTT. Er schreibt abermahl den Durst der Seelen zu / weil dieselbe die rechte Empfindung hatte von dem was David fehlete / und folglich auch am meisten bekümmert war dasselbe anzuschaffen / und seiner theilhafftig zu werden.

Der Durst eines Menschen deutet zuforderst an einen Mangel dessen / womit dieses Leyden zu stillen / denn auch eine hefftige Begierde / dessen hab-und theilhafftig zu werden / so findet sichs in der Seelen Davids; da wird zum öfftern der Mangel lebendigen Trostes sehr groß / daß er sagt: Meine Seele will sich nicht tröstenPs. LXXVII, 3. lassen; Es gieng ihm wie dem Hiskia daß ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0019" n="13"/>
ner                      Angst nicht anders vorkomme / als sehe er seinen GOtt vor Augen. Wie dorten der                      Hagar / als sie bey ihrem und ihres Sohnes Durst in der grössesten Betrübniß saß                      / und ihr und ihres Kindes Leben schon hingegeben hatte /<note place="right"><hi rendition="#i">Gen. XXI, 16. 19:</hi></note> durch                      GOttes sonderbahre Güte ein Wasser-Brunn in die Augen fiel / dahin sie gehen /                      ihre Flaschen füllen / und sich und ihren Knaben träncken kunte / so thut auch                      hier der gütige GOtt dem König David die Augen auf / daß er ihn als den Brunn                      des lebendigen Wassers ersiehet / und daraus seine lechzende Seele träncken und                      erquicken kan. Ach GOtt wil er sagen / du bist es / des ich begehre / du bist es                      / der meinen Durst kan löschen / nach dir schreyet / nach dir sehnet sich meine                      Seele; Mein Scepter / meine Krone / wenn ich sie gleich ruhig tragen könte /                      würde es doch nicht ausrichten / und wenn ich alle Glückseeligkeiten dieser Welt                      bey einander hätte / wäre meiner Seelen nicht damit geholffen; alles dasjenige                      was die Welt hat / ist nicht wehrt daß man ein Wort darum verliere / geschweige                      denn daß man darnach schreyen solle; Drum GOTT nach dir schreyet meine Seele /                      sie schreyet aber / wie ein Hirsch schreyet aus hefftigen Durst; Meine Seele                      dürstet nach GOTT nach dem lebendigen<note place="right"><hi rendition="#i">Es. XXXVIII, 17.</hi></note> GOTT. Er schreibt abermahl                      den Durst der Seelen zu / weil dieselbe die rechte Empfindung hatte von dem was                      David fehlete / und folglich auch am meisten bekümmert war dasselbe anzuschaffen                      / und seiner theilhafftig zu werden.</p>
        <p>Der Durst eines Menschen deutet zuforderst an einen Mangel dessen / womit dieses                      Leyden zu stillen / denn auch eine hefftige Begierde / dessen hab-und                      theilhafftig zu werden / so findet sichs in der Seelen Davids; da wird zum                      öfftern der Mangel lebendigen Trostes sehr groß / daß er sagt: Meine Seele will                      sich nicht trösten<note place="right"><hi rendition="#i">Ps. LXXVII,                              3.</hi></note> lassen; Es gieng ihm wie dem Hiskia daß ihm
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0019] ner Angst nicht anders vorkomme / als sehe er seinen GOtt vor Augen. Wie dorten der Hagar / als sie bey ihrem und ihres Sohnes Durst in der grössesten Betrübniß saß / und ihr und ihres Kindes Leben schon hingegeben hatte / durch GOttes sonderbahre Güte ein Wasser-Brunn in die Augen fiel / dahin sie gehen / ihre Flaschen füllen / und sich und ihren Knaben träncken kunte / so thut auch hier der gütige GOtt dem König David die Augen auf / daß er ihn als den Brunn des lebendigen Wassers ersiehet / und daraus seine lechzende Seele träncken und erquicken kan. Ach GOtt wil er sagen / du bist es / des ich begehre / du bist es / der meinen Durst kan löschen / nach dir schreyet / nach dir sehnet sich meine Seele; Mein Scepter / meine Krone / wenn ich sie gleich ruhig tragen könte / würde es doch nicht ausrichten / und wenn ich alle Glückseeligkeiten dieser Welt bey einander hätte / wäre meiner Seelen nicht damit geholffen; alles dasjenige was die Welt hat / ist nicht wehrt daß man ein Wort darum verliere / geschweige denn daß man darnach schreyen solle; Drum GOTT nach dir schreyet meine Seele / sie schreyet aber / wie ein Hirsch schreyet aus hefftigen Durst; Meine Seele dürstet nach GOTT nach dem lebendigen GOTT. Er schreibt abermahl den Durst der Seelen zu / weil dieselbe die rechte Empfindung hatte von dem was David fehlete / und folglich auch am meisten bekümmert war dasselbe anzuschaffen / und seiner theilhafftig zu werden. Gen. XXI, 16. 19: Es. XXXVIII, 17. Der Durst eines Menschen deutet zuforderst an einen Mangel dessen / womit dieses Leyden zu stillen / denn auch eine hefftige Begierde / dessen hab-und theilhafftig zu werden / so findet sichs in der Seelen Davids; da wird zum öfftern der Mangel lebendigen Trostes sehr groß / daß er sagt: Meine Seele will sich nicht trösten lassen; Es gieng ihm wie dem Hiskia daß ihm Ps. LXXVII, 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/19
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/19>, abgerufen am 24.04.2024.