Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

von denen Hirschen an sich gezogene / und verschluckte Schlangen als eine Ursach seines Durstes angeben; massen sothaner Schlangen-Gifft eine hefftige Hitze / und folglich den Durst bey ihnen erwecken müssen. Diese Meynung kan zwar in der application des Gleichnisses gute Gedancken geben; indem freylich mit den Genuß der verbotenen Frucht der Mensch den sündlichen Schlangen-Gifft eingesogen / und wenn er dessen Hitze fühlet / Ursache hat nach Trost und Hülffe zu dürsten / und ein sehnliches Verlangen zu tragen. Ob sie aber in der Natur gegründet / lassen wir dahin gestellet seyn. Indessen darff es keines Beweises / daß die starcke Sommer-Hitze einen Hirsch voraus in weitläufftigen dürren Heyden lechtzen und durstig mache. Noch mehr kan dazu helffen wenn Jäger und Hunde den Hirsch verfolgen / und im Walde und Feldern weitlich umtreiben. Da muß das arme Thier verhitzet werden / und so viel der trockene Gaumen zulässet / durch hefftiges Schreyen seinen Durst zu erkennen geben. Und zwar einen so hefftigen Durst / welchen nicht etwa ein wenig zusammen gelauffenes Wasser stillen könne / sondern / wie es in der Sprache des heiligen Geistes lautet: Gantze Bäche oder Quellen frischen Wassers möchte er vor hefftigen Durst verschlucken. Nun mit einen solchen durstenden und nach Wasser schreyenden Hirsch vergleicht sich David in seiner GOttes-Begierde; Also / spricht er / schreyet meine Seele GOtt zu dir.

Wird ein Hirsch / wie vor gedacht durch die hefftige Sonnen-Hitze / und durch das Herumtreiben der Jäger und Hunde ausgehelliget / und zu solchem Durst gebracht / daß er nach Wasser schreyen muß / so hat es gewiß dem König David die Hitze der vielfältigen Trübsalen / und mehrmahlen die das Hertz recht angreiffende Sünden-Angst / nicht weniger die Zunöthigungen und Bedrängnissen seiner Feinde und Verfolger so nahe gele-

von denen Hirschen an sich gezogene / und verschluckte Schlangen als eine Ursach seines Durstes angeben; massen sothaner Schlangen-Gifft eine hefftige Hitze / und folglich den Durst bey ihnen erwecken müssen. Diese Meynung kan zwar in der application des Gleichnisses gute Gedancken geben; indem freylich mit den Genuß der verbotenen Frucht der Mensch den sündlichen Schlangen-Gifft eingesogen / und wenn er dessen Hitze fühlet / Ursache hat nach Trost und Hülffe zu dürsten / und ein sehnliches Verlangen zu tragen. Ob sie aber in der Natur gegründet / lassen wir dahin gestellet seyn. Indessen darff es keines Beweises / daß die starcke Sommer-Hitze einen Hirsch voraus in weitläufftigen dürren Heyden lechtzen und durstig mache. Noch mehr kan dazu helffen wenn Jäger und Hunde den Hirsch verfolgen / und im Walde und Feldern weitlich umtreiben. Da muß das arme Thier verhitzet werden / und so viel der trockene Gaumen zulässet / durch hefftiges Schreyen seinen Durst zu erkennen geben. Und zwar einen so hefftigen Durst / welchen nicht etwa ein wenig zusammen gelauffenes Wasser stillen könne / sondern / wie es in der Sprache des heiligen Geistes lautet: Gantze Bäche oder Quellen frischen Wassers möchte er vor hefftigen Durst verschlucken. Nun mit einen solchen durstenden und nach Wasser schreyenden Hirsch vergleicht sich David in seiner GOttes-Begierde; Also / spricht er / schreyet meine Seele GOtt zu dir.

Wird ein Hirsch / wie vor gedacht durch die hefftige Sonnen-Hitze / und durch das Herumtreiben der Jäger und Hunde ausgehelliget / und zu solchem Durst gebracht / daß er nach Wasser schreyen muß / so hat es gewiß dem König David die Hitze der vielfältigen Trübsalen / und mehrmahlen die das Hertz recht angreiffende Sünden-Angst / nicht weniger die Zunöthigungen und Bedrängnissen seiner Feinde und Verfolger so nahe gele-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0017" n="11"/>
von denen Hirschen an                      sich gezogene / und verschluckte Schlangen als eine Ursach seines Durstes                      angeben; massen sothaner Schlangen-Gifft eine hefftige Hitze / und folglich den                      Durst bey ihnen erwecken müssen. Diese Meynung kan zwar in der application des                      Gleichnisses gute Gedancken geben; indem freylich mit den Genuß der verbotenen                      Frucht der Mensch den sündlichen Schlangen-Gifft eingesogen / und wenn er dessen                      Hitze fühlet / Ursache hat nach Trost und Hülffe zu dürsten / und ein sehnliches                      Verlangen zu tragen. Ob sie aber in der Natur gegründet / lassen wir dahin                      gestellet seyn. Indessen darff es keines Beweises / daß die starcke Sommer-Hitze                      einen Hirsch voraus in weitläufftigen dürren Heyden lechtzen und durstig mache.                      Noch mehr kan dazu helffen wenn Jäger und Hunde den Hirsch verfolgen / und im                      Walde und Feldern weitlich umtreiben. Da muß das arme Thier verhitzet werden /                      und so viel der trockene Gaumen zulässet / durch hefftiges Schreyen seinen Durst                      zu erkennen geben. Und zwar einen so hefftigen Durst / welchen nicht etwa ein                      wenig zusammen gelauffenes Wasser stillen könne / sondern / wie es in der                      Sprache des heiligen Geistes lautet: Gantze Bäche oder Quellen frischen Wassers                      möchte er vor hefftigen Durst verschlucken. Nun mit einen solchen durstenden und                      nach Wasser schreyenden Hirsch vergleicht sich David in seiner GOttes-Begierde;                      Also / spricht er / schreyet meine Seele GOtt zu dir.</p>
        <p>Wird ein Hirsch / wie vor gedacht durch die hefftige Sonnen-Hitze / und durch das                      Herumtreiben der Jäger und Hunde ausgehelliget / und zu solchem Durst gebracht /                      daß er nach Wasser schreyen muß / so hat es gewiß dem König David die Hitze der                      vielfältigen Trübsalen / und mehrmahlen die das Hertz recht angreiffende                      Sünden-Angst / nicht weniger die Zunöthigungen und Bedrängnissen seiner Feinde                      und Verfolger so nahe gele-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0017] von denen Hirschen an sich gezogene / und verschluckte Schlangen als eine Ursach seines Durstes angeben; massen sothaner Schlangen-Gifft eine hefftige Hitze / und folglich den Durst bey ihnen erwecken müssen. Diese Meynung kan zwar in der application des Gleichnisses gute Gedancken geben; indem freylich mit den Genuß der verbotenen Frucht der Mensch den sündlichen Schlangen-Gifft eingesogen / und wenn er dessen Hitze fühlet / Ursache hat nach Trost und Hülffe zu dürsten / und ein sehnliches Verlangen zu tragen. Ob sie aber in der Natur gegründet / lassen wir dahin gestellet seyn. Indessen darff es keines Beweises / daß die starcke Sommer-Hitze einen Hirsch voraus in weitläufftigen dürren Heyden lechtzen und durstig mache. Noch mehr kan dazu helffen wenn Jäger und Hunde den Hirsch verfolgen / und im Walde und Feldern weitlich umtreiben. Da muß das arme Thier verhitzet werden / und so viel der trockene Gaumen zulässet / durch hefftiges Schreyen seinen Durst zu erkennen geben. Und zwar einen so hefftigen Durst / welchen nicht etwa ein wenig zusammen gelauffenes Wasser stillen könne / sondern / wie es in der Sprache des heiligen Geistes lautet: Gantze Bäche oder Quellen frischen Wassers möchte er vor hefftigen Durst verschlucken. Nun mit einen solchen durstenden und nach Wasser schreyenden Hirsch vergleicht sich David in seiner GOttes-Begierde; Also / spricht er / schreyet meine Seele GOtt zu dir. Wird ein Hirsch / wie vor gedacht durch die hefftige Sonnen-Hitze / und durch das Herumtreiben der Jäger und Hunde ausgehelliget / und zu solchem Durst gebracht / daß er nach Wasser schreyen muß / so hat es gewiß dem König David die Hitze der vielfältigen Trübsalen / und mehrmahlen die das Hertz recht angreiffende Sünden-Angst / nicht weniger die Zunöthigungen und Bedrängnissen seiner Feinde und Verfolger so nahe gele-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/17
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/17>, abgerufen am 22.11.2024.