Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.leben / und die Pachts-weise angenommene Haußhaltung zu Jeringsdorff / und nachmahls zu Hornhausen rühmlich führen können. Wehrender Zeit fieng er auch an glücklich selbander zu leben / und GOtt segnete dieses Leben dergestalt / daß Er nach Erzeugung 5. wol anlassender Kinder selb 7. geliebet hat. Auch fieng er endlich alhier ein Bürgerliches Leben an. In solchem Leben lebte er redlich / auffrichtig / und die Ihn gekandt / müssen Ihm rühmlich nachsagen / daß es ihm lieb gewesen / wenn Er jemand hat dienen können. Wenn ich hier wäre aufgetretten / sein Leben nach den Zehen Geboten zu examiniren / so müste ich auch der Fehltritte gedencken / die Er in seinem Leben gethan / so aber rede ich nur / was zu seinen Lobe dienet / M. H. A. zu zeigen / daß der Sehlige der Mühe noch wol wehrt gewesen / die sie Ihnen seinetwegen nehmen wollen. Indessen finde ich doch in allen jetzt-erzehlten Lebens-Arten kein wahres Leben / sondern muß von allen sagen: In vita mors; In solchen Leben war was Sterbliches. Solte ich aus Seinem Nahmen hierzu ein Bild erwehlen / so müste es ein Haspel seyn / mit der Beyschrifft: Wer wil zweiffeln / daß nicht Sein Haußwesen so wol auf dem Lande als in der Stadt manchen Leyd-und Freuden-Wechsel unterworffen gewesen / und Sein Glück sich bald so / bald so herum gedrehet. Und wäre es ein wahres Leben gewesen / so hätte es kein Ende genommen / so aber hat eins nach dem andern aufgehöret / und jetzo hat uns sein Sarck noch zu guter letzt zugeruffen: In vita mors, Der jetzund todt hier liegt / dem hat sein vorig Leben Den Ursprung schon vorlängst zu seinen Tod gegeben.leben / und die Pachts-weise angenommene Haußhaltung zu Jeringsdorff / und nachmahls zu Hornhausen rühmlich führen können. Wehrender Zeit fieng er auch an glücklich selbander zu leben / und GOtt segnete dieses Leben dergestalt / daß Er nach Erzeugung 5. wol anlassender Kinder selb 7. geliebet hat. Auch fieng er endlich alhier ein Bürgerliches Leben an. In solchem Leben lebte er redlich / auffrichtig / und die Ihn gekandt / müssen Ihm rühmlich nachsagen / daß es ihm lieb gewesen / wenn Er jemand hat dienen können. Wenn ich hier wäre aufgetretten / sein Leben nach den Zehen Geboten zu examiniren / so müste ich auch der Fehltritte gedencken / die Er in seinem Leben gethan / so aber rede ich nur / was zu seinen Lobe dienet / M. H. A. zu zeigen / daß der Sehlige der Mühe noch wol wehrt gewesen / die sie Ihnen seinetwegen nehmen wollen. Indessen finde ich doch in allen jetzt-erzehlten Lebens-Arten kein wahres Leben / sondern muß von allen sagen: In vita mors; In solchen Leben war was Sterbliches. Solte ich aus Seinem Nahmen hierzu ein Bild erwehlen / so müste es ein Haspel seyn / mit der Beyschrifft: Wer wil zweiffeln / daß nicht Sein Haußwesen so wol auf dem Lande als in der Stadt manchen Leyd-und Freuden-Wechsel unterworffen gewesen / und Sein Glück sich bald so / bald so herum gedrehet. Und wäre es ein wahres Leben gewesen / so hätte es kein Ende genommen / so aber hat eins nach dem andern aufgehöret / und jetzo hat uns sein Sarck noch zu guter letzt zugeruffen: In vita mors, Der jetzund todt hier liegt / dem hat sein vorig Leben Den Ursprung schon vorlängst zu seinen Tod gegeben.<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0097" n="91"/> leben / und die Pachts-weise angenommene Haußhaltung zu Jeringsdorff / und nachmahls zu Hornhausen rühmlich führen können. Wehrender Zeit fieng er auch an glücklich selbander zu leben / und GOtt segnete dieses Leben dergestalt / daß Er nach Erzeugung 5. wol anlassender Kinder selb 7. geliebet hat. Auch fieng er endlich alhier ein Bürgerliches Leben an. In solchem Leben lebte er redlich / auffrichtig / und die Ihn gekandt / müssen Ihm rühmlich nachsagen / daß es ihm lieb gewesen / wenn Er jemand hat dienen können. Wenn ich hier wäre aufgetretten / sein Leben nach den Zehen Geboten zu examiniren / so müste ich auch der Fehltritte gedencken / die Er in seinem Leben gethan / so aber rede ich nur / was zu seinen Lobe dienet / M. H. A. zu zeigen / daß der Sehlige der Mühe noch wol wehrt gewesen / die sie Ihnen seinetwegen nehmen wollen. Indessen finde ich doch in allen jetzt-erzehlten Lebens-Arten kein wahres Leben / sondern muß von allen sagen: In vita mors; In solchen Leben war was Sterbliches. Solte ich aus Seinem Nahmen hierzu ein Bild erwehlen / so müste es ein Haspel seyn / mit der Beyschrifft:</p> <l>Per orbes, Was in dem Leben ist / besteht aus lauter Kreysen / Das jetzund oben ist / wird sich bald unten weisen.</l> <p>Wer wil zweiffeln / daß nicht Sein Haußwesen so wol auf dem Lande als in der Stadt manchen Leyd-und Freuden-Wechsel unterworffen gewesen / und Sein Glück sich bald so / bald so herum gedrehet. Und wäre es ein wahres Leben gewesen / so hätte es kein Ende genommen / so aber hat eins nach dem andern aufgehöret / und jetzo hat uns sein Sarck noch zu guter letzt zugeruffen:</p> <l>In vita mors, Der jetzund todt hier liegt / dem hat sein vorig Leben Den Ursprung schon vorlängst zu seinen Tod gegeben.</l> </div> </body> </text> </TEI> [91/0097]
leben / und die Pachts-weise angenommene Haußhaltung zu Jeringsdorff / und nachmahls zu Hornhausen rühmlich führen können. Wehrender Zeit fieng er auch an glücklich selbander zu leben / und GOtt segnete dieses Leben dergestalt / daß Er nach Erzeugung 5. wol anlassender Kinder selb 7. geliebet hat. Auch fieng er endlich alhier ein Bürgerliches Leben an. In solchem Leben lebte er redlich / auffrichtig / und die Ihn gekandt / müssen Ihm rühmlich nachsagen / daß es ihm lieb gewesen / wenn Er jemand hat dienen können. Wenn ich hier wäre aufgetretten / sein Leben nach den Zehen Geboten zu examiniren / so müste ich auch der Fehltritte gedencken / die Er in seinem Leben gethan / so aber rede ich nur / was zu seinen Lobe dienet / M. H. A. zu zeigen / daß der Sehlige der Mühe noch wol wehrt gewesen / die sie Ihnen seinetwegen nehmen wollen. Indessen finde ich doch in allen jetzt-erzehlten Lebens-Arten kein wahres Leben / sondern muß von allen sagen: In vita mors; In solchen Leben war was Sterbliches. Solte ich aus Seinem Nahmen hierzu ein Bild erwehlen / so müste es ein Haspel seyn / mit der Beyschrifft:
Per orbes, Was in dem Leben ist / besteht aus lauter Kreysen / Das jetzund oben ist / wird sich bald unten weisen. Wer wil zweiffeln / daß nicht Sein Haußwesen so wol auf dem Lande als in der Stadt manchen Leyd-und Freuden-Wechsel unterworffen gewesen / und Sein Glück sich bald so / bald so herum gedrehet. Und wäre es ein wahres Leben gewesen / so hätte es kein Ende genommen / so aber hat eins nach dem andern aufgehöret / und jetzo hat uns sein Sarck noch zu guter letzt zugeruffen:
In vita mors, Der jetzund todt hier liegt / dem hat sein vorig Leben Den Ursprung schon vorlängst zu seinen Tod gegeben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/97 |
Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/97>, abgerufen am 16.02.2025. |