Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

sicht / gute Erziehung zu allen Christlichen Tugenden / auch guter Exempel zu geniessen. Und was an ihrer Gebuhrt Sündliches war / wurde durch die Heil. Wiedergebuhrt verbessert / als durch welche Sie zu der Herrlichkeit der Kindschafft GOttes und Brüderschafft JESU Christi gebracht worden; der andern Glückseeligkeit ließ Sie ebenfals GOtt theilhafftig werden / Sie heyrahtete glücklich / einen Mann / der Sie liebte / der Sie ehrete / und jetzo nach ihrem Tode seine Liebe mit häuffigen Thränen bezeuget hat. GOTT segnete Sie mit Kindern / und ließ dieselbe zu ihrer Freude zum Theil groß werden: Nebst diesem war ihr Hauß und Tisch gesegnet mit vielen Glückseligkeiten / daß Sie die Freude hatte / ihren dürfftigen Nechsten davon mitzutheilen / aber was war es: Videbatur: Es ließ nur so. Sie war bey dieser Glückseligkeit noch nicht so seelig / daß Sie nicht seeliger zu werden wünschen mögen. Die Seeligkeit ihrer glücklichen Gebuhrt nahm grossen Abbruch / da der Tod ihre seelige Eltern hinwegnahm. Zu geschweigen anderer Unglückseligkeiten / welche das kindliche Alter mit sich führete. Die Seeligkeit ihrer Wiedergebuhrt litte Anstoß / weil Sie dadurch den Satan / die Welt / und ihr eigen Fleisch und Blut zum Feinde hatte / und zu mancher Sünd und Eitelkeit sich von demselben muste verführet sehen / welche Ihr viel Buß-Thränen gekostet haben; Auch die Seeligkeit ihrer Heyraht ließ nur so / denn dieselbe mit vielen Unglückseligkeiten vermischet war; Ihrem Ehe-Herrn / sich selbst und ihre Kinder muste Sie in mancher schweren Kranckheit unglücklich sehen / und zwey von ihren Kindern gar zum Grabe begleiten. Sie suchte zwar inter mala bene agendo solche ihre Unglückseligkeiten zu verbessern / aber auch hierinn ließ Sie die menschliche Schwachheit nicht allezeit ihren Zweck erhalten;

sicht / gute Erziehung zu allen Christlichen Tugenden / auch guter Exempel zu geniessen. Und was an ihrer Gebuhrt Sündliches war / wurde durch die Heil. Wiedergebuhrt verbessert / als durch welche Sie zu der Herrlichkeit der Kindschafft GOttes und Brüderschafft JESU Christi gebracht worden; der andern Glückseeligkeit ließ Sie ebenfals GOtt theilhafftig werden / Sie heyrahtete glücklich / einen Mann / der Sie liebte / der Sie ehrete / und jetzo nach ihrem Tode seine Liebe mit häuffigen Thränen bezeuget hat. GOTT segnete Sie mit Kindern / und ließ dieselbe zu ihrer Freude zum Theil groß werden: Nebst diesem war ihr Hauß und Tisch gesegnet mit vielen Glückseligkeiten / daß Sie die Freude hatte / ihren dürfftigen Nechsten davon mitzutheilen / aber was war es: Videbatur: Es ließ nur so. Sie war bey dieser Glückseligkeit noch nicht so seelig / daß Sie nicht seeliger zu werden wünschen mögen. Die Seeligkeit ihrer glücklichen Gebuhrt nahm grossen Abbruch / da der Tod ihre seelige Eltern hinwegnahm. Zu geschweigen anderer Unglückseligkeiten / welche das kindliche Alter mit sich führete. Die Seeligkeit ihrer Wiedergebuhrt litte Anstoß / weil Sie dadurch den Satan / die Welt / und ihr eigen Fleisch und Blut zum Feinde hatte / und zu mancher Sünd und Eitelkeit sich von demselben muste verführet sehen / welche Ihr viel Buß-Thränen gekostet haben; Auch die Seeligkeit ihrer Heyraht ließ nur so / denn dieselbe mit vielen Unglückseligkeiten vermischet war; Ihrem Ehe-Herrn / sich selbst und ihre Kinder muste Sie in mancher schweren Kranckheit unglücklich sehen / und zwey von ihren Kindern gar zum Grabe begleiten. Sie suchte zwar inter mala bene agendo solche ihre Unglückseligkeiten zu verbessern / aber auch hierinn ließ Sie die menschliche Schwachheit nicht allezeit ihren Zweck erhalten;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0104" n="98"/>
sicht / gute
                     Erziehung zu allen Christlichen Tugenden / auch guter Exempel zu geniessen. Und
                     was an ihrer Gebuhrt Sündliches war / wurde durch die Heil. Wiedergebuhrt
                     verbessert / als durch welche Sie zu der Herrlichkeit der Kindschafft GOttes und
                     Brüderschafft JESU Christi gebracht worden; der andern Glückseeligkeit ließ Sie
                     ebenfals GOtt theilhafftig werden / Sie heyrahtete glücklich / einen Mann / der
                     Sie liebte / der Sie ehrete / und jetzo nach ihrem Tode seine Liebe mit
                     häuffigen Thränen bezeuget hat. GOTT segnete Sie mit Kindern / und ließ dieselbe
                     zu ihrer Freude zum Theil groß werden: Nebst diesem war ihr Hauß und Tisch
                     gesegnet mit vielen Glückseligkeiten / daß Sie die Freude hatte / ihren
                     dürfftigen Nechsten davon mitzutheilen / aber was war es: Videbatur: Es ließ nur
                     so. Sie war bey dieser Glückseligkeit noch nicht so seelig / daß Sie nicht
                     seeliger zu werden wünschen mögen. Die Seeligkeit ihrer glücklichen Gebuhrt nahm
                     grossen Abbruch / da der Tod ihre seelige Eltern hinwegnahm. Zu geschweigen
                     anderer Unglückseligkeiten / welche das kindliche Alter mit sich führete. Die
                     Seeligkeit ihrer Wiedergebuhrt litte Anstoß / weil Sie dadurch den Satan / die
                     Welt / und ihr eigen Fleisch und Blut zum Feinde hatte / und zu mancher Sünd und
                     Eitelkeit sich von demselben muste verführet sehen / welche Ihr viel Buß-Thränen
                     gekostet haben; Auch die Seeligkeit ihrer Heyraht ließ nur so / denn dieselbe
                     mit vielen Unglückseligkeiten vermischet war; Ihrem Ehe-Herrn / sich selbst und
                     ihre Kinder muste Sie in mancher schweren Kranckheit unglücklich sehen / und
                     zwey von ihren Kindern gar zum Grabe begleiten. Sie suchte zwar inter mala bene
                     agendo solche ihre Unglückseligkeiten zu verbessern / aber auch hierinn ließ Sie
                     die menschliche Schwachheit nicht allezeit ihren Zweck erhalten;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0104] sicht / gute Erziehung zu allen Christlichen Tugenden / auch guter Exempel zu geniessen. Und was an ihrer Gebuhrt Sündliches war / wurde durch die Heil. Wiedergebuhrt verbessert / als durch welche Sie zu der Herrlichkeit der Kindschafft GOttes und Brüderschafft JESU Christi gebracht worden; der andern Glückseeligkeit ließ Sie ebenfals GOtt theilhafftig werden / Sie heyrahtete glücklich / einen Mann / der Sie liebte / der Sie ehrete / und jetzo nach ihrem Tode seine Liebe mit häuffigen Thränen bezeuget hat. GOTT segnete Sie mit Kindern / und ließ dieselbe zu ihrer Freude zum Theil groß werden: Nebst diesem war ihr Hauß und Tisch gesegnet mit vielen Glückseligkeiten / daß Sie die Freude hatte / ihren dürfftigen Nechsten davon mitzutheilen / aber was war es: Videbatur: Es ließ nur so. Sie war bey dieser Glückseligkeit noch nicht so seelig / daß Sie nicht seeliger zu werden wünschen mögen. Die Seeligkeit ihrer glücklichen Gebuhrt nahm grossen Abbruch / da der Tod ihre seelige Eltern hinwegnahm. Zu geschweigen anderer Unglückseligkeiten / welche das kindliche Alter mit sich führete. Die Seeligkeit ihrer Wiedergebuhrt litte Anstoß / weil Sie dadurch den Satan / die Welt / und ihr eigen Fleisch und Blut zum Feinde hatte / und zu mancher Sünd und Eitelkeit sich von demselben muste verführet sehen / welche Ihr viel Buß-Thränen gekostet haben; Auch die Seeligkeit ihrer Heyraht ließ nur so / denn dieselbe mit vielen Unglückseligkeiten vermischet war; Ihrem Ehe-Herrn / sich selbst und ihre Kinder muste Sie in mancher schweren Kranckheit unglücklich sehen / und zwey von ihren Kindern gar zum Grabe begleiten. Sie suchte zwar inter mala bene agendo solche ihre Unglückseligkeiten zu verbessern / aber auch hierinn ließ Sie die menschliche Schwachheit nicht allezeit ihren Zweck erhalten;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/104
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/104>, abgerufen am 24.11.2024.