Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.gewisser Autor in Italien will gesehen haben. Es stellet solches das Bild des Todes vor / so wie er ins gemein pflegt abgebildet zu werden / nemlich unter einen abgefleischten Menschen-Gerippe / doch mit einer gantz lachhafften mine. Und eben hierin hat der Meister seine Kunst wollen sehen lassen / daß er an einen beinigten Todten-Kopff ohne Augen / ohne Fleisch und Haut / dennoch die Geberden eines lachenden gantz kentlich vorgestellet. Was er aber bey seinen Todten-Kopff vor Gedancken gehabt / ist uns unbekand / jedoch wenn er noch lebte und nicht zu weit von uns wäre / möchten wir ihm bitten / daß er seine Kunst nochmahl sehen liesse und den Tod auff das Grab unsers Sehl. verstorbenen Hn. Lic. mahlete / aber auch mit lachenden und frölichen Geberden / ich wolte denn einige Worte hinzu setzen / als wenn dieselbe der Tod zu dem Todten reden solte: Nocuisti, non nocebis, du wirst mir nun keinen Schaden mehr thun. Denn in Wahrheit (dafern mir von dem Tode also zu reden erlaubet ist) möchte er wol in langer Zeit nicht so frölich gewesen seyn / als eben itzund / da ihm ein solcher vortreflicher Artzt in die Hände kömmt / der ihn nun etliche 20. Jahr her so manchen aus den Händen gerissen / ich will sagen / so viel 100. Menschen durch seine glückliche Curen von dem Tode befreyet. Anfangs muchte es ihm der Tod wol nicht vermuhten seyn / daß dieser ihn dermahleins so grossen Abbruch thun würde. Sein Herkommen war schlecht und geringe / und mit gantz Armseeligen Behelff muste er sich herdurch bringen. Aber um so viel mehr verdroß es so zu reden dem Tode / da er sahe / daß es dem Sehl. Hn. Lic. so wohl glückte / gewisser Autor in Italien will gesehen haben. Es stellet solches das Bild des Todes vor / so wie er ins gemein pflegt abgebildet zu werden / nemlich unter einen abgefleischten Menschen-Gerippe / doch mit einer gantz lachhafften mine. Und eben hierin hat der Meister seine Kunst wollen sehen lassen / daß er an einen beinigten Todten-Kopff ohne Augen / ohne Fleisch und Haut / dennoch die Geberden eines lachenden gantz kentlich vorgestellet. Was er aber bey seinen Todten-Kopff vor Gedancken gehabt / ist uns unbekand / jedoch wenn er noch lebte und nicht zu weit von uns wäre / möchten wir ihm bitten / daß er seine Kunst nochmahl sehen liesse und den Tod auff das Grab unsers Sehl. verstorbenen Hn. Lic. mahlete / aber auch mit lachenden und frölichen Geberden / ich wolte denn einige Worte hinzu setzen / als weñ dieselbe der Tod zu dem Todten reden solte: Nocuisti, non nocebis, du wirst mir nun keinen Schaden mehr thun. Denn in Wahrheit (dafern mir von dem Tode also zu reden erlaubet ist) möchte er wol in langer Zeit nicht so frölich gewesen seyn / als eben itzund / da ihm ein solcher vortreflicher Artzt in die Hände köm̃t / der ihn nun etliche 20. Jahr her so manchen aus den Händen gerissen / ich will sagen / so viel 100. Menschen durch seine glückliche Curen von dem Tode befreyet. Anfangs muchte es ihm der Tod wol nicht vermuhten seyn / daß dieser ihn dermahleins so grossen Abbruch thun würde. Sein Herkommen war schlecht und geringe / und mit gantz Armseeligen Behelff muste er sich herdurch bringen. Aber um so viel mehr verdroß es so zu reden dem Tode / da er sahe / daß es dem Sehl. Hn. Lic. so wohl glückte / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0010" n="4"/> gewisser Autor in Italien will gesehen haben. Es stellet solches das Bild des Todes vor / so wie er ins gemein pflegt abgebildet zu werden / nemlich unter einen abgefleischten Menschen-Gerippe / doch mit einer gantz lachhafften mine. Und eben hierin hat der Meister seine Kunst wollen sehen lassen / daß er an einen beinigten Todten-Kopff ohne Augen / ohne Fleisch und Haut / dennoch die Geberden eines lachenden gantz kentlich vorgestellet. Was er aber bey seinen Todten-Kopff vor Gedancken gehabt / ist uns unbekand / jedoch wenn er noch lebte und nicht zu weit von uns wäre / möchten wir ihm bitten / daß er seine Kunst nochmahl sehen liesse und den Tod auff das Grab unsers Sehl. verstorbenen Hn. Lic. mahlete / aber auch mit lachenden und frölichen Geberden / ich wolte denn einige Worte hinzu setzen / als weñ dieselbe der Tod zu dem Todten reden solte: Nocuisti, non nocebis, du wirst mir nun keinen Schaden mehr thun.</p> <l>Oder! Bistu nicht lachens wehrt / du hilffest aus der Noht So viele andere / nun bist du selber todt.</l> <p>Denn in Wahrheit (dafern mir von dem Tode also zu reden erlaubet ist) möchte er wol in langer Zeit nicht so frölich gewesen seyn / als eben itzund / da ihm ein solcher vortreflicher Artzt in die Hände köm̃t / der ihn nun etliche 20. Jahr her so manchen aus den Händen gerissen / ich will sagen / so viel 100. Menschen durch seine glückliche Curen von dem Tode befreyet. Anfangs muchte es ihm der Tod wol nicht vermuhten seyn / daß dieser ihn dermahleins so grossen Abbruch thun würde. Sein Herkommen war schlecht und geringe / und mit gantz Armseeligen Behelff muste er sich herdurch bringen. Aber um so viel mehr verdroß es so zu reden dem Tode / da er sahe / daß es dem Sehl. Hn. Lic. so wohl glückte / </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0010]
gewisser Autor in Italien will gesehen haben. Es stellet solches das Bild des Todes vor / so wie er ins gemein pflegt abgebildet zu werden / nemlich unter einen abgefleischten Menschen-Gerippe / doch mit einer gantz lachhafften mine. Und eben hierin hat der Meister seine Kunst wollen sehen lassen / daß er an einen beinigten Todten-Kopff ohne Augen / ohne Fleisch und Haut / dennoch die Geberden eines lachenden gantz kentlich vorgestellet. Was er aber bey seinen Todten-Kopff vor Gedancken gehabt / ist uns unbekand / jedoch wenn er noch lebte und nicht zu weit von uns wäre / möchten wir ihm bitten / daß er seine Kunst nochmahl sehen liesse und den Tod auff das Grab unsers Sehl. verstorbenen Hn. Lic. mahlete / aber auch mit lachenden und frölichen Geberden / ich wolte denn einige Worte hinzu setzen / als weñ dieselbe der Tod zu dem Todten reden solte: Nocuisti, non nocebis, du wirst mir nun keinen Schaden mehr thun.
Oder! Bistu nicht lachens wehrt / du hilffest aus der Noht So viele andere / nun bist du selber todt. Denn in Wahrheit (dafern mir von dem Tode also zu reden erlaubet ist) möchte er wol in langer Zeit nicht so frölich gewesen seyn / als eben itzund / da ihm ein solcher vortreflicher Artzt in die Hände köm̃t / der ihn nun etliche 20. Jahr her so manchen aus den Händen gerissen / ich will sagen / so viel 100. Menschen durch seine glückliche Curen von dem Tode befreyet. Anfangs muchte es ihm der Tod wol nicht vermuhten seyn / daß dieser ihn dermahleins so grossen Abbruch thun würde. Sein Herkommen war schlecht und geringe / und mit gantz Armseeligen Behelff muste er sich herdurch bringen. Aber um so viel mehr verdroß es so zu reden dem Tode / da er sahe / daß es dem Sehl. Hn. Lic. so wohl glückte /
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/10>, abgerufen am 16.07.2024. |