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Finen, Eberhard: Der unbewegliche Damm der Gläubigen. Braunschweig, [1716].

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Die Wage liegt zerstückt / Justinian zerrißen / Weil die Gesetze selbst hier ihren Priester mißen. Ach klagt sie! setzet sich auch Moß den Zedern an / Und muß der Porcelan wie schlechter Thon zerspringen? Hilfft Kunst und Wißen denn nicht für des Todes-Bahn? Ist dieses denn die Frucht so Schweiß und Sorgen bringet? Ach ja! der Untergang bestürmmt der Weißheit Thron / Hie liegt mein Schutz-Bild selbst mein außerlesner Sohn / Der bey so schwartzer Nacht ein Licht mir angestecket / Und die Gerechtigkeit mit Larven nicht bedecket. Wo solche Seulen mehr in kurtzen untergehn / Und wo die Tüchtigsten in meinen Reiche fallen / So wird / wo jetzund noch die Schwanen sind zusehn / Bald ein verhast Geschrey der dummen Gänß' erschallen / Denn wie kans anders seyn stirbt ein Sulpitius, Erblast ein Ulpian, so will ein Bartholus, Ein Baldus, und die sonst nicht eben hochzuschätzen / Ein Irre-Stern den Glantz der Sonnen selbst ersetzen. Weil aber offt hiedurch Gesetz und Wolfart fällt / Wird manch gerechter Sinn aus Eyfer so verbländet / Daß er die Käyser-Kron für rauhe Neßeln hält / Und den Tribonian nebst seinen Fürsten schändet / Dis macht daß Lipsius, Lotharium noch flucht / Der auß dem Staube doch die Rechte aufgesucht / Daß Teutschlands Friederich der Rechts Gelehrten Wissen / Von allen Handlungen gedachte außzuschließen. Zwar wo die Unvernunfft die Rechte meistern will / Wo sich die Bosheit will mit den Gesetzen zieren / Wo man mein heilges Buch nur braucht zum Poßen-Spiel / Auf Trug und Arglist sinnt / die Unschuld läst verlieren / Wo Geitz und Eigen Nutz hat den Verstand geschwecht / Da grauet mir auch selbst für solch verhaßtes Recht /
Die Wage liegt zerstückt / Justinian zerrißen / Weil die Gesetze selbst hier ihren Priester mißen. Ach klagt sie! setzet sich auch Moß den Zedern an / Und muß der Porcelan wie schlechter Thon zerspringen? Hilfft Kunst und Wißen denn nicht für des Todes-Bahn? Ist dieses denn die Frucht so Schweiß und Sorgen bringet? Ach ja! der Untergang bestürmmt der Weißheit Thron / Hie liegt mein Schutz-Bild selbst mein außerlesner Sohn / Der bey so schwartzer Nacht ein Licht mir angestecket / Und die Gerechtigkeit mit Larven nicht bedecket. Wo solche Seulen mehr in kurtzen untergehn / Und wo die Tüchtigsten in meinen Reiche fallen / So wird / wo jetzund noch die Schwanen sind zusehn / Bald ein verhast Geschrey der dummen Gänß’ erschallen / Denn wie kans anders seyn stirbt ein Sulpitius, Erblast ein Ulpian, so will ein Bartholus, Ein Baldus, und die sonst nicht eben hochzuschätzen / Ein Irre-Stern den Glantz der Sonnen selbst ersetzen. Weil aber offt hiedurch Gesetz und Wolfart fällt / Wird manch gerechter Sinn aus Eyfer so verbländet / Daß er die Käyser-Kron für rauhe Neßeln hält / Und den Tribonian nebst seinen Fürsten schändet / Dis macht daß Lipsius, Lotharium noch flucht / Der auß dem Staube doch die Rechte aufgesucht / Daß Teutschlands Friederich der Rechts Gelehrten Wissen / Von allen Handlungen gedachte außzuschließen. Zwar wo die Unvernunfft die Rechte meistern will / Wo sich die Bosheit will mit den Gesetzen zieren / Wo man mein heilges Buch nur braucht zum Poßen-Spiel / Auf Trug und Arglist sinnt / die Unschuld läst verlieren / Wo Geitz und Eigen Nutz hat den Verstand geschwecht / Da grauet mir auch selbst für solch verhaßtes Recht /
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[0070] Die Wage liegt zerstückt / Justinian zerrißen / Weil die Gesetze selbst hier ihren Priester mißen. Ach klagt sie! setzet sich auch Moß den Zedern an / Und muß der Porcelan wie schlechter Thon zerspringen? Hilfft Kunst und Wißen denn nicht für des Todes-Bahn? Ist dieses denn die Frucht so Schweiß und Sorgen bringet? Ach ja! der Untergang bestürmmt der Weißheit Thron / Hie liegt mein Schutz-Bild selbst mein außerlesner Sohn / Der bey so schwartzer Nacht ein Licht mir angestecket / Und die Gerechtigkeit mit Larven nicht bedecket. Wo solche Seulen mehr in kurtzen untergehn / Und wo die Tüchtigsten in meinen Reiche fallen / So wird / wo jetzund noch die Schwanen sind zusehn / Bald ein verhast Geschrey der dummen Gänß’ erschallen / Denn wie kans anders seyn stirbt ein Sulpitius, Erblast ein Ulpian, so will ein Bartholus, Ein Baldus, und die sonst nicht eben hochzuschätzen / Ein Irre-Stern den Glantz der Sonnen selbst ersetzen. Weil aber offt hiedurch Gesetz und Wolfart fällt / Wird manch gerechter Sinn aus Eyfer so verbländet / Daß er die Käyser-Kron für rauhe Neßeln hält / Und den Tribonian nebst seinen Fürsten schändet / Dis macht daß Lipsius, Lotharium noch flucht / Der auß dem Staube doch die Rechte aufgesucht / Daß Teutschlands Friederich der Rechts Gelehrten Wissen / Von allen Handlungen gedachte außzuschließen. Zwar wo die Unvernunfft die Rechte meistern will / Wo sich die Bosheit will mit den Gesetzen zieren / Wo man mein heilges Buch nur braucht zum Poßen-Spiel / Auf Trug und Arglist sinnt / die Unschuld läst verlieren / Wo Geitz und Eigen Nutz hat den Verstand geschwecht / Da grauet mir auch selbst für solch verhaßtes Recht /

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der unbewegliche Damm der Gläubigen. Braunschweig, [1716], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_damm_1716/70>, abgerufen am 28.04.2024.