Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887.lichen Formen erstarrte; es ist ein Kommen und Gehen, Hat man einmal im eigenen Inneren jenes immer Der Mensch fühlt nun aber das Bedürfniß und ist lichen Formen erſtarrte; es iſt ein Kommen und Gehen, Hat man einmal im eigenen Inneren jenes immer Der Menſch fühlt nun aber das Bedürfniß und iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="12"/> lichen Formen erſtarrte; es iſt ein Kommen und Gehen,<lb/> ein Auftauchen und Verſchwinden, ein Sichbilden und Sich¬<lb/> auflöſen von Empfindungen, Gefühlen, Vorſtellungen, ein<lb/> ununterbrochenes Spiel, nie einen Augenblick zu einem<lb/> beharrenden Zuſtand gelangend, ſondern raſtlos ſich bildend,<lb/> ſich umbildend. Wir brauchen den ewigen Fluß der Dinge<lb/> nicht außer uns zu ſuchen, er iſt in uns; es iſt aber ein<lb/> trüber, die Schwelle des Bewußtſeins kaum beſpülender<lb/> Strom, der durch unſer Inneres zieht; in unbeſtimmten<lb/> Umriſſen ſondern ſich Bildungen auf Bildungen, um im<lb/> nächſten Augenblick in das Dunkel zurückzutauchen.</p><lb/> <p>Hat man einmal im eigenen Inneren jenes immer<lb/> werdende und immer vergehende Geſchehen erblickt, ſo wird<lb/> man ſich auch unmittelbar bewußt ſein, daß dieſe eigent¬<lb/> liche, vorhandene Subſtanz der Welt ſich in ihrer eigenen<lb/> Natur, in ihrer Fülle und in ihrem Reichthum nicht zur<lb/> faßbaren Form emporbilden und in dieſer an das Tages¬<lb/> licht des erkennenden Bewußtſeins heraufbringen läßt; kein<lb/> Ausdruck ſteht ihr zu Gebote, durch den ſie gleichſam in<lb/> ihrer eigenen Sprache ſich ſelbſt erfaſſen und ſich mit¬<lb/> theilen könnte.</p><lb/> <p>Der Menſch fühlt nun aber das Bedürfniß und iſt<lb/> ſich der Fähigkeit bewußt, ſich jenem ahnungsvollen Zu¬<lb/> ſtand zu entziehen, in dem ein unendliches Sein ſich un¬<lb/> abläſſig an ihn herandrängt, um ihm doch unabläſſig wieder<lb/> zu entfliehen. Indem aber als helfend und erlöſend das<lb/> Wort in ſeinem Bewußtſein auftritt und mit ihm das große<lb/> Werkzeug erſcheint, mittelſt deſſen erſt der ganze geordnete<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0024]
lichen Formen erſtarrte; es iſt ein Kommen und Gehen,
ein Auftauchen und Verſchwinden, ein Sichbilden und Sich¬
auflöſen von Empfindungen, Gefühlen, Vorſtellungen, ein
ununterbrochenes Spiel, nie einen Augenblick zu einem
beharrenden Zuſtand gelangend, ſondern raſtlos ſich bildend,
ſich umbildend. Wir brauchen den ewigen Fluß der Dinge
nicht außer uns zu ſuchen, er iſt in uns; es iſt aber ein
trüber, die Schwelle des Bewußtſeins kaum beſpülender
Strom, der durch unſer Inneres zieht; in unbeſtimmten
Umriſſen ſondern ſich Bildungen auf Bildungen, um im
nächſten Augenblick in das Dunkel zurückzutauchen.
Hat man einmal im eigenen Inneren jenes immer
werdende und immer vergehende Geſchehen erblickt, ſo wird
man ſich auch unmittelbar bewußt ſein, daß dieſe eigent¬
liche, vorhandene Subſtanz der Welt ſich in ihrer eigenen
Natur, in ihrer Fülle und in ihrem Reichthum nicht zur
faßbaren Form emporbilden und in dieſer an das Tages¬
licht des erkennenden Bewußtſeins heraufbringen läßt; kein
Ausdruck ſteht ihr zu Gebote, durch den ſie gleichſam in
ihrer eigenen Sprache ſich ſelbſt erfaſſen und ſich mit¬
theilen könnte.
Der Menſch fühlt nun aber das Bedürfniß und iſt
ſich der Fähigkeit bewußt, ſich jenem ahnungsvollen Zu¬
ſtand zu entziehen, in dem ein unendliches Sein ſich un¬
abläſſig an ihn herandrängt, um ihm doch unabläſſig wieder
zu entfliehen. Indem aber als helfend und erlöſend das
Wort in ſeinem Bewußtſein auftritt und mit ihm das große
Werkzeug erſcheint, mittelſt deſſen erſt der ganze geordnete
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