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Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887.

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welcher Art diese Erregung ist. Betrachten wir den Zu¬
stand genauer, in dem wir uns selbst befinden, sofern wir
uns mit der Lebendigkeit unserer Empfindung, mit der
Reichhaltigkeit unserer geistigen Interessen, mit allen Fähig¬
keiten unseres Gefühllebens rückhaltlos den Anregungen
überlassen, die von einem Kunstwerk ausgehen, so werden
wir finden, daß wir recht willenlos einem ununterbrochenen
Wechsel verschiedenartiger innerer Zustände anheimgegeben
sind. Bald bleibt das unseren Augen sich darbietende Bild
mit seinen unmittelbaren Wirkungen auf die Empfindung
im Vordergrunde des Bewußtseins, bald wird dieser un¬
mittelbare Eindruck verdrängt, und es gewinnen die geistigen
Anregungen die Oberhand, die uns von dem, was wir
sehen, hinweg in allerhand Gebiete des Wissens und Den¬
kens führen, bald drängen sich die geheimen Mächte des
Gemüths hervor, und indem sich uns im Bilde unmittel¬
bar vergegenwärtigt, was uns rühren und ergreifen kann,
sind wir doppelt erregt und erschüttert. Wenn wir dies
alles, was in raschem Wechsel in uns vorgeht und uns
nach allen Seiten unseres Wesens in Anspruch nimmt,
auf den einen Mittelpunkt, das Kunstwerk beziehen, mag
es uns wohl scheinen, als ob wir eines einheitlichen Ge¬
sammteindruckes theilhaft würden; bei näherer Prüfung
aber werden wir der Täuschung inne und gestehen uns
den verworrenen und verschwommenen Zustand ein, in den
wir versetzt worden waren. Und ferner werden wir uns
nicht verhehlen können, daß die Befriedigung, die Erhebung,
die wir der Kunst in jenem Sinne verdanken, im Grunde

welcher Art dieſe Erregung iſt. Betrachten wir den Zu¬
ſtand genauer, in dem wir uns ſelbſt befinden, ſofern wir
uns mit der Lebendigkeit unſerer Empfindung, mit der
Reichhaltigkeit unſerer geiſtigen Intereſſen, mit allen Fähig¬
keiten unſeres Gefühllebens rückhaltlos den Anregungen
überlaſſen, die von einem Kunſtwerk ausgehen, ſo werden
wir finden, daß wir recht willenlos einem ununterbrochenen
Wechſel verſchiedenartiger innerer Zuſtände anheimgegeben
ſind. Bald bleibt das unſeren Augen ſich darbietende Bild
mit ſeinen unmittelbaren Wirkungen auf die Empfindung
im Vordergrunde des Bewußtſeins, bald wird dieſer un¬
mittelbare Eindruck verdrängt, und es gewinnen die geiſtigen
Anregungen die Oberhand, die uns von dem, was wir
ſehen, hinweg in allerhand Gebiete des Wiſſens und Den¬
kens führen, bald drängen ſich die geheimen Mächte des
Gemüths hervor, und indem ſich uns im Bilde unmittel¬
bar vergegenwärtigt, was uns rühren und ergreifen kann,
ſind wir doppelt erregt und erſchüttert. Wenn wir dies
alles, was in raſchem Wechſel in uns vorgeht und uns
nach allen Seiten unſeres Weſens in Anſpruch nimmt,
auf den einen Mittelpunkt, das Kunſtwerk beziehen, mag
es uns wohl ſcheinen, als ob wir eines einheitlichen Ge¬
ſammteindruckes theilhaft würden; bei näherer Prüfung
aber werden wir der Täuſchung inne und geſtehen uns
den verworrenen und verſchwommenen Zuſtand ein, in den
wir verſetzt worden waren. Und ferner werden wir uns
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die wir der Kunſt in jenem Sinne verdanken, im Grunde

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[168/0180] welcher Art dieſe Erregung iſt. Betrachten wir den Zu¬ ſtand genauer, in dem wir uns ſelbſt befinden, ſofern wir uns mit der Lebendigkeit unſerer Empfindung, mit der Reichhaltigkeit unſerer geiſtigen Intereſſen, mit allen Fähig¬ keiten unſeres Gefühllebens rückhaltlos den Anregungen überlaſſen, die von einem Kunſtwerk ausgehen, ſo werden wir finden, daß wir recht willenlos einem ununterbrochenen Wechſel verſchiedenartiger innerer Zuſtände anheimgegeben ſind. Bald bleibt das unſeren Augen ſich darbietende Bild mit ſeinen unmittelbaren Wirkungen auf die Empfindung im Vordergrunde des Bewußtſeins, bald wird dieſer un¬ mittelbare Eindruck verdrängt, und es gewinnen die geiſtigen Anregungen die Oberhand, die uns von dem, was wir ſehen, hinweg in allerhand Gebiete des Wiſſens und Den¬ kens führen, bald drängen ſich die geheimen Mächte des Gemüths hervor, und indem ſich uns im Bilde unmittel¬ bar vergegenwärtigt, was uns rühren und ergreifen kann, ſind wir doppelt erregt und erſchüttert. Wenn wir dies alles, was in raſchem Wechſel in uns vorgeht und uns nach allen Seiten unſeres Weſens in Anſpruch nimmt, auf den einen Mittelpunkt, das Kunſtwerk beziehen, mag es uns wohl ſcheinen, als ob wir eines einheitlichen Ge¬ ſammteindruckes theilhaft würden; bei näherer Prüfung aber werden wir der Täuſchung inne und geſtehen uns den verworrenen und verſchwommenen Zuſtand ein, in den wir verſetzt worden waren. Und ferner werden wir uns nicht verhehlen können, daß die Befriedigung, die Erhebung, die wir der Kunſt in jenem Sinne verdanken, im Grunde

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Zitationshilfe: Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fiedler_kuenstlerische_1887/180>, abgerufen am 22.11.2024.