cheln und treiben, wird in unserm Zeitalter durch Kunst bewirkt, beim Knaben durch Züch¬ tigung seines natürlichen Leichtsinns, beim Manne durch das Bestreben für einen klugen Mann zu gelten, welcher Ruhm nur demje¬ nigen zu Theil wird, der jenen Gesichtspunkt keinen Augenblick aus den Augen läßt; es ist daher dies keinesweges Natur, auf die wir zu rechnen hätten, sondern ein der widerstre¬ benden Natur mit Mühe aufgedrungenes Ver¬ derben, das da wegfällt, so wie nur jene Mühe nicht mehr angewendet wird.
Diese unmittelbar die geistige Selbstthätig¬ keit des Zöglings anregende Erziehung, erzeugt Erkenntniß, sagten wir oben; und dies giebt uns Gelegenheit, die neue Erziehung im Ge¬ gensatze mit der bisherigen, noch tiefer zu bezeichnen. Eigentlich nemlich, und unmit¬ telbar geht die neue Erziehung nur auf Anre¬ gung regelmäßig fortschreitender Geistesthätig¬ keit. Die Erkenntniß ergiebt sich, wie wir oben gesehen haben, nur neben bei, und als nicht außenbleibende Folge. Ob es daher, nun zwar wohl diese Erkenntniß ist, in wel¬ cher allein das Bild für das wirkliche Leben,
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cheln und treiben, wird in unſerm Zeitalter durch Kunſt bewirkt, beim Knaben durch Zuͤch¬ tigung ſeines natuͤrlichen Leichtſinns, beim Manne durch das Beſtreben fuͤr einen klugen Mann zu gelten, welcher Ruhm nur demje¬ nigen zu Theil wird, der jenen Geſichtspunkt keinen Augenblick aus den Augen laͤßt; es iſt daher dies keinesweges Natur, auf die wir zu rechnen haͤtten, ſondern ein der widerſtre¬ benden Natur mit Muͤhe aufgedrungenes Ver¬ derben, das da wegfaͤllt, ſo wie nur jene Muͤhe nicht mehr angewendet wird.
Dieſe unmittelbar die geiſtige Selbſtthaͤtig¬ keit des Zoͤglings anregende Erziehung, erzeugt Erkenntniß, ſagten wir oben; und dies giebt uns Gelegenheit, die neue Erziehung im Ge¬ genſatze mit der bisherigen, noch tiefer zu bezeichnen. Eigentlich nemlich, und unmit¬ telbar geht die neue Erziehung nur auf Anre¬ gung regelmaͤßig fortſchreitender Geiſtesthaͤtig¬ keit. Die Erkenntniß ergiebt ſich, wie wir oben geſehen haben, nur neben bei, und als nicht außenbleibende Folge. Ob es daher, nun zwar wohl dieſe Erkenntniß iſt, in wel¬ cher allein das Bild fuͤr das wirkliche Leben,
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cheln und treiben, wird in unſerm Zeitalter
durch Kunſt bewirkt, beim Knaben durch Zuͤch¬
tigung ſeines natuͤrlichen Leichtſinns, beim
Manne durch das Beſtreben fuͤr einen klugen
Mann zu gelten, welcher Ruhm nur demje¬
nigen zu Theil wird, der jenen Geſichtspunkt
keinen Augenblick aus den Augen laͤßt; es iſt
daher dies keinesweges Natur, auf die wir
zu rechnen haͤtten, ſondern ein der widerſtre¬
benden Natur mit Muͤhe aufgedrungenes Ver¬
derben, das da wegfaͤllt, ſo wie nur jene
Muͤhe nicht mehr angewendet wird.
Dieſe unmittelbar die geiſtige Selbſtthaͤtig¬
keit des Zoͤglings anregende Erziehung, erzeugt
Erkenntniß, ſagten wir oben; und dies giebt
uns Gelegenheit, die neue Erziehung im Ge¬
genſatze mit der bisherigen, noch tiefer zu
bezeichnen. Eigentlich nemlich, und unmit¬
telbar geht die neue Erziehung nur auf Anre¬
gung regelmaͤßig fortſchreitender Geiſtesthaͤtig¬
keit. Die Erkenntniß ergiebt ſich, wie wir
oben geſehen haben, nur neben bei, und als
nicht außenbleibende Folge. Ob es daher,
nun zwar wohl dieſe Erkenntniß iſt, in wel¬
cher allein das Bild fuͤr das wirkliche Leben,
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/71>, abgerufen am 24.11.2024.
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