mußte gegen einen der lezten Reste deutscher Unabhängigkeit, und Selbstständigkeit; auch weil ihr es so wolltet. Sie dulden und tragen seitdem die drückende Last gemeinsamer Uebel; und sie hören nicht auf, euch treu zu seyn, mit inniger Ergebung an euch zu hangen, und euch zu lieben, als ihre ihnen von Gott verliehene Vormünder. Möchtet ihr sie doch, unbemerkt von ihnen, beobachten können; möchtet ihr doch, frei von den Umgebungen, die nicht im¬ mer die schönste Seite der Menschheit euch darbieten, herabsteigen können in die Häuser des Bürgers, in die Hütten des Landmanns, und dem stillen, und verborgenen Leben dieser Stände, zu denen die in den höhern Ständen seltner gewordene Treue und Biederkeit ihre Zuflucht genommen zu haben scheint, betrach¬ tend folgen können; gewiß, o gewiß würde euch der Entschluß ergreifen, ernstlicher denn jemals nachzudenken, wie ihnen geholfen werden könne. Diese Reden haben euch ein Mittel der Hülfe vorgeschlagen, das sie für sicher, durchgreifend, und entscheidend halten. Lasset eure Räthe sich berathschlagen, ob sie es auch
so
mußte gegen einen der lezten Reſte deutſcher Unabhaͤngigkeit, und Selbſtſtaͤndigkeit; auch weil ihr es ſo wolltet. Sie dulden und tragen ſeitdem die druͤckende Laſt gemeinſamer Uebel; und ſie hoͤren nicht auf, euch treu zu ſeyn, mit inniger Ergebung an euch zu hangen, und euch zu lieben, als ihre ihnen von Gott verliehene Vormuͤnder. Moͤchtet ihr ſie doch, unbemerkt von ihnen, beobachten koͤnnen; moͤchtet ihr doch, frei von den Umgebungen, die nicht im¬ mer die ſchoͤnſte Seite der Menſchheit euch darbieten, herabſteigen koͤnnen in die Haͤuſer des Buͤrgers, in die Huͤtten des Landmanns, und dem ſtillen, und verborgenen Leben dieſer Staͤnde, zu denen die in den hoͤhern Staͤnden ſeltner gewordene Treue und Biederkeit ihre Zuflucht genommen zu haben ſcheint, betrach¬ tend folgen koͤnnen; gewiß, o gewiß wuͤrde euch der Entſchluß ergreifen, ernſtlicher denn jemals nachzudenken, wie ihnen geholfen werden koͤnne. Dieſe Reden haben euch ein Mittel der Huͤlfe vorgeſchlagen, das ſie fuͤr ſicher, durchgreifend, und entſcheidend halten. Laſſet eure Raͤthe ſich berathſchlagen, ob ſie es auch
ſo
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mußte gegen einen der lezten Reſte deutſcher
Unabhaͤngigkeit, und Selbſtſtaͤndigkeit; auch
weil ihr es ſo wolltet. Sie dulden und tragen
ſeitdem die druͤckende Laſt gemeinſamer Uebel;
und ſie hoͤren nicht auf, euch treu zu ſeyn, mit
inniger Ergebung an euch zu hangen, und euch
zu lieben, als ihre ihnen von Gott verliehene
Vormuͤnder. Moͤchtet ihr ſie doch, unbemerkt
von ihnen, beobachten koͤnnen; moͤchtet ihr
doch, frei von den Umgebungen, die nicht im¬
mer die ſchoͤnſte Seite der Menſchheit euch
darbieten, herabſteigen koͤnnen in die Haͤuſer
des Buͤrgers, in die Huͤtten des Landmanns,
und dem ſtillen, und verborgenen Leben dieſer
Staͤnde, zu denen die in den hoͤhern Staͤnden
ſeltner gewordene Treue und Biederkeit ihre
Zuflucht genommen zu haben ſcheint, betrach¬
tend folgen koͤnnen; gewiß, o gewiß wuͤrde euch
der Entſchluß ergreifen, ernſtlicher denn jemals
nachzudenken, wie ihnen geholfen werden
koͤnne. Dieſe Reden haben euch ein Mittel
der Huͤlfe vorgeſchlagen, das ſie fuͤr ſicher,
durchgreifend, und entſcheidend halten. Laſſet
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/486>, abgerufen am 24.11.2024.
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