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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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nung und Furcht, durch welche allein noch auf
ihn gewirkt werden könnte, nicht mehr für uns
sondern gegen uns dienen, von uns abfallen,
und uns verloren gehen. Es bleibt sonach
uns nichts übrig, als schlechthin an alles ohne
Ausnahme, was deutsch ist, die neue Bildung
zu bringen, so daß dieselbe nicht Bildung eines
besondern Standes, sondern daß sie Bildung
der Nation schlechthin als solcher, und ohne
alle Ausnahme einzelner Glieder derselben, wer¬
de, in welcher, in der Bildung zum innigen
Wohlgefallen am Rechten nämlich, aller Unter¬
schied der Stände, der in andern Zweigen der
Entwiklung auch fernerhin statt finden mag,
völlig aufgehoben sey, und verschwinde; und
daß auf diese Weise unter uns, keinesweges
Volks-Erziehung, sondern eigenthümliche deut¬
sche National-Erziehung entstehe.

Ich werde Ihnen darthun, daß eine solche
Erziehungskunst, wie wir sie begehren, wirk¬
lich schon erfunden ist, und ausgeübt wird, so
daß wir nichts mehr zu thun haben, als das
sich uns darbietende anzunehmen, welches, so
wie ich dies oben von dem vorzuschlagenden

nung und Furcht, durch welche allein noch auf
ihn gewirkt werden koͤnnte, nicht mehr fuͤr uns
ſondern gegen uns dienen, von uns abfallen,
und uns verloren gehen. Es bleibt ſonach
uns nichts uͤbrig, als ſchlechthin an alles ohne
Ausnahme, was deutſch iſt, die neue Bildung
zu bringen, ſo daß dieſelbe nicht Bildung eines
beſondern Standes, ſondern daß ſie Bildung
der Nation ſchlechthin als ſolcher, und ohne
alle Ausnahme einzelner Glieder derſelben, wer¬
de, in welcher, in der Bildung zum innigen
Wohlgefallen am Rechten naͤmlich, aller Unter¬
ſchied der Staͤnde, der in andern Zweigen der
Entwiklung auch fernerhin ſtatt finden mag,
voͤllig aufgehoben ſey, und verſchwinde; und
daß auf dieſe Weiſe unter uns, keinesweges
Volks-Erziehung, ſondern eigenthuͤmliche deut¬
ſche National-Erziehung entſtehe.

Ich werde Ihnen darthun, daß eine ſolche
Erziehungskunſt, wie wir ſie begehren, wirk¬
lich ſchon erfunden iſt, und ausgeuͤbt wird, ſo
daß wir nichts mehr zu thun haben, als das
ſich uns darbietende anzunehmen, welches, ſo
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[42/0048] nung und Furcht, durch welche allein noch auf ihn gewirkt werden koͤnnte, nicht mehr fuͤr uns ſondern gegen uns dienen, von uns abfallen, und uns verloren gehen. Es bleibt ſonach uns nichts uͤbrig, als ſchlechthin an alles ohne Ausnahme, was deutſch iſt, die neue Bildung zu bringen, ſo daß dieſelbe nicht Bildung eines beſondern Standes, ſondern daß ſie Bildung der Nation ſchlechthin als ſolcher, und ohne alle Ausnahme einzelner Glieder derſelben, wer¬ de, in welcher, in der Bildung zum innigen Wohlgefallen am Rechten naͤmlich, aller Unter¬ ſchied der Staͤnde, der in andern Zweigen der Entwiklung auch fernerhin ſtatt finden mag, voͤllig aufgehoben ſey, und verſchwinde; und daß auf dieſe Weiſe unter uns, keinesweges Volks-Erziehung, ſondern eigenthuͤmliche deut¬ ſche National-Erziehung entſtehe. Ich werde Ihnen darthun, daß eine ſolche Erziehungskunſt, wie wir ſie begehren, wirk¬ lich ſchon erfunden iſt, und ausgeuͤbt wird, ſo daß wir nichts mehr zu thun haben, als das ſich uns darbietende anzunehmen, welches, ſo wie ich dies oben von dem vorzuſchlagenden

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/48>, abgerufen am 26.04.2024.