Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

bens Regung und Bewegung hätte diese neue
Erziehung der bisherigen hinzu zu fügen, und wie
die bisherige höchstens etwas am Menschen, so
hatte diese den Menschen selbst zu bilden, und
ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem
Besitzthume, sondern vielmehr zu einem per¬
sönlichen Bestandtheile des Zöglings zu ma¬
chen.

Ferner wurde bisher diese also beschränkte
Bildung nur an die sehr geringe Minderzahl
der eben daher gebildet genannten Stände ge¬
bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher
das gemeine Wesen recht eigentlich ruht, das
Volk, wurde von der Erziehungskunst fast
ganz vernachläßigt, und dem blinden Ohnge¬
fähr übergeben. Wir wollen durch die neue
Erziehung die Deutschen zu einer Gesamtheit
bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern
getrieben und belebt sey durch dieselbe Eine An¬
gelegenheit; so wir aber etwa hierbei abermals
einen gebildeten Stand, der etwa durch den
neu entwikelten Antrieb der sittlichen Billigung
belebt würde, absondern wollten von einem
ungebildeten, so würde dieser lezte, da Hoff¬

bens Regung und Bewegung haͤtte dieſe neue
Erziehung der bisherigen hinzu zu fuͤgen, und wie
die bisherige hoͤchſtens etwas am Menſchen, ſo
hatte dieſe den Menſchen ſelbſt zu bilden, und
ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem
Beſitzthume, ſondern vielmehr zu einem per¬
ſoͤnlichen Beſtandtheile des Zoͤglings zu ma¬
chen.

Ferner wurde bisher dieſe alſo beſchraͤnkte
Bildung nur an die ſehr geringe Minderzahl
der eben daher gebildet genannten Staͤnde ge¬
bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher
das gemeine Weſen recht eigentlich ruht, das
Volk, wurde von der Erziehungskunſt faſt
ganz vernachlaͤßigt, und dem blinden Ohnge¬
faͤhr uͤbergeben. Wir wollen durch die neue
Erziehung die Deutſchen zu einer Geſamtheit
bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern
getrieben und belebt ſey durch dieſelbe Eine An¬
gelegenheit; ſo wir aber etwa hierbei abermals
einen gebildeten Stand, der etwa durch den
neu entwikelten Antrieb der ſittlichen Billigung
belebt wuͤrde, abſondern wollten von einem
ungebildeten, ſo wuͤrde dieſer lezte, da Hoff¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="41"/>
bens Regung und Bewegung ha&#x0364;tte die&#x017F;e neue<lb/>
Erziehung der bisherigen hinzu zu fu&#x0364;gen, und wie<lb/>
die bisherige ho&#x0364;ch&#x017F;tens etwas am Men&#x017F;chen, &#x017F;o<lb/>
hatte die&#x017F;e den Men&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t zu bilden, und<lb/>
ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem<lb/>
Be&#x017F;itzthume, &#x017F;ondern vielmehr zu einem per¬<lb/>
&#x017F;o&#x0364;nlichen Be&#x017F;tandtheile des Zo&#x0364;glings zu ma¬<lb/>
chen.</p><lb/>
        <p>Ferner wurde bisher die&#x017F;e al&#x017F;o be&#x017F;chra&#x0364;nkte<lb/>
Bildung nur an die &#x017F;ehr geringe Minderzahl<lb/>
der eben daher gebildet genannten Sta&#x0364;nde ge¬<lb/>
bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher<lb/>
das gemeine We&#x017F;en recht eigentlich ruht, das<lb/>
Volk, wurde von der Erziehungskun&#x017F;t fa&#x017F;t<lb/>
ganz vernachla&#x0364;ßigt, und dem blinden Ohnge¬<lb/>
fa&#x0364;hr u&#x0364;bergeben. Wir wollen durch die neue<lb/>
Erziehung die Deut&#x017F;chen zu einer Ge&#x017F;amtheit<lb/>
bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern<lb/>
getrieben und belebt &#x017F;ey durch die&#x017F;elbe Eine An¬<lb/>
gelegenheit; &#x017F;o wir aber etwa hierbei abermals<lb/>
einen gebildeten Stand, der etwa durch den<lb/>
neu entwikelten Antrieb der &#x017F;ittlichen Billigung<lb/>
belebt wu&#x0364;rde, ab&#x017F;ondern wollten von einem<lb/>
ungebildeten, &#x017F;o wu&#x0364;rde die&#x017F;er lezte, da Hoff¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0047] bens Regung und Bewegung haͤtte dieſe neue Erziehung der bisherigen hinzu zu fuͤgen, und wie die bisherige hoͤchſtens etwas am Menſchen, ſo hatte dieſe den Menſchen ſelbſt zu bilden, und ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem Beſitzthume, ſondern vielmehr zu einem per¬ ſoͤnlichen Beſtandtheile des Zoͤglings zu ma¬ chen. Ferner wurde bisher dieſe alſo beſchraͤnkte Bildung nur an die ſehr geringe Minderzahl der eben daher gebildet genannten Staͤnde ge¬ bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher das gemeine Weſen recht eigentlich ruht, das Volk, wurde von der Erziehungskunſt faſt ganz vernachlaͤßigt, und dem blinden Ohnge¬ faͤhr uͤbergeben. Wir wollen durch die neue Erziehung die Deutſchen zu einer Geſamtheit bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern getrieben und belebt ſey durch dieſelbe Eine An¬ gelegenheit; ſo wir aber etwa hierbei abermals einen gebildeten Stand, der etwa durch den neu entwikelten Antrieb der ſittlichen Billigung belebt wuͤrde, abſondern wollten von einem ungebildeten, ſo wuͤrde dieſer lezte, da Hoff¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/47
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/47>, abgerufen am 22.11.2024.