Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Macht und alles Ansehen, mit der stillschwei¬
genden Einwilligung der entschiedenen Mehr¬
heit des übrigen Menschengeschlechts, sich be¬
fand, eben also geredet, wie sie jetzo reden;
wer kann es ihnen verdenken, daß sie an ihre
durch die Erfahrung sehr bestätigte ehemalige
Rede erinnern? Wir hören auch, daß sie ein¬
zelne genannte Personen, die ehemals an der
Spitze der Geschäfte standen, vor das Volks¬
gericht führen, ihre Untauglichkeit, ihre Träg¬
heit, ihren bösen Willen darlegen, und klar
darthun, daß aus solchen Ursachen nothwendig
solche Wirkungen hervorgehen mußten. Ha¬
ben sie schon ehemals, als bei den Angeklag¬
ten noch die Gewalt war, und die aus ihrer
Verwaltung nothwendig erfolgen müssenden
Uebel noch abzuwenden waren, eben dasselbe
eingesehen, was sie jezt einsehen, und es eben
so laut ausgesprochen; haben sie schon damals
ihre Schuldigen mit derselben Kraft angeklagt,
und kein Mittel unversucht gelassen, das Va¬
terland aus ihren Händen zu erretten, und sind
sie bloß nicht gehört worden; so thun sie sehr
recht, an ihre damals verschmähte Warnung zu

Macht und alles Anſehen, mit der ſtillſchwei¬
genden Einwilligung der entſchiedenen Mehr¬
heit des uͤbrigen Menſchengeſchlechts, ſich be¬
fand, eben alſo geredet, wie ſie jetzo reden;
wer kann es ihnen verdenken, daß ſie an ihre
durch die Erfahrung ſehr beſtaͤtigte ehemalige
Rede erinnern? Wir hoͤren auch, daß ſie ein¬
zelne genannte Perſonen, die ehemals an der
Spitze der Geſchaͤfte ſtanden, vor das Volks¬
gericht fuͤhren, ihre Untauglichkeit, ihre Traͤg¬
heit, ihren boͤſen Willen darlegen, und klar
darthun, daß aus ſolchen Urſachen nothwendig
ſolche Wirkungen hervorgehen mußten. Ha¬
ben ſie ſchon ehemals, als bei den Angeklag¬
ten noch die Gewalt war, und die aus ihrer
Verwaltung nothwendig erfolgen muͤſſenden
Uebel noch abzuwenden waren, eben daſſelbe
eingeſehen, was ſie jezt einſehen, und es eben
ſo laut ausgeſprochen; haben ſie ſchon damals
ihre Schuldigen mit derſelben Kraft angeklagt,
und kein Mittel unverſucht gelaſſen, das Va¬
terland aus ihren Haͤnden zu erretten, und ſind
ſie bloß nicht gehoͤrt worden; ſo thun ſie ſehr
recht, an ihre damals verſchmaͤhte Warnung zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0444" n="438"/>
Macht und alles An&#x017F;ehen, mit der &#x017F;till&#x017F;chwei¬<lb/>
genden Einwilligung der ent&#x017F;chiedenen Mehr¬<lb/>
heit des u&#x0364;brigen Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechts, &#x017F;ich be¬<lb/>
fand, eben al&#x017F;o geredet, wie &#x017F;ie jetzo reden;<lb/>
wer kann es ihnen verdenken, daß &#x017F;ie an ihre<lb/>
durch die Erfahrung &#x017F;ehr be&#x017F;ta&#x0364;tigte ehemalige<lb/>
Rede erinnern? Wir ho&#x0364;ren auch, daß &#x017F;ie ein¬<lb/>
zelne genannte Per&#x017F;onen, die ehemals an der<lb/>
Spitze der Ge&#x017F;cha&#x0364;fte &#x017F;tanden, vor das Volks¬<lb/>
gericht fu&#x0364;hren, ihre Untauglichkeit, ihre Tra&#x0364;<lb/>
heit, ihren bo&#x0364;&#x017F;en Willen darlegen, und klar<lb/>
darthun, daß aus &#x017F;olchen Ur&#x017F;achen nothwendig<lb/>
&#x017F;olche Wirkungen hervorgehen mußten. Ha¬<lb/>
ben &#x017F;ie &#x017F;chon ehemals, als bei den Angeklag¬<lb/>
ten noch die Gewalt war, und die aus ihrer<lb/>
Verwaltung nothwendig erfolgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Uebel noch abzuwenden waren, eben da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
einge&#x017F;ehen, was &#x017F;ie jezt ein&#x017F;ehen, und es eben<lb/>
&#x017F;o laut ausge&#x017F;prochen; haben &#x017F;ie &#x017F;chon damals<lb/>
ihre Schuldigen mit der&#x017F;elben Kraft angeklagt,<lb/>
und kein Mittel unver&#x017F;ucht gela&#x017F;&#x017F;en, das Va¬<lb/>
terland aus ihren Ha&#x0364;nden zu erretten, und &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie bloß nicht geho&#x0364;rt worden; &#x017F;o thun &#x017F;ie &#x017F;ehr<lb/>
recht, an ihre damals ver&#x017F;chma&#x0364;hte Warnung zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0444] Macht und alles Anſehen, mit der ſtillſchwei¬ genden Einwilligung der entſchiedenen Mehr¬ heit des uͤbrigen Menſchengeſchlechts, ſich be¬ fand, eben alſo geredet, wie ſie jetzo reden; wer kann es ihnen verdenken, daß ſie an ihre durch die Erfahrung ſehr beſtaͤtigte ehemalige Rede erinnern? Wir hoͤren auch, daß ſie ein¬ zelne genannte Perſonen, die ehemals an der Spitze der Geſchaͤfte ſtanden, vor das Volks¬ gericht fuͤhren, ihre Untauglichkeit, ihre Traͤg¬ heit, ihren boͤſen Willen darlegen, und klar darthun, daß aus ſolchen Urſachen nothwendig ſolche Wirkungen hervorgehen mußten. Ha¬ ben ſie ſchon ehemals, als bei den Angeklag¬ ten noch die Gewalt war, und die aus ihrer Verwaltung nothwendig erfolgen muͤſſenden Uebel noch abzuwenden waren, eben daſſelbe eingeſehen, was ſie jezt einſehen, und es eben ſo laut ausgeſprochen; haben ſie ſchon damals ihre Schuldigen mit derſelben Kraft angeklagt, und kein Mittel unverſucht gelaſſen, das Va¬ terland aus ihren Haͤnden zu erretten, und ſind ſie bloß nicht gehoͤrt worden; ſo thun ſie ſehr recht, an ihre damals verſchmaͤhte Warnung zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/444
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/444>, abgerufen am 17.05.2024.