genug gesagt, und bis zum Ueberdrusse wieder¬ holt worden, und es wäre ein geringes, wenn auch wir unseres Ortes dies gleichfalls einmal sagen wollten. Vielmehr wird uns, so wir ein anderes zu vermögen glauben, obliegen, genau und bestimmt zu untersuchen, was ei¬ gentlich der bisherigen Erziehung gefehlt habe, und anzugeben, welches durchaus neue Glied die veränderte Erziehung der bisherigen Men¬ schenbildung hinzufügen müsse.
Man muß, nach einer solchen Untersuchung, der bisherigen Erziehung zugestehen, daß sie nicht ermangelt, irgend ein Bild von religiöser, sittlicher, gesezlicher Denkart, und von aller¬ hand Ordnung und guter Sitte vor das Auge ihrer Zöglinge zu bringen, auch daß sie hier und da dieselben getreulich ermahnt habe, jenen Bildern in ihrem Leben einen Abdruck zu ge¬ ben; aber mit höchst seltnen Ausnahmen, die somit nicht durch diese Erziehung begründet waren, indem sie sodann an allen durch diese Bildung hindurch gegangenen, und als die Re¬ gel, hätten eintreten müssen, sondern die durch andere Ursachen herbeigeführt worden, -- mit
genug geſagt, und bis zum Ueberdruſſe wieder¬ holt worden, und es waͤre ein geringes, wenn auch wir unſeres Ortes dies gleichfalls einmal ſagen wollten. Vielmehr wird uns, ſo wir ein anderes zu vermoͤgen glauben, obliegen, genau und beſtimmt zu unterſuchen, was ei¬ gentlich der bisherigen Erziehung gefehlt habe, und anzugeben, welches durchaus neue Glied die veraͤnderte Erziehung der bisherigen Men¬ ſchenbildung hinzufuͤgen muͤſſe.
Man muß, nach einer ſolchen Unterſuchung, der bisherigen Erziehung zugeſtehen, daß ſie nicht ermangelt, irgend ein Bild von religioͤſer, ſittlicher, geſezlicher Denkart, und von aller¬ hand Ordnung und guter Sitte vor das Auge ihrer Zoͤglinge zu bringen, auch daß ſie hier und da dieſelben getreulich ermahnt habe, jenen Bildern in ihrem Leben einen Abdruck zu ge¬ ben; aber mit hoͤchſt ſeltnen Ausnahmen, die ſomit nicht durch dieſe Erziehung begruͤndet waren, indem ſie ſodann an allen durch dieſe Bildung hindurch gegangenen, und als die Re¬ gel, haͤtten eintreten muͤſſen, ſondern die durch andere Urſachen herbeigefuͤhrt worden, — mit
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genug geſagt, und bis zum Ueberdruſſe wieder¬
holt worden, und es waͤre ein geringes, wenn
auch wir unſeres Ortes dies gleichfalls einmal
ſagen wollten. Vielmehr wird uns, ſo wir
ein anderes zu vermoͤgen glauben, obliegen,
genau und beſtimmt zu unterſuchen, was ei¬
gentlich der bisherigen Erziehung gefehlt habe,
und anzugeben, welches durchaus neue Glied
die veraͤnderte Erziehung der bisherigen Men¬
ſchenbildung hinzufuͤgen muͤſſe.
Man muß, nach einer ſolchen Unterſuchung,
der bisherigen Erziehung zugeſtehen, daß ſie
nicht ermangelt, irgend ein Bild von religioͤſer,
ſittlicher, geſezlicher Denkart, und von aller¬
hand Ordnung und guter Sitte vor das Auge
ihrer Zoͤglinge zu bringen, auch daß ſie hier
und da dieſelben getreulich ermahnt habe, jenen
Bildern in ihrem Leben einen Abdruck zu ge¬
ben; aber mit hoͤchſt ſeltnen Ausnahmen, die
ſomit nicht durch dieſe Erziehung begruͤndet
waren, indem ſie ſodann an allen durch dieſe
Bildung hindurch gegangenen, und als die Re¬
gel, haͤtten eintreten muͤſſen, ſondern die durch
andere Urſachen herbeigefuͤhrt worden, — mit
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/44>, abgerufen am 24.11.2024.
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