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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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fallen, die sich fürchten, das Menschenge¬
schlecht herabgewürdiget werden, und versin¬
ken, und soll keinem, dem sein Herz es gebie¬
tet, erlaubt seyn, sie vor dem Verfalle zu
warnen! Gesezt, daß sie nicht bloß recht hät¬
ten, sondern daß man sich auch noch entschlies¬
sen sollte, im Angesichte der Mitwelt und der
Nachwelt ihnen recht zu geben, und das eben
hingelegte Urtheil über sich selbst laut auszu¬
sprechen, was wäre denn nun das höchste und
lezte, das für den unwillkommnen Warner dar¬
aus erfolgen könnte? Kennen sie etwas höhe¬
res, denn den Tod? Dieser erwartet uns oh¬
ne dies alle, und es haben vom Anbeginn der
Menschheit an edle um geringerer Angelegen¬
heiten willen -- denn wo gab es jemals eine
höhere, als die gegenwärtige? -- der Gefahr
desselben getrozt. Wer hat das Recht zwischen
ein Unternehmen, das auf diese Gefahr begon¬
nen ist, zu treten?

Sollte es, wie ich nicht hoffe, solche unter
uns Deutschen geben, so würden diese unge¬
beten, ohne Dank, und, wie ich hoffe, zurück¬
gewiesen, ihren Hals dem Joche der geistigen

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fallen, die ſich fuͤrchten, das Menſchenge¬
ſchlecht herabgewuͤrdiget werden, und verſin¬
ken, und ſoll keinem, dem ſein Herz es gebie¬
tet, erlaubt ſeyn, ſie vor dem Verfalle zu
warnen! Geſezt, daß ſie nicht bloß recht haͤt¬
ten, ſondern daß man ſich auch noch entſchlieſ¬
ſen ſollte, im Angeſichte der Mitwelt und der
Nachwelt ihnen recht zu geben, und das eben
hingelegte Urtheil uͤber ſich ſelbſt laut auszu¬
ſprechen, was waͤre denn nun das hoͤchſte und
lezte, das fuͤr den unwillkommnen Warner dar¬
aus erfolgen koͤnnte? Kennen ſie etwas hoͤhe¬
res, denn den Tod? Dieſer erwartet uns oh¬
ne dies alle, und es haben vom Anbeginn der
Menſchheit an edle um geringerer Angelegen¬
heiten willen — denn wo gab es jemals eine
hoͤhere, als die gegenwaͤrtige? — der Gefahr
deſſelben getrozt. Wer hat das Recht zwiſchen
ein Unternehmen, das auf dieſe Gefahr begon¬
nen iſt, zu treten?

Sollte es, wie ich nicht hoffe, ſolche unter
uns Deutſchen geben, ſo wuͤrden dieſe unge¬
beten, ohne Dank, und, wie ich hoffe, zuruͤck¬
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[403/0409] fallen, die ſich fuͤrchten, das Menſchenge¬ ſchlecht herabgewuͤrdiget werden, und verſin¬ ken, und ſoll keinem, dem ſein Herz es gebie¬ tet, erlaubt ſeyn, ſie vor dem Verfalle zu warnen! Geſezt, daß ſie nicht bloß recht haͤt¬ ten, ſondern daß man ſich auch noch entſchlieſ¬ ſen ſollte, im Angeſichte der Mitwelt und der Nachwelt ihnen recht zu geben, und das eben hingelegte Urtheil uͤber ſich ſelbſt laut auszu¬ ſprechen, was waͤre denn nun das hoͤchſte und lezte, das fuͤr den unwillkommnen Warner dar¬ aus erfolgen koͤnnte? Kennen ſie etwas hoͤhe¬ res, denn den Tod? Dieſer erwartet uns oh¬ ne dies alle, und es haben vom Anbeginn der Menſchheit an edle um geringerer Angelegen¬ heiten willen — denn wo gab es jemals eine hoͤhere, als die gegenwaͤrtige? — der Gefahr deſſelben getrozt. Wer hat das Recht zwiſchen ein Unternehmen, das auf dieſe Gefahr begon¬ nen iſt, zu treten? Sollte es, wie ich nicht hoffe, ſolche unter uns Deutſchen geben, ſo wuͤrden dieſe unge¬ beten, ohne Dank, und, wie ich hoffe, zuruͤck¬ gewieſen, ihren Hals dem Joche der geiſtigen C c 2

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/409>, abgerufen am 25.11.2024.