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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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Stamm der mehresten Völker des neuen Euro¬
pa, und die Bildnerin aller, aus dem tiefen
Schlummer aufzuregen, und dieselbe zu bewe¬
gen, daß sie ein sicheres Verwahrungsmittel
ergreifen, um sich zu erheben aus dem Verder¬
ben, welches dieselbe zugleich sichert, nie wieder
herabzusinken, und mit sich selbst zugleich
alle übrige Völker zu erheben? Es wird
hier nicht angeregt zu ruhestörenden Auf¬
tritten; es wird vielmehr vor diesen, als
sicher zum Verderben führend, gewarnt, es
wird eine feste unwandelbare Grundlage an¬
gegeben, worauf endlich in einem Volke der
Welt die höchste, reinste, und noch niemals
also unter den Menschen gewesene Sittlichkeit
aufgebaut, für alle folgende Zeiten gesichert,
und von da aus über alle andere Völker ver¬
breitet werde; es wird eine Umschaffung des
Menschengeschlechts angegeben aus irdischen
und sinnlichen Geschöpfen, zu reinen und ed¬
len Geistern. Durch einen solchen Vorschlag,
meint man, könne ein Geist, der selbst rein ist,
und edel und groß, oder irgend jemand, der
nach ihm sich bildet, beleidiget werden?

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Stamm der mehreſten Voͤlker des neuen Euro¬
pa, und die Bildnerin aller, aus dem tiefen
Schlummer aufzuregen, und dieſelbe zu bewe¬
gen, daß ſie ein ſicheres Verwahrungsmittel
ergreifen, um ſich zu erheben aus dem Verder¬
ben, welches dieſelbe zugleich ſichert, nie wieder
herabzuſinken, und mit ſich ſelbſt zugleich
alle uͤbrige Voͤlker zu erheben? Es wird
hier nicht angeregt zu ruheſtoͤrenden Auf¬
tritten; es wird vielmehr vor dieſen, als
ſicher zum Verderben fuͤhrend, gewarnt, es
wird eine feſte unwandelbare Grundlage an¬
gegeben, worauf endlich in einem Volke der
Welt die hoͤchſte, reinſte, und noch niemals
alſo unter den Menſchen geweſene Sittlichkeit
aufgebaut, fuͤr alle folgende Zeiten geſichert,
und von da aus uͤber alle andere Voͤlker ver¬
breitet werde; es wird eine Umſchaffung des
Menſchengeſchlechts angegeben aus irdiſchen
und ſinnlichen Geſchoͤpfen, zu reinen und ed¬
len Geiſtern. Durch einen ſolchen Vorſchlag,
meint man, koͤnne ein Geiſt, der ſelbſt rein iſt,
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[401/0407] Stamm der mehreſten Voͤlker des neuen Euro¬ pa, und die Bildnerin aller, aus dem tiefen Schlummer aufzuregen, und dieſelbe zu bewe¬ gen, daß ſie ein ſicheres Verwahrungsmittel ergreifen, um ſich zu erheben aus dem Verder¬ ben, welches dieſelbe zugleich ſichert, nie wieder herabzuſinken, und mit ſich ſelbſt zugleich alle uͤbrige Voͤlker zu erheben? Es wird hier nicht angeregt zu ruheſtoͤrenden Auf¬ tritten; es wird vielmehr vor dieſen, als ſicher zum Verderben fuͤhrend, gewarnt, es wird eine feſte unwandelbare Grundlage an¬ gegeben, worauf endlich in einem Volke der Welt die hoͤchſte, reinſte, und noch niemals alſo unter den Menſchen geweſene Sittlichkeit aufgebaut, fuͤr alle folgende Zeiten geſichert, und von da aus uͤber alle andere Voͤlker ver¬ breitet werde; es wird eine Umſchaffung des Menſchengeſchlechts angegeben aus irdiſchen und ſinnlichen Geſchoͤpfen, zu reinen und ed¬ len Geiſtern. Durch einen ſolchen Vorſchlag, meint man, koͤnne ein Geiſt, der ſelbſt rein iſt, und edel und groß, oder irgend jemand, der nach ihm ſich bildet, beleidiget werden? C c

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/407>, abgerufen am 22.11.2024.