Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Lohn der Gesezmäßigkeit, zu gestatten, dem aber,
der in Regelmäßigkeit und Ordnung seiner
selbst noch nicht ganz sicher ist, die Erlaubniß
dazu zu versagen. Die Gegenstände solcher
freiwilligen Leistungen sind im allgemeinen
schon oben angezeigt, und werden tiefer unten
sich noch näher ergeben. Dieser Art der Auf¬
opferung werde zu Theil thätige Billigung,
wirkliche Anerkennung ihrer Verdienstlichkeit,
keinesweges zwar öffentlich, als Lob, was das
Gemüth verderben, und eitel machen, und es
von der Selbstständigkeit ableiten könnte, son¬
dern in geheim und mit dem Zöglinge allein.
Diese Anerkennung soll nichts mehr seyn, als
das eigne, dem Zöglinge auch äußerlich darge¬
stellte, gute Gewissen desselben, und die Bestä¬
tigung seiner Zufriedenheit mit sich selbst, sei¬
ner Selbstachtung, und die Ermunterung, sich
auch ferner zu vertrauen. Die hiebei beabsich¬
tigten Vortheile würde folgende Einrichtung
vortreflich befördern. Wo mehrere Erzieher
und Erzieherinnen sind, wie wir denn dies als
die Regel voraussetzen, da wähle jedes Kind,
frei, und so wie sein Vertrauen und sein Gefühl
dasselbe treibt, einen darunter zum besondern

Lohn der Geſezmaͤßigkeit, zu geſtatten, dem aber,
der in Regelmaͤßigkeit und Ordnung ſeiner
ſelbſt noch nicht ganz ſicher iſt, die Erlaubniß
dazu zu verſagen. Die Gegenſtaͤnde ſolcher
freiwilligen Leiſtungen ſind im allgemeinen
ſchon oben angezeigt, und werden tiefer unten
ſich noch naͤher ergeben. Dieſer Art der Auf¬
opferung werde zu Theil thaͤtige Billigung,
wirkliche Anerkennung ihrer Verdienſtlichkeit,
keinesweges zwar oͤffentlich, als Lob, was das
Gemuͤth verderben, und eitel machen, und es
von der Selbſtſtaͤndigkeit ableiten koͤnnte, ſon¬
dern in geheim und mit dem Zoͤglinge allein.
Dieſe Anerkennung ſoll nichts mehr ſeyn, als
das eigne, dem Zoͤglinge auch aͤußerlich darge¬
ſtellte, gute Gewiſſen deſſelben, und die Beſtaͤ¬
tigung ſeiner Zufriedenheit mit ſich ſelbſt, ſei¬
ner Selbſtachtung, und die Ermunterung, ſich
auch ferner zu vertrauen. Die hiebei beabſich¬
tigten Vortheile wuͤrde folgende Einrichtung
vortreflich befoͤrdern. Wo mehrere Erzieher
und Erzieherinnen ſind, wie wir denn dies als
die Regel vorausſetzen, da waͤhle jedes Kind,
frei, und ſo wie ſein Vertrauen und ſein Gefuͤhl
daſſelbe treibt, einen darunter zum beſondern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0331" n="325"/>
Lohn der Ge&#x017F;ezma&#x0364;ßigkeit, zu ge&#x017F;tatten, dem aber,<lb/>
der in Regelma&#x0364;ßigkeit und Ordnung &#x017F;einer<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t noch nicht ganz &#x017F;icher i&#x017F;t, die Erlaubniß<lb/>
dazu zu ver&#x017F;agen. Die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;olcher<lb/>
freiwilligen Lei&#x017F;tungen &#x017F;ind im allgemeinen<lb/>
&#x017F;chon oben angezeigt, und werden tiefer unten<lb/>
&#x017F;ich noch na&#x0364;her ergeben. Die&#x017F;er Art der Auf¬<lb/>
opferung werde zu Theil tha&#x0364;tige Billigung,<lb/>
wirkliche Anerkennung ihrer Verdien&#x017F;tlichkeit,<lb/>
keinesweges zwar o&#x0364;ffentlich, als Lob, was das<lb/>
Gemu&#x0364;th verderben, und eitel machen, und es<lb/>
von der Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit ableiten ko&#x0364;nnte, &#x017F;on¬<lb/>
dern in geheim und mit dem Zo&#x0364;glinge allein.<lb/>
Die&#x017F;e Anerkennung &#x017F;oll nichts mehr &#x017F;eyn, als<lb/>
das eigne, dem Zo&#x0364;glinge auch a&#x0364;ußerlich darge¬<lb/>
&#x017F;tellte, gute Gewi&#x017F;&#x017F;en de&#x017F;&#x017F;elben, und die Be&#x017F;ta&#x0364;¬<lb/>
tigung &#x017F;einer Zufriedenheit mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ei¬<lb/>
ner Selb&#x017F;tachtung, und die Ermunterung, &#x017F;ich<lb/>
auch ferner zu vertrauen. Die hiebei beab&#x017F;ich¬<lb/>
tigten Vortheile wu&#x0364;rde folgende Einrichtung<lb/>
vortreflich befo&#x0364;rdern. Wo mehrere Erzieher<lb/>
und Erzieherinnen &#x017F;ind, wie wir denn dies als<lb/>
die Regel voraus&#x017F;etzen, da wa&#x0364;hle jedes Kind,<lb/>
frei, und &#x017F;o wie &#x017F;ein Vertrauen und &#x017F;ein Gefu&#x0364;hl<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe treibt, einen darunter zum be&#x017F;ondern<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0331] Lohn der Geſezmaͤßigkeit, zu geſtatten, dem aber, der in Regelmaͤßigkeit und Ordnung ſeiner ſelbſt noch nicht ganz ſicher iſt, die Erlaubniß dazu zu verſagen. Die Gegenſtaͤnde ſolcher freiwilligen Leiſtungen ſind im allgemeinen ſchon oben angezeigt, und werden tiefer unten ſich noch naͤher ergeben. Dieſer Art der Auf¬ opferung werde zu Theil thaͤtige Billigung, wirkliche Anerkennung ihrer Verdienſtlichkeit, keinesweges zwar oͤffentlich, als Lob, was das Gemuͤth verderben, und eitel machen, und es von der Selbſtſtaͤndigkeit ableiten koͤnnte, ſon¬ dern in geheim und mit dem Zoͤglinge allein. Dieſe Anerkennung ſoll nichts mehr ſeyn, als das eigne, dem Zoͤglinge auch aͤußerlich darge¬ ſtellte, gute Gewiſſen deſſelben, und die Beſtaͤ¬ tigung ſeiner Zufriedenheit mit ſich ſelbſt, ſei¬ ner Selbſtachtung, und die Ermunterung, ſich auch ferner zu vertrauen. Die hiebei beabſich¬ tigten Vortheile wuͤrde folgende Einrichtung vortreflich befoͤrdern. Wo mehrere Erzieher und Erzieherinnen ſind, wie wir denn dies als die Regel vorausſetzen, da waͤhle jedes Kind, frei, und ſo wie ſein Vertrauen und ſein Gefuͤhl daſſelbe treibt, einen darunter zum beſondern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/331
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/331>, abgerufen am 15.05.2024.