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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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der Mehrheit, ja gar bald in der Allheit, allein
der Geist leben, und dieselbe treiben; der feste
und gewisse Geist, von welchem früher, als von
der einzigmöglichen Grundlage eines wohlein¬
gerichteten Staats gesprochen worden, soll im
allgemeinen erzeugt werden.

Durch eine solche Erziehung wird ohne
Zweifel der Zwek, den wir zunächst uns vor¬
gesezt haben, und von dem unsre Reden aus¬
gegangen sind, erreicht. Jener zu erzeugende
Geist führt die höhere Vaterlandsliebe, das
Erfassen seines irdischen Lebens als eines ewi¬
gen, und des Vaterlandes, als des Trägers
dieser Ewigkeit, und, falls er in den Deutschen
aufgebauet wird, die Liebe für das deutsche
Vaterland, als einen seiner nothwendigen Be¬
standtheile unmittelbar in sich selber; und aus
dieser Liebe folgt der muthige Vaterlandsver¬
theidiger, und der ruhige und rechtliche Bürger
von selbst. Es wird durch eine solche Erziehung
sogar noch mehr erreicht, als dieser nächste
Zwek; wie das allemal der Fall ist, wo ein
großes Ziel durch ein durchgreifendes Mittel
gewollt wird; der ganze Mensch wird nach allen
seinen Theilen vollendet, in sich selbst abgerun¬

der Mehrheit, ja gar bald in der Allheit, allein
der Geiſt leben, und dieſelbe treiben; der feſte
und gewiſſe Geiſt, von welchem fruͤher, als von
der einzigmoͤglichen Grundlage eines wohlein¬
gerichteten Staats geſprochen worden, ſoll im
allgemeinen erzeugt werden.

Durch eine ſolche Erziehung wird ohne
Zweifel der Zwek, den wir zunaͤchſt uns vor¬
geſezt haben, und von dem unſre Reden aus¬
gegangen ſind, erreicht. Jener zu erzeugende
Geiſt fuͤhrt die hoͤhere Vaterlandsliebe, das
Erfaſſen ſeines irdiſchen Lebens als eines ewi¬
gen, und des Vaterlandes, als des Traͤgers
dieſer Ewigkeit, und, falls er in den Deutſchen
aufgebauet wird, die Liebe fuͤr das deutſche
Vaterland, als einen ſeiner nothwendigen Be¬
ſtandtheile unmittelbar in ſich ſelber; und aus
dieſer Liebe folgt der muthige Vaterlandsver¬
theidiger, und der ruhige und rechtliche Buͤrger
von ſelbſt. Es wird durch eine ſolche Erziehung
ſogar noch mehr erreicht, als dieſer naͤchſte
Zwek; wie das allemal der Fall iſt, wo ein
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[290/0296] der Mehrheit, ja gar bald in der Allheit, allein der Geiſt leben, und dieſelbe treiben; der feſte und gewiſſe Geiſt, von welchem fruͤher, als von der einzigmoͤglichen Grundlage eines wohlein¬ gerichteten Staats geſprochen worden, ſoll im allgemeinen erzeugt werden. Durch eine ſolche Erziehung wird ohne Zweifel der Zwek, den wir zunaͤchſt uns vor¬ geſezt haben, und von dem unſre Reden aus¬ gegangen ſind, erreicht. Jener zu erzeugende Geiſt fuͤhrt die hoͤhere Vaterlandsliebe, das Erfaſſen ſeines irdiſchen Lebens als eines ewi¬ gen, und des Vaterlandes, als des Traͤgers dieſer Ewigkeit, und, falls er in den Deutſchen aufgebauet wird, die Liebe fuͤr das deutſche Vaterland, als einen ſeiner nothwendigen Be¬ ſtandtheile unmittelbar in ſich ſelber; und aus dieſer Liebe folgt der muthige Vaterlandsver¬ theidiger, und der ruhige und rechtliche Buͤrger von ſelbſt. Es wird durch eine ſolche Erziehung ſogar noch mehr erreicht, als dieſer naͤchſte Zwek; wie das allemal der Fall iſt, wo ein großes Ziel durch ein durchgreifendes Mittel gewollt wird; der ganze Menſch wird nach allen ſeinen Theilen vollendet, in ſich ſelbſt abgerun¬

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/296>, abgerufen am 17.05.2024.