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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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wir uns die Rettung der deutschen Nation ver¬
sprechen, ist in unsrer zweiten und dritten Rede
im allgemeinen beschrieben worden. Wir haben
sie als eine gänzliche Umschaffung des Men¬
schengeschlechts bezeichnet, und es wird pas¬
send seyn, an diese Bezeichnung eine wiederholte
Uebersicht des Ganzen anzuknüpfen.

In der Regel galt bisher die Sinnenwelt
für die rechte eigentliche, wahre, und wirklich
bestehende Welt, sie war die erste, die dem
Zöglinge der Erziehung vorgeführt wurde; von
ihr erst wurde er zum Denken, und zwar meist
zu einem Denken über diese, und im Dienste
derselben angeführt. Die neue Erziehung kehrt
diese Ordnung geradezu um. Ihr ist nur die
Welt, die durch das Denken erfaßt wird, die
wahre, und wirklich bestehende Welt; in diese
will sie ihren Zögling, sogleich wie sie mit dem¬
selben beginnt, einführen. An diese Welt allein
will sie seine ganze Liebe, und sein ganzes
Wohlgefallen binden; so daß ein Leben allein
in dieser Welt des Geistes bei ihm nothwendig
entstehe, und hervorkomme. Bisher lebte in
der Mehrheit allein das Fleisch, die Materie,
die Natur; durch die neue Erziehung soll in

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wir uns die Rettung der deutſchen Nation ver¬
ſprechen, iſt in unſrer zweiten und dritten Rede
im allgemeinen beſchrieben worden. Wir haben
ſie als eine gaͤnzliche Umſchaffung des Men¬
ſchengeſchlechts bezeichnet, und es wird paſ¬
ſend ſeyn, an dieſe Bezeichnung eine wiederholte
Ueberſicht des Ganzen anzuknuͤpfen.

In der Regel galt bisher die Sinnenwelt
fuͤr die rechte eigentliche, wahre, und wirklich
beſtehende Welt, ſie war die erſte, die dem
Zoͤglinge der Erziehung vorgefuͤhrt wurde; von
ihr erſt wurde er zum Denken, und zwar meiſt
zu einem Denken uͤber dieſe, und im Dienſte
derſelben angefuͤhrt. Die neue Erziehung kehrt
dieſe Ordnung geradezu um. Ihr iſt nur die
Welt, die durch das Denken erfaßt wird, die
wahre, und wirklich beſtehende Welt; in dieſe
will ſie ihren Zoͤgling, ſogleich wie ſie mit dem¬
ſelben beginnt, einfuͤhren. An dieſe Welt allein
will ſie ſeine ganze Liebe, und ſein ganzes
Wohlgefallen binden; ſo daß ein Leben allein
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[289/0295] wir uns die Rettung der deutſchen Nation ver¬ ſprechen, iſt in unſrer zweiten und dritten Rede im allgemeinen beſchrieben worden. Wir haben ſie als eine gaͤnzliche Umſchaffung des Men¬ ſchengeſchlechts bezeichnet, und es wird paſ¬ ſend ſeyn, an dieſe Bezeichnung eine wiederholte Ueberſicht des Ganzen anzuknuͤpfen. In der Regel galt bisher die Sinnenwelt fuͤr die rechte eigentliche, wahre, und wirklich beſtehende Welt, ſie war die erſte, die dem Zoͤglinge der Erziehung vorgefuͤhrt wurde; von ihr erſt wurde er zum Denken, und zwar meiſt zu einem Denken uͤber dieſe, und im Dienſte derſelben angefuͤhrt. Die neue Erziehung kehrt dieſe Ordnung geradezu um. Ihr iſt nur die Welt, die durch das Denken erfaßt wird, die wahre, und wirklich beſtehende Welt; in dieſe will ſie ihren Zoͤgling, ſogleich wie ſie mit dem¬ ſelben beginnt, einfuͤhren. An dieſe Welt allein will ſie ſeine ganze Liebe, und ſein ganzes Wohlgefallen binden; ſo daß ein Leben allein in dieſer Welt des Geiſtes bei ihm nothwendig entſtehe, und hervorkomme. Bisher lebte in der Mehrheit allein das Fleiſch, die Materie, die Natur; durch die neue Erziehung ſoll in T

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/295>, abgerufen am 22.11.2024.