führen könne: denn, falls auch nicht diese Denk¬ art, die lieber in der wankenden Welt der Möglichkeiten schweifen, als auf das Noth¬ wendige sich heften mag, und die ihre Rettung lieber dem blinden Ohngefähr, als sich selber, verdanken will, schon an sich von dem sträflich¬ sten Leichtsinne, und der tiefsten Verachtung seiner selbst zeugte, so wie sie es thut, so ha¬ ben auch noch überdies alle Vertröstungen und Verweisungen dieser Art durchaus keine An¬ wendung auf unsre Lage. Es läßt sich der strenge Beweis führen, und wir werden ihn zu seiner Zeit führen, daß kein Mensch, und kein Gott, und keines von allen im Gebiete der Möglichkeit liegenden Erängnissen uns helfen kann, sondern daß allein wir selber uns helfen müssen, falls uns geholfen werden soll. Viel¬ mehr werde ich Sie zu erheben suchen über den Schmerz, durch klare Einsicht in unsre Lage, in unsre noch übrig gebliebene Kraft, in die Mittel unsrer Rettung. Ich werde darum allerdings einen gewissen Grad der Besinnung, eine gewisse Selbstthätigkeit, und einige Auf¬ opferung anmuthen, und rechne darum auf
fuͤhren koͤnne: denn, falls auch nicht dieſe Denk¬ art, die lieber in der wankenden Welt der Moͤglichkeiten ſchweifen, als auf das Noth¬ wendige ſich heften mag, und die ihre Rettung lieber dem blinden Ohngefaͤhr, als ſich ſelber, verdanken will, ſchon an ſich von dem ſtraͤflich¬ ſten Leichtſinne, und der tiefſten Verachtung ſeiner ſelbſt zeugte, ſo wie ſie es thut, ſo ha¬ ben auch noch uͤberdies alle Vertroͤſtungen und Verweiſungen dieſer Art durchaus keine An¬ wendung auf unſre Lage. Es laͤßt ſich der ſtrenge Beweis fuͤhren, und wir werden ihn zu ſeiner Zeit fuͤhren, daß kein Menſch, und kein Gott, und keines von allen im Gebiete der Moͤglichkeit liegenden Eraͤngniſſen uns helfen kann, ſondern daß allein wir ſelber uns helfen muͤſſen, falls uns geholfen werden ſoll. Viel¬ mehr werde ich Sie zu erheben ſuchen uͤber den Schmerz, durch klare Einſicht in unſre Lage, in unſre noch uͤbrig gebliebene Kraft, in die Mittel unſrer Rettung. Ich werde darum allerdings einen gewiſſen Grad der Beſinnung, eine gewiſſe Selbſtthaͤtigkeit, und einige Auf¬ opferung anmuthen, und rechne darum auf
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fuͤhren koͤnne: denn, falls auch nicht dieſe Denk¬
art, die lieber in der wankenden Welt der
Moͤglichkeiten ſchweifen, als auf das Noth¬
wendige ſich heften mag, und die ihre Rettung
lieber dem blinden Ohngefaͤhr, als ſich ſelber,
verdanken will, ſchon an ſich von dem ſtraͤflich¬
ſten Leichtſinne, und der tiefſten Verachtung
ſeiner ſelbſt zeugte, ſo wie ſie es thut, ſo ha¬
ben auch noch uͤberdies alle Vertroͤſtungen und
Verweiſungen dieſer Art durchaus keine An¬
wendung auf unſre Lage. Es laͤßt ſich der
ſtrenge Beweis fuͤhren, und wir werden ihn
zu ſeiner Zeit fuͤhren, daß kein Menſch, und
kein Gott, und keines von allen im Gebiete der
Moͤglichkeit liegenden Eraͤngniſſen uns helfen
kann, ſondern daß allein wir ſelber uns helfen
muͤſſen, falls uns geholfen werden ſoll. Viel¬
mehr werde ich Sie zu erheben ſuchen uͤber den
Schmerz, durch klare Einſicht in unſre Lage,
in unſre noch uͤbrig gebliebene Kraft, in die
Mittel unſrer Rettung. Ich werde darum
allerdings einen gewiſſen Grad der Beſinnung,
eine gewiſſe Selbſtthaͤtigkeit, und einige Auf¬
opferung anmuthen, und rechne darum auf
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/29>, abgerufen am 24.11.2024.
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