Ausländerei genannt. Diese Ausländerei wird somit, wenn sie einmal unter den Deutschen ist, sich auch im wirklichen Leben derselben zeigen, als ruhige Ergebung in die nun einmal unab¬ änderliche Nothwendigkeit ihres Seyns, als Aufgeben aller Verbesserung unsrer selbst oder andrer durch Freiheit, als Geneigtheit sich selbst, und alle, so zu verbrauchen, wie sie sind, und aus ihrem Seyn den möglichst größten Vortheil für uns selbst zu ziehen; kurz, als das in allen Lebensregungen immerfort sich abspiegelnde Be¬ kenntniß des Glaubens an die allgemeine und gleichmäßige Sündhaftigkeit aller, den ich an einem andern Orte hinlänglich geschildert habe, *) welche Schilderung selbst nachzulesen, auch zu beurtheilen, in wiefern dieselbe auf die Gegen¬ wart passe, ich Ihnen überlasse. Diese Denk- und Handelsweise entsteht der inwendigen Er¬ storbenheit, wie oft erinnert worden, nur da¬ durch, daß sie über sich selbst klar wird, dage¬ gen sie, so lange sie im Dunkeln bleibt, den Glauben an Freiheit, der an sich wahr, und nur in Anwendung auf ihr dermaliges Seyn
*) M. s. die Anweisung zum seeligen Leben; 11te Vorlesung.
Auslaͤnderei genannt. Dieſe Auslaͤnderei wird ſomit, wenn ſie einmal unter den Deutſchen iſt, ſich auch im wirklichen Leben derſelben zeigen, als ruhige Ergebung in die nun einmal unab¬ aͤnderliche Nothwendigkeit ihres Seyns, als Aufgeben aller Verbeſſerung unſrer ſelbſt oder andrer durch Freiheit, als Geneigtheit ſich ſelbſt, und alle, ſo zu verbrauchen, wie ſie ſind, und aus ihrem Seyn den moͤglichſt groͤßten Vortheil fuͤr uns ſelbſt zu ziehen; kurz, als das in allen Lebensregungen immerfort ſich abſpiegelnde Be¬ kenntniß des Glaubens an die allgemeine und gleichmaͤßige Suͤndhaftigkeit aller, den ich an einem andern Orte hinlaͤnglich geſchildert habe, *) welche Schilderung ſelbſt nachzuleſen, auch zu beurtheilen, in wiefern dieſelbe auf die Gegen¬ wart paſſe, ich Ihnen uͤberlaſſe. Dieſe Denk- und Handelsweiſe entſteht der inwendigen Er¬ ſtorbenheit, wie oft erinnert worden, nur da¬ durch, daß ſie uͤber ſich ſelbſt klar wird, dage¬ gen ſie, ſo lange ſie im Dunkeln bleibt, den Glauben an Freiheit, der an ſich wahr, und nur in Anwendung auf ihr dermaliges Seyn
*) M. ſ. die Anweiſung zum ſeeligen Leben; 11te Vorleſung.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0241"n="235"/>
Auslaͤnderei genannt. Dieſe Auslaͤnderei wird<lb/>ſomit, wenn ſie einmal unter den Deutſchen iſt,<lb/>ſich auch im wirklichen Leben derſelben zeigen,<lb/>
als ruhige Ergebung in die nun einmal unab¬<lb/>
aͤnderliche Nothwendigkeit ihres Seyns, als<lb/>
Aufgeben aller Verbeſſerung unſrer ſelbſt oder<lb/>
andrer durch Freiheit, als Geneigtheit ſich ſelbſt,<lb/>
und alle, ſo zu verbrauchen, wie ſie ſind, und<lb/>
aus ihrem Seyn den moͤglichſt groͤßten Vortheil<lb/>
fuͤr uns ſelbſt zu ziehen; kurz, als das in allen<lb/>
Lebensregungen immerfort ſich abſpiegelnde Be¬<lb/>
kenntniß des Glaubens an die allgemeine und<lb/>
gleichmaͤßige Suͤndhaftigkeit aller, den ich an<lb/>
einem andern Orte hinlaͤnglich geſchildert habe, <noteplace="foot"n="*)">M. ſ. die Anweiſung zum ſeeligen Leben;<lb/>
11te Vorleſung.<lb/></note><lb/>
welche Schilderung ſelbſt nachzuleſen, auch zu<lb/>
beurtheilen, in wiefern dieſelbe auf die Gegen¬<lb/>
wart paſſe, ich Ihnen uͤberlaſſe. Dieſe Denk-<lb/>
und Handelsweiſe entſteht der inwendigen Er¬<lb/>ſtorbenheit, wie oft erinnert worden, nur da¬<lb/>
durch, daß ſie uͤber ſich ſelbſt klar wird, dage¬<lb/>
gen ſie, ſo lange ſie im Dunkeln bleibt, den<lb/>
Glauben an Freiheit, der an ſich wahr, und<lb/>
nur in Anwendung auf ihr dermaliges Seyn<lb/></p></div></body></text></TEI>
[235/0241]
Auslaͤnderei genannt. Dieſe Auslaͤnderei wird
ſomit, wenn ſie einmal unter den Deutſchen iſt,
ſich auch im wirklichen Leben derſelben zeigen,
als ruhige Ergebung in die nun einmal unab¬
aͤnderliche Nothwendigkeit ihres Seyns, als
Aufgeben aller Verbeſſerung unſrer ſelbſt oder
andrer durch Freiheit, als Geneigtheit ſich ſelbſt,
und alle, ſo zu verbrauchen, wie ſie ſind, und
aus ihrem Seyn den moͤglichſt groͤßten Vortheil
fuͤr uns ſelbſt zu ziehen; kurz, als das in allen
Lebensregungen immerfort ſich abſpiegelnde Be¬
kenntniß des Glaubens an die allgemeine und
gleichmaͤßige Suͤndhaftigkeit aller, den ich an
einem andern Orte hinlaͤnglich geſchildert habe, *)
welche Schilderung ſelbſt nachzuleſen, auch zu
beurtheilen, in wiefern dieſelbe auf die Gegen¬
wart paſſe, ich Ihnen uͤberlaſſe. Dieſe Denk-
und Handelsweiſe entſteht der inwendigen Er¬
ſtorbenheit, wie oft erinnert worden, nur da¬
durch, daß ſie uͤber ſich ſelbſt klar wird, dage¬
gen ſie, ſo lange ſie im Dunkeln bleibt, den
Glauben an Freiheit, der an ſich wahr, und
nur in Anwendung auf ihr dermaliges Seyn
*) M. ſ. die Anweiſung zum ſeeligen Leben;
11te Vorleſung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/241>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.