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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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rem buchstäblichen Sinne, und als ernstlich
gemeint, nimmt, und dieselben betrachtet als
Bestandtheile einer folgebeständigen Denk-
Reihe, die man nun rükwärts nach ihren
Grundsätzen, und vorwärts nach ihren Fol¬
gen herstellt; indeß man doch vielleicht sehr
entfernt ist, ihnen für die Person klares Be¬
wußtseyn dessen, was sie reden, und Folge¬
beständigkeit, beizumessen. In jener Anmu¬
thung, man müsse eben jedwedes Ding neh¬
men, wie es gemeint sey, nicht aber etwa
noch darüber hinaus das Recht zu meinen,
und laut zu meinen, in Frage ziehen, ver¬
räth sich immer die noch so tief versteckte
Ausländerei.

Dieser Ernst, mit welchem das alte Reli¬
gionslehrgebäude genommen wurde, nöthigte
dieses selbst zu einem größeren Ernste, als
es bisher gehabt hatte, und zu neuer Prü¬
fung, Umdeutung, Befestigung der alten
Lehre, so wie zu größerer Behutsamkeit in
Lehre und Leben für die Zukunft: und die¬
ses, so wie das zunächstfolgende, sey Ihnen
ein Beleg von der Weise, wie Deutschland

rem buchſtaͤblichen Sinne, und als ernſtlich
gemeint, nimmt, und dieſelben betrachtet als
Beſtandtheile einer folgebeſtaͤndigen Denk-
Reihe, die man nun ruͤkwaͤrts nach ihren
Grundſaͤtzen, und vorwaͤrts nach ihren Fol¬
gen herſtellt; indeß man doch vielleicht ſehr
entfernt iſt, ihnen fuͤr die Perſon klares Be¬
wußtſeyn deſſen, was ſie reden, und Folge¬
beſtaͤndigkeit, beizumeſſen. In jener Anmu¬
thung, man muͤſſe eben jedwedes Ding neh¬
men, wie es gemeint ſey, nicht aber etwa
noch daruͤber hinaus das Recht zu meinen,
und laut zu meinen, in Frage ziehen, ver¬
raͤth ſich immer die noch ſo tief verſteckte
Auslaͤnderei.

Dieſer Ernſt, mit welchem das alte Reli¬
gionslehrgebaͤude genommen wurde, noͤthigte
dieſes ſelbſt zu einem groͤßeren Ernſte, als
es bisher gehabt hatte, und zu neuer Pruͤ¬
fung, Umdeutung, Befeſtigung der alten
Lehre, ſo wie zu groͤßerer Behutſamkeit in
Lehre und Leben fuͤr die Zukunft: und die¬
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[191/0197] rem buchſtaͤblichen Sinne, und als ernſtlich gemeint, nimmt, und dieſelben betrachtet als Beſtandtheile einer folgebeſtaͤndigen Denk- Reihe, die man nun ruͤkwaͤrts nach ihren Grundſaͤtzen, und vorwaͤrts nach ihren Fol¬ gen herſtellt; indeß man doch vielleicht ſehr entfernt iſt, ihnen fuͤr die Perſon klares Be¬ wußtſeyn deſſen, was ſie reden, und Folge¬ beſtaͤndigkeit, beizumeſſen. In jener Anmu¬ thung, man muͤſſe eben jedwedes Ding neh¬ men, wie es gemeint ſey, nicht aber etwa noch daruͤber hinaus das Recht zu meinen, und laut zu meinen, in Frage ziehen, ver¬ raͤth ſich immer die noch ſo tief verſteckte Auslaͤnderei. Dieſer Ernſt, mit welchem das alte Reli¬ gionslehrgebaͤude genommen wurde, noͤthigte dieſes ſelbſt zu einem groͤßeren Ernſte, als es bisher gehabt hatte, und zu neuer Pruͤ¬ fung, Umdeutung, Befeſtigung der alten Lehre, ſo wie zu groͤßerer Behutſamkeit in Lehre und Leben fuͤr die Zukunft: und die¬ ſes, ſo wie das zunaͤchſtfolgende, ſey Ihnen ein Beleg von der Weiſe, wie Deutſchland

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/197>, abgerufen am 24.11.2024.