Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.I. Buch. II. Theil. I. Titel. V. Abschnitt. Hindernisse, welche der Wirksamkeit des Ur-hebers entgegen stehen. Nach Verschieden- heit der Art der Beyhülfe sind auch die Gehül- fen selbst verschieden. I. In Rücksicht der Grösse der Hindernisse entweder Hauptgehülfe (socius principalis), oder Nebengehülfe. (s. mi- nus principalis). Jener räumt Hindernisse hin- weg, welche die That unmöglich machten, die- ser solche, welche sie blos erschwerten *). II. In Rücksicht der Handlung selbst, welche die Beyhülfe bewirkt, entweder positiver Gehülfe, wenn er durch wirkliche Aeusserung der Thä- tigkeit, (concursus positivus) oder negativer Gehülfe, wenn er durch pflichtwidrige Unter- lassung die That des andern befördert oder möglich macht (conc. negativus). Das letzte ist durch unterlassene Hinderung oder unter- lassene Anzeige des bevorstehenden Ver- brechens möglich, setzt aber voraus dass Ge- setz **) oder übernommene Amtsverbindlich- keit, Anzeige oder Hinderung zur Pflicht machen. Denn an sich ist der Bürger zu diesen Handlungen nicht vollkommen ver- pflichtet. §. 55. *) Dass mehrere, und unter andern Kleinschrod a. O. §. 198. den soc. principalis für auctor delicti halten, hat blos seinen Grund in einem unbestimmten Begriff von auctor und socius. S. Feuerbach Re- vision a. O. S. 262. **) L. 9. §. 1. D. ad L. Corn. de Sic. A. B. c. 24. §.
6. -- Erklärung des Landfriedens v. J. 1522. Tit. 11 -- RA. v. J. 1548. Tit. 1. §. 4. u. RA. v. J. 1577. Tit. 1. §. 2. -- F. Cph. L. Crell Diss. de poena silentii et conscientiae delicti aliaeni. Vit. 1742. -- J. H. I. Buch. II. Theil. I. Titel. V. Abſchnitt. Hinderniſſe, welche der Wirkſamkeit des Ur-hebers entgegen ſtehen. Nach Verſchieden- heit der Art der Beyhülfe ſind auch die Gehül- fen ſelbſt verſchieden. I. In Rückſicht der Gröſse der Hinderniſſe entweder Hauptgehülfe (ſocius principalis), oder Nebengehülfe. (ſ. mi- nus principalis). Jener räumt Hinderniſſe hin- weg, welche die That unmöglich machten, die- ſer ſolche, welche ſie blos erſchwerten *). II. In Rückſicht der Handlung ſelbſt, welche die Beyhülfe bewirkt, entweder poſitiver Gehülfe, wenn er durch wirkliche Aeuſſerung der Thä- tigkeit, (concurſus poſitivus) oder negativer Gehülfe, wenn er durch pflichtwidrige Unter- laſſung die That des andern befördert oder möglich macht (conc. negativus). Das letzte iſt durch unterlaſſene Hinderung oder unter- laſſene Anzeige des bevorſtehenden Ver- brechens möglich, ſetzt aber voraus daſs Ge- ſetz **) oder übernommene Amtsverbindlich- keit, Anzeige oder Hinderung zur Pflicht machen. Denn an ſich iſt der Bürger zu dieſen Handlungen nicht vollkommen ver- pflichtet. §. 55. *) Daſs mehrere, und unter andern Kleinſchrod a. O. §. 198. den ſoc. principalis für auctor delicti halten, hat blos ſeinen Grund in einem unbeſtimmten Begriff von auctor und ſocius. S. Feuerbach Re- viſion a. O. S. 262. **) L. 9. §. 1. D. ad L. Corn. de Sic. A. B. c. 24. §.
6. — Erklärung des Landfriedens v. J. 1522. Tit. 11 — RA. v. J. 1548. Tit. 1. §. 4. u. RA. v. J. 1577. Tit. 1. §. 2. — F. Cph. L. Crell Diſſ. de poena ſilentii et conſcientiae delicti aliaeni. Vit. 1742. — J. H. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p><pb facs="#f0070" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">I. Buch. II. Theil. I. Titel. V. Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Hinderniſſe, welche der Wirkſamkeit des Ur-<lb/> hebers entgegen ſtehen. Nach Verſchieden-<lb/> heit der Art der Beyhülfe ſind auch die Gehül-<lb/> fen ſelbſt verſchieden. I. In Rückſicht der<lb/><hi rendition="#i">Gröſse</hi> der Hinderniſſe entweder <hi rendition="#i">Hauptgehülfe</hi><lb/> (<hi rendition="#i">ſocius principalis</hi>), oder <hi rendition="#i">Nebengehülfe.</hi> (ſ. <hi rendition="#i">mi-<lb/> nus principalis</hi>). Jener räumt Hinderniſſe hin-<lb/> weg, welche die That unmöglich machten, die-<lb/> ſer ſolche, welche ſie blos erſchwerten <note place="foot" n="*)">Daſs mehrere, und unter andern <hi rendition="#g">Kleinſchrod</hi><lb/> a. O. §. 198. den ſoc. principalis für <hi rendition="#i">auctor delicti</hi><lb/> halten, hat blos ſeinen Grund in einem unbeſtimmten<lb/> Begriff von <hi rendition="#i">auctor</hi> und <hi rendition="#i">ſocius.</hi> S. <hi rendition="#g">Feuerbach</hi> <hi rendition="#i">Re-<lb/> viſion</hi> a. O. S. 262.</note>. II.<lb/> In Rückſicht der <hi rendition="#i">Handlung ſelbſt</hi>, welche die<lb/> Beyhülfe bewirkt, entweder <hi rendition="#i">poſitiver Gehülfe</hi>,<lb/> wenn er durch wirkliche Aeuſſerung der Thä-<lb/> tigkeit, (<hi rendition="#i">concurſus poſitivus</hi>) oder <hi rendition="#i">negativer</hi><lb/> Gehülfe, wenn er durch pflichtwidrige Unter-<lb/> laſſung die That des andern befördert oder<lb/> möglich macht (<hi rendition="#i">conc. negativus</hi>). Das letzte<lb/> iſt durch unterlaſſene <hi rendition="#i">Hinderung</hi> oder unter-<lb/> laſſene <hi rendition="#i">Anzeige</hi> des bevorſtehenden Ver-<lb/> brechens möglich, ſetzt aber voraus daſs <hi rendition="#i">Ge-<lb/> ſetz</hi> <note xml:id="note-0070" next="#note-0071" place="foot" n="**)">L. 9. §. 1. D. <hi rendition="#i">ad L. Corn. de Sic.</hi> A. B. c. 24. §.<lb/> 6. — <hi rendition="#i">Erklärung des Landfriedens</hi> v. J. 1522. Tit.<lb/> 11 — <hi rendition="#i">RA.</hi> v. J. 1548. Tit. 1. §. 4. u. <hi rendition="#i">RA.</hi> v.<lb/> J. 1577. Tit. 1. §. 2. — F. Cph. L. <hi rendition="#g">Crell</hi> D<hi rendition="#i">iſſ. de<lb/> poena ſilentii et conſcientiae delicti aliaeni.</hi> Vit. 1742. —<lb/> <fw place="bottom" type="catch">J. H.</fw></note> oder übernommene <hi rendition="#i">Amtsverbindlich-<lb/> keit, Anzeige</hi> oder <hi rendition="#i">Hinderung</hi> zur Pflicht<lb/> machen. Denn an ſich iſt der Bürger zu<lb/> dieſen Handlungen nicht vollkommen ver-<lb/> pflichtet.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 55.</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0070]
I. Buch. II. Theil. I. Titel. V. Abſchnitt.
Hinderniſſe, welche der Wirkſamkeit des Ur-
hebers entgegen ſtehen. Nach Verſchieden-
heit der Art der Beyhülfe ſind auch die Gehül-
fen ſelbſt verſchieden. I. In Rückſicht der
Gröſse der Hinderniſſe entweder Hauptgehülfe
(ſocius principalis), oder Nebengehülfe. (ſ. mi-
nus principalis). Jener räumt Hinderniſſe hin-
weg, welche die That unmöglich machten, die-
ſer ſolche, welche ſie blos erſchwerten *). II.
In Rückſicht der Handlung ſelbſt, welche die
Beyhülfe bewirkt, entweder poſitiver Gehülfe,
wenn er durch wirkliche Aeuſſerung der Thä-
tigkeit, (concurſus poſitivus) oder negativer
Gehülfe, wenn er durch pflichtwidrige Unter-
laſſung die That des andern befördert oder
möglich macht (conc. negativus). Das letzte
iſt durch unterlaſſene Hinderung oder unter-
laſſene Anzeige des bevorſtehenden Ver-
brechens möglich, ſetzt aber voraus daſs Ge-
ſetz **) oder übernommene Amtsverbindlich-
keit, Anzeige oder Hinderung zur Pflicht
machen. Denn an ſich iſt der Bürger zu
dieſen Handlungen nicht vollkommen ver-
pflichtet.
§. 55.
*) Daſs mehrere, und unter andern Kleinſchrod
a. O. §. 198. den ſoc. principalis für auctor delicti
halten, hat blos ſeinen Grund in einem unbeſtimmten
Begriff von auctor und ſocius. S. Feuerbach Re-
viſion a. O. S. 262.
**) L. 9. §. 1. D. ad L. Corn. de Sic. A. B. c. 24. §.
6. — Erklärung des Landfriedens v. J. 1522. Tit.
11 — RA. v. J. 1548. Tit. 1. §. 4. u. RA. v.
J. 1577. Tit. 1. §. 2. — F. Cph. L. Crell Diſſ. de
poena ſilentii et conſcientiae delicti aliaeni. Vit. 1742. —
J. H.
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