Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

V. d. verschied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert.
oder durch Anstiften eines Urhebers) die Hand-
lung, die den Begriff der Uebertretung aus-
macht, begangen haben. Physischer Ur-
heber
(a. physice talis -- a. in sensu stro.)

§. 53.

Wenn Mehrere, aus unmittelbarem Interesse
an der That selbst, sich zur gemeinschaftlichen
Ausführung durch Vertrag verbinden
, so ist die-
ses eine Verschwörung (conjuratio) oder
Gesellschaft zur Uebertretung (socie-
tas delinquendi) *). Die Personen selbst heissen
coauctores ex conjuratione. Die blosse Ver-
einigung mit Andern zum Verbrechen reicht
aber für diesen Begriff nicht zu; sondern wer
als coauct. e. conj. betrachtet werden soll, muss
auch durch Handlungen (gleichviel aber,
welche) zur wirklichen Existenz der That mit-
gewirkt haben **). Sonst ist er, wenn er
mit in den Vertrag verwickelt ist, blos des
Versuchs zu einem Verbrechen aus Verschwörung
schuldig.

Rädelsführer -- dux criminis.

§. 54.

Die Beyhülfe (concursus ad delictum) be-
steht (§. 51.) aus der Hinwegräumung der

Hin-
*) P. G. O. Art. 148. "Item so etliche Personen mit
fürgesetztem und vereinigtem Willen und Muth
jemand
böslich zu ermorden einander Hülfe und Beystand
thun; dieselben etc.
**) Westphal de consortib. et adjut. crim. §. 14. sq.
Zu der Behauptung Kleinschrods a. O. §. 178.
als wenn Mitwirkung bey der Haupthandlung selbst
erfordert würde, findet sich kein Grund.

V. d. verſchied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert.
oder durch Anſtiften eines Urhebers) die Hand-
lung, die den Begriff der Uebertretung aus-
macht, begangen haben. Phyſiſcher Ur-
heber
(a. phyſice talis — a. in ſenſu ſtro.)

§. 53.

Wenn Mehrere, aus unmittelbarem Intereſſe
an der That ſelbſt, ſich zur gemeinſchaftlichen
Ausführung durch Vertrag verbinden
, ſo iſt die-
ſes eine Verſchwörung (conjuratio) oder
Geſellſchaft zur Uebertretung (ſocie-
tas delinquendi) *). Die Perſonen ſelbſt heiſsen
coauctores ex conjuratione. Die bloſse Ver-
einigung mit Andern zum Verbrechen reicht
aber für dieſen Begriff nicht zu; ſondern wer
als coauct. e. conj. betrachtet werden ſoll, muſs
auch durch Handlungen (gleichviel aber,
welche) zur wirklichen Exiſtenz der That mit-
gewirkt haben **). Sonſt iſt er, wenn er
mit in den Vertrag verwickelt iſt, blos des
Verſuchs zu einem Verbrechen aus Verſchwörung
ſchuldig.

Rädelsführer — dux criminis.

§. 54.

Die Beyhülfe (concurſus ad delictum) be-
ſteht (§. 51.) aus der Hinwegräumung der

Hin-
*) P. G. O. Art. 148. „Item ſo etliche Perſonen mit
fürgeſetztem und vereinigtem Willen und Muth
jemand
böslich zu ermorden einander Hülfe und Beyſtand
thun; dieſelben etc.
**) Weſtphal de conſortib. et adjut. crim. §. 14. ſq.
Zu der Behauptung Kleinſchrods a. O. §. 178.
als wenn Mitwirkung bey der Haupthandlung ſelbſt
erfordert würde, findet ſich kein Grund.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0069" n="41"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">V. d. ver&#x017F;chied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert.</hi></fw><lb/>
oder durch An&#x017F;tiften eines Urhebers) die Hand-<lb/>
lung, die den Begriff der Uebertretung aus-<lb/>
macht, begangen haben. <hi rendition="#g">Phy&#x017F;i&#x017F;cher Ur-<lb/>
heber</hi> (<hi rendition="#i">a. phy&#x017F;ice talis &#x2014; a. in &#x017F;en&#x017F;u &#x017F;tro.</hi>)</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 53.</head><lb/>
                    <p><hi rendition="#i">Wenn Mehrere, aus unmittelbarem Intere&#x017F;&#x017F;e<lb/>
an der That &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ich zur gemein&#x017F;chaftlichen<lb/>
Ausführung durch Vertrag verbinden</hi>, &#x017F;o i&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;es eine <hi rendition="#g">Ver&#x017F;chwörung</hi> (conjuratio) oder<lb/><hi rendition="#g">Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zur Uebertretung</hi> (&#x017F;ocie-<lb/>
tas delinquendi) <note place="foot" n="*)">P. G. O. Art. 148. &#x201E;Item &#x017F;o etliche Per&#x017F;onen <hi rendition="#i">mit<lb/>
fürge&#x017F;etztem und vereinigtem Willen und Muth</hi> jemand<lb/>
böslich zu ermorden <hi rendition="#i">einander Hülfe und Bey&#x017F;tand</hi><lb/>
thun; die&#x017F;elben etc.</note>. Die Per&#x017F;onen &#x017F;elb&#x017F;t hei&#x017F;sen<lb/><hi rendition="#i">coauctores ex conjuratione.</hi> Die blo&#x017F;se Ver-<lb/>
einigung mit Andern zum Verbrechen reicht<lb/>
aber für die&#x017F;en Begriff nicht zu; &#x017F;ondern wer<lb/>
als coauct. e. conj. betrachtet werden &#x017F;oll, mu&#x017F;s<lb/>
auch durch Handlungen (gleichviel aber,<lb/><hi rendition="#i">welche</hi>) zur wirklichen Exi&#x017F;tenz der That mit-<lb/>
gewirkt haben <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#g">We&#x017F;tphal</hi><hi rendition="#i">de con&#x017F;ortib. et adjut. crim.</hi> §. 14. &#x017F;q.<lb/>
Zu der Behauptung <hi rendition="#g">Klein&#x017F;chrods</hi> a. O. §. 178.<lb/>
als wenn Mitwirkung bey der <hi rendition="#i">Haupthandlung &#x017F;elb&#x017F;t</hi><lb/>
erfordert würde, findet &#x017F;ich kein Grund.</note>. Son&#x017F;t i&#x017F;t er, wenn er<lb/>
mit in den Vertrag verwickelt i&#x017F;t, blos des<lb/><hi rendition="#i">Ver&#x017F;uchs zu einem Verbrechen aus Ver&#x017F;chwörung</hi><lb/>
&#x017F;chuldig.</p><lb/>
                    <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">Rädelsführer</hi> &#x2014; dux criminis.</hi> </p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 54.</head><lb/>
                    <p>Die <hi rendition="#i">Beyhülfe</hi> (<hi rendition="#i">concur&#x017F;us ad delictum</hi>) be-<lb/>
&#x017F;teht (§. 51.) aus der Hinwegräumung der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hin-</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0069] V. d. verſchied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert. oder durch Anſtiften eines Urhebers) die Hand- lung, die den Begriff der Uebertretung aus- macht, begangen haben. Phyſiſcher Ur- heber (a. phyſice talis — a. in ſenſu ſtro.) §. 53. Wenn Mehrere, aus unmittelbarem Intereſſe an der That ſelbſt, ſich zur gemeinſchaftlichen Ausführung durch Vertrag verbinden, ſo iſt die- ſes eine Verſchwörung (conjuratio) oder Geſellſchaft zur Uebertretung (ſocie- tas delinquendi) *). Die Perſonen ſelbſt heiſsen coauctores ex conjuratione. Die bloſse Ver- einigung mit Andern zum Verbrechen reicht aber für dieſen Begriff nicht zu; ſondern wer als coauct. e. conj. betrachtet werden ſoll, muſs auch durch Handlungen (gleichviel aber, welche) zur wirklichen Exiſtenz der That mit- gewirkt haben **). Sonſt iſt er, wenn er mit in den Vertrag verwickelt iſt, blos des Verſuchs zu einem Verbrechen aus Verſchwörung ſchuldig. Rädelsführer — dux criminis. §. 54. Die Beyhülfe (concurſus ad delictum) be- ſteht (§. 51.) aus der Hinwegräumung der Hin- *) P. G. O. Art. 148. „Item ſo etliche Perſonen mit fürgeſetztem und vereinigtem Willen und Muth jemand böslich zu ermorden einander Hülfe und Beyſtand thun; dieſelben etc. **) Weſtphal de conſortib. et adjut. crim. §. 14. ſq. Zu der Behauptung Kleinſchrods a. O. §. 178. als wenn Mitwirkung bey der Haupthandlung ſelbſt erfordert würde, findet ſich kein Grund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/69
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/69>, abgerufen am 23.11.2024.