Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite
V. d. verschied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert.
§. 55.

III. In Hinsicht der Kräfte, welche Bey-
hülfe begründen, kann der Gehülfe intellectueller
Gehülfe
seyn, (soc. intell.) wenn er durch Ge-
brauch der Gemüthskräfte, oder physischer
Gehülfe (s. phys. tal. s. facultate locomotiva)
wenn er durch Gebrauch der körperlichen
Kräfte wirkt. Man wird intellectueller Gehülfe,
aus denselben Gründen, aus welchen man in-
tellectueller Autor wird (§. 52.), hier wird aber
immer vorausgesetzt, dass sich der andere schon
vorher aus eignem Interesse an der That zu dem
Verbrechen bestimmt habe. Wird er erst durch
den andern bestimmt, so ist dieser intellectu-
eller Urheber.

§. 56.

IV. Wenn die Beyhülfe durch eine Hand-
lung geleistet wird, welche die Vollendung
des Verbrechens unmittelbar d. h. ohne die
Dazwischenkunft von Mittelursachen beför-
dert, so entsteht eine unmittelbare Beyhülfe
(conc. proximus). Geschieht die Beyhülfe durch
eine Handlung, die erst durch Mittelursachen
die Vossendung des Verbrechens befördert oder
möglich macht, so ist eine mittelbare Beyhülfe
(conc. remotus) vorhanden *).



§. 57.
J. H. Boehmer Diss. de obligatione ad relevandum
occulta
. Hal. 1742. Püttmann Diss. de crimine
conniventiae
Lips. 1785. in Opusc. N. 3.
*) Wer z. E. den Ermordeten gehalten hat, war in
conc. proximo. Wer blos dem Thäter anzeigt, wo
er sich aufhielt, war in c. remoto, weil hier noch
mehrere
V. d. verſchied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert.
§. 55.

III. In Hinſicht der Kräfte, welche Bey-
hülfe begründen, kann der Gehülfe intellectueller
Gehülfe
ſeyn, (ſoc. intell.) wenn er durch Ge-
brauch der Gemüthskräfte, oder phyſiſcher
Gehülfe (ſ. phyſ. tal. ſ. facultate locomotiva)
wenn er durch Gebrauch der körperlichen
Kräfte wirkt. Man wird intellectueller Gehülfe,
aus denſelben Gründen, aus welchen man in-
tellectueller Autor wird (§. 52.), hier wird aber
immer vorausgeſetzt, daſs ſich der andere ſchon
vorher aus eignem Intereſſe an der That zu dem
Verbrechen beſtimmt habe. Wird er erſt durch
den andern beſtimmt, ſo iſt dieſer intellectu-
eller Urheber.

§. 56.

IV. Wenn die Beyhülfe durch eine Hand-
lung geleiſtet wird, welche die Vollendung
des Verbrechens unmittelbar d. h. ohne die
Dazwiſchenkunft von Mittelurſachen beför-
dert, ſo entſteht eine unmittelbare Beyhülfe
(conc. proximus). Geſchieht die Beyhülfe durch
eine Handlung, die erſt durch Mittelurſachen
die Voſſendung des Verbrechens befördert oder
möglich macht, ſo iſt eine mittelbare Beyhülfe
(conc. remotus) vorhanden *).



§. 57.
J. H. Boehmer Diſſ. de obligatione ad relevandum
occulta
. Hal. 1742. Püttmann Diſſ. de crimine
conniventiae
Lipſ. 1785. in Opusc. N. 3.
*) Wer z. E. den Ermordeten gehalten hat, war in
conc. proximo. Wer blos dem Thäter anzeigt, wo
er ſich aufhielt, war in c. remoto, weil hier noch
mehrere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <pb facs="#f0071" n="43"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#i">V. d. ver&#x017F;chied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert.</hi> </fw><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 55.</head><lb/>
                    <p>III. In Hin&#x017F;icht der <hi rendition="#i">Kräfte</hi>, welche Bey-<lb/>
hülfe begründen, kann der Gehülfe <hi rendition="#i">intellectueller<lb/>
Gehülfe</hi> &#x017F;eyn, (<hi rendition="#i">&#x017F;oc. intell.</hi>) wenn er durch Ge-<lb/>
brauch der Gemüthskräfte, oder <hi rendition="#i">phy&#x017F;i&#x017F;cher</hi><lb/>
Gehülfe (&#x017F;. <hi rendition="#i">phy&#x017F;. tal.</hi> &#x017F;. <hi rendition="#i">facultate locomotiva</hi>)<lb/>
wenn er durch Gebrauch der körperlichen<lb/>
Kräfte wirkt. Man wird <hi rendition="#i">intellectueller Gehülfe</hi>,<lb/>
aus den&#x017F;elben Gründen, aus welchen man in-<lb/>
tellectueller Autor wird (§. 52.), hier wird aber<lb/>
immer vorausge&#x017F;etzt, da&#x017F;s &#x017F;ich der andere &#x017F;chon<lb/>
vorher aus eignem Intere&#x017F;&#x017F;e an der That zu dem<lb/>
Verbrechen be&#x017F;timmt habe. Wird er er&#x017F;t durch<lb/>
den andern be&#x017F;timmt, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;er intellectu-<lb/>
eller Urheber.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 56.</head><lb/>
                    <p>IV. Wenn die Beyhülfe durch eine Hand-<lb/>
lung gelei&#x017F;tet wird, welche die Vollendung<lb/>
des Verbrechens unmittelbar d. h. ohne die<lb/>
Dazwi&#x017F;chenkunft von Mittelur&#x017F;achen beför-<lb/>
dert, &#x017F;o ent&#x017F;teht eine <hi rendition="#i">unmittelbare Beyhülfe</hi><lb/>
(<hi rendition="#i">conc. proximus</hi>). Ge&#x017F;chieht die Beyhülfe durch<lb/>
eine Handlung, die er&#x017F;t durch Mittelur&#x017F;achen<lb/>
die Vo&#x017F;&#x017F;endung des Verbrechens befördert oder<lb/>
möglich macht, &#x017F;o i&#x017F;t eine <hi rendition="#i">mittelbare</hi> Beyhülfe<lb/>
(<hi rendition="#i">conc. remotus</hi>) vorhanden <note xml:id="note-0071a" next="#note-0072" place="foot" n="*)">Wer z. E. den Ermordeten gehalten hat, war in<lb/>
conc. <hi rendition="#i">proximo.</hi> Wer blos dem Thäter anzeigt, wo<lb/>
er &#x017F;ich aufhielt, war in c. remoto, weil hier noch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehrere</fw></note>.</p><lb/>
                    <fw place="bottom" type="catch">§. 57.</fw><lb/>
                    <note xml:id="note-0071" prev="#note-0070" place="foot" n="**)">J. H. <hi rendition="#g">Boehmer</hi> D<hi rendition="#i">i&#x017F;&#x017F;. de obligatione ad relevandum<lb/>
occulta</hi>. Hal. 1742. <hi rendition="#g">Püttmann</hi> D<hi rendition="#i">i&#x017F;&#x017F;. de crimine<lb/>
conniventiae</hi> Lip&#x017F;. 1785. in <hi rendition="#i">Opusc.</hi> N. 3.</note>
                  </div><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0071] V. d. verſchied. mögl. Arten e. Strafg. z. übert. §. 55. III. In Hinſicht der Kräfte, welche Bey- hülfe begründen, kann der Gehülfe intellectueller Gehülfe ſeyn, (ſoc. intell.) wenn er durch Ge- brauch der Gemüthskräfte, oder phyſiſcher Gehülfe (ſ. phyſ. tal. ſ. facultate locomotiva) wenn er durch Gebrauch der körperlichen Kräfte wirkt. Man wird intellectueller Gehülfe, aus denſelben Gründen, aus welchen man in- tellectueller Autor wird (§. 52.), hier wird aber immer vorausgeſetzt, daſs ſich der andere ſchon vorher aus eignem Intereſſe an der That zu dem Verbrechen beſtimmt habe. Wird er erſt durch den andern beſtimmt, ſo iſt dieſer intellectu- eller Urheber. §. 56. IV. Wenn die Beyhülfe durch eine Hand- lung geleiſtet wird, welche die Vollendung des Verbrechens unmittelbar d. h. ohne die Dazwiſchenkunft von Mittelurſachen beför- dert, ſo entſteht eine unmittelbare Beyhülfe (conc. proximus). Geſchieht die Beyhülfe durch eine Handlung, die erſt durch Mittelurſachen die Voſſendung des Verbrechens befördert oder möglich macht, ſo iſt eine mittelbare Beyhülfe (conc. remotus) vorhanden *). §. 57. **) *) Wer z. E. den Ermordeten gehalten hat, war in conc. proximo. Wer blos dem Thäter anzeigt, wo er ſich aufhielt, war in c. remoto, weil hier noch mehrere **) J. H. Boehmer Diſſ. de obligatione ad relevandum occulta. Hal. 1742. Püttmann Diſſ. de crimine conniventiae Lipſ. 1785. in Opusc. N. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/71
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/71>, abgerufen am 23.11.2024.