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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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wer aus andern Quellen die Namen kennt, der
höre hier die Stimme der redlichen partheilosen
Wahrheit; wer sie nicht kennt, der glaube, daß die
Geschichte auf der neu entdeckten Ceres vorgegan-
gen sey, und träume hier weiter den schönen
Traum von Gerechtigkeit, Humanität, Dankbarkeit
und Bruderliebe.

Bis in das Jahr 1796. war die L. X. ein
Sammelplatz lustiger, froher Menschen, die sich
Frei-Maurer nannten, weil sie nach französischen
Gebräuchen Mitglieder aufnahmen, und ihnen nach
und nach die Rechte an ihren Mahlen, und an
ihrem Hause ertheilten, auch für die Neugierigeren
und Vermögenderen Schauspiele aufführten, denen
sie die Namen: Maitre elau, Ecossois rouge et
verd, Chevalier de l'Orient
und Chevalier
Prince Souverain de Rose Croix
gaben, welche
Stücke überall gedruckt zu haben sind. Der Direk-
teur dieser Spiele war damals ein guter Mann,
von einem lebhaften Geiste und weichem Herzen,
der der Possen eigentlich selbst müde war; aber
sey es, daß es ihm an hinreichenden Kenntnissen
fehlte, sey es, daß er den Gehalt seiner Umgebun-
gen kannte, -- er spielte fort mit möglichstem An-
stande, drosch leeres Stroh, und war zufrieden,
wenn die Zuschauer und Mitdrescher sich an dem
Klappern erfreuten.

In diesem Jahre, am 2. Junius trat, gereift
durch mancherlei Erfahrungen, versehen mit einem
hellen Geiste, und mit einem weichen Herzen, das

wer aus andern Quellen die Namen kennt, der
hoͤre hier die Stimme der redlichen partheiloſen
Wahrheit; wer ſie nicht kennt, der glaube, daß die
Geſchichte auf der neu entdeckten Ceres vorgegan-
gen ſey, und traͤume hier weiter den ſchoͤnen
Traum von Gerechtigkeit, Humanitaͤt, Dankbarkeit
und Bruderliebe.

Bis in das Jahr 1796. war die L. X. ein
Sammelplatz luſtiger, froher Menſchen, die ſich
Frei-Maurer nannten, weil ſie nach franzoͤſiſchen
Gebraͤuchen Mitglieder aufnahmen, und ihnen nach
und nach die Rechte an ihren Mahlen, und an
ihrem Hauſe ertheilten, auch fuͤr die Neugierigeren
und Vermoͤgenderen Schauſpiele auffuͤhrten, denen
ſie die Namen: Maitre elû, Ecossois rouge et
verd, Chevalier de l’Orient
und Chevalier
Prince Souverain de Rose Croix
gaben, welche
Stuͤcke uͤberall gedruckt zu haben ſind. Der Direk-
teur dieſer Spiele war damals ein guter Mann,
von einem lebhaften Geiſte und weichem Herzen,
der der Poſſen eigentlich ſelbſt muͤde war; aber
ſey es, daß es ihm an hinreichenden Kenntniſſen
fehlte, ſey es, daß er den Gehalt ſeiner Umgebun-
gen kannte, — er ſpielte fort mit moͤglichſtem An-
ſtande, droſch leeres Stroh, und war zufrieden,
wenn die Zuſchauer und Mitdreſcher ſich an dem
Klappern erfreuten.

In dieſem Jahre, am 2. Junius trat, gereift
durch mancherlei Erfahrungen, verſehen mit einem
hellen Geiſte, und mit einem weichen Herzen, das

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[285/0307] wer aus andern Quellen die Namen kennt, der hoͤre hier die Stimme der redlichen partheiloſen Wahrheit; wer ſie nicht kennt, der glaube, daß die Geſchichte auf der neu entdeckten Ceres vorgegan- gen ſey, und traͤume hier weiter den ſchoͤnen Traum von Gerechtigkeit, Humanitaͤt, Dankbarkeit und Bruderliebe. Bis in das Jahr 1796. war die L. X. ein Sammelplatz luſtiger, froher Menſchen, die ſich Frei-Maurer nannten, weil ſie nach franzoͤſiſchen Gebraͤuchen Mitglieder aufnahmen, und ihnen nach und nach die Rechte an ihren Mahlen, und an ihrem Hauſe ertheilten, auch fuͤr die Neugierigeren und Vermoͤgenderen Schauſpiele auffuͤhrten, denen ſie die Namen: Maitre elû, Ecossois rouge et verd, Chevalier de l’Orient und Chevalier Prince Souverain de Rose Croix gaben, welche Stuͤcke uͤberall gedruckt zu haben ſind. Der Direk- teur dieſer Spiele war damals ein guter Mann, von einem lebhaften Geiſte und weichem Herzen, der der Poſſen eigentlich ſelbſt muͤde war; aber ſey es, daß es ihm an hinreichenden Kenntniſſen fehlte, ſey es, daß er den Gehalt ſeiner Umgebun- gen kannte, — er ſpielte fort mit moͤglichſtem An- ſtande, droſch leeres Stroh, und war zufrieden, wenn die Zuſchauer und Mitdreſcher ſich an dem Klappern erfreuten. In dieſem Jahre, am 2. Junius trat, gereift durch mancherlei Erfahrungen, verſehen mit einem hellen Geiſte, und mit einem weichen Herzen, das

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/307>, abgerufen am 15.05.2024.