sichtigen kann, indem er über sie hinausliegt und durch die Existenz der Gesellschaft erst auf- gestellt wird, ein Zweck, der nur durch Ausge- hen von der Gesellschaft und Absonde- rung von ihr erreicht werden kann, der Zweck: die Nachtheile der Bildungsweise in der größeren Gesellschaft wieder auf- zuheben und die einseitige Bildung für den besonderen Stand in die gemein menschliche Bildung, in die allseitige des ganzen Menschen, als Menschen zu verschmelzen. Dieser Zweck ist groß, denn er hat das zum Gegenstande, was dem Menschen das interes- santeste ist; er ist vernünftig, denn er drückt eine unsrer heiligsten Pflichten aus; er ist mög- lich, denn alles ist möglich, was wir sollen; er ist in der großen Gesellschaft zu erreichen fast unmöglich, wenigstens äußerst schwer, da Stand, Lebensart, Verhältnisse, den Menschen mit feinen, aber festen Banden verstricken und ihn, oft ohne daß er sie gewahr wird, in einem Kreise herum- ziehen, statt daß er vorwärts gehen sollte; er ist sonach nur durch Absonderung von ihr zu errei- chen. Nicht durch immerwährende Absonderung, weil daraus eine neue Einseitigkeit entstehen, weil dadurch die Vortheile der etwa gewonnenen rein menschlichen Bildung für die Gesellschaft verlo- ren gehen würde, und weil es allein darauf abge- sehen ist, beide Bildungsarten zu verschmelzen, und die nöthige Standesbildung dadurch zu erhö-
hen.
ſichtigen kann, indem er uͤber ſie hinausliegt und durch die Exiſtenz der Geſellſchaft erſt auf- geſtellt wird, ein Zweck, der nur durch Ausge- hen von der Geſellſchaft und Abſonde- rung von ihr erreicht werden kann, der Zweck: die Nachtheile der Bildungsweiſe in der groͤßeren Geſellſchaft wieder auf- zuheben und die einſeitige Bildung fuͤr den beſonderen Stand in die gemein menſchliche Bildung, in die allſeitige des ganzen Menſchen, als Menſchen zu verſchmelzen. Dieſer Zweck iſt groß, denn er hat das zum Gegenſtande, was dem Menſchen das intereſ- ſanteſte iſt; er iſt vernuͤnftig, denn er druͤckt eine unſrer heiligſten Pflichten aus; er iſt moͤg- lich, denn alles iſt moͤglich, was wir ſollen; er iſt in der großen Geſellſchaft zu erreichen faſt unmoͤglich, wenigſtens aͤußerſt ſchwer, da Stand, Lebensart, Verhaͤltniſſe, den Menſchen mit feinen, aber feſten Banden verſtricken und ihn, oft ohne daß er ſie gewahr wird, in einem Kreiſe herum- ziehen, ſtatt daß er vorwaͤrts gehen ſollte; er iſt ſonach nur durch Abſonderung von ihr zu errei- chen. Nicht durch immerwaͤhrende Abſonderung, weil daraus eine neue Einſeitigkeit entſtehen, weil dadurch die Vortheile der etwa gewonnenen rein menſchlichen Bildung fuͤr die Geſellſchaft verlo- ren gehen wuͤrde, und weil es allein darauf abge- ſehen iſt, beide Bildungsarten zu verſchmelzen, und die noͤthige Standesbildung dadurch zu erhoͤ-
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ſichtigen kann, indem er uͤber ſie hinausliegt
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geſtellt wird, ein Zweck, der nur durch Ausge-
hen von der Geſellſchaft und Abſonde-
rung von ihr erreicht werden kann, der Zweck:
die Nachtheile der Bildungsweiſe in
der groͤßeren Geſellſchaft wieder auf-
zuheben und die einſeitige Bildung
fuͤr den beſonderen Stand in die
gemein menſchliche Bildung, in die
allſeitige des ganzen Menſchen, als
Menſchen zu verſchmelzen.
Dieſer Zweck iſt groß, denn er hat das zum
Gegenſtande, was dem Menſchen das intereſ-
ſanteſte iſt; er iſt vernuͤnftig, denn er druͤckt
eine unſrer heiligſten Pflichten aus; er iſt moͤg-
lich, denn alles iſt moͤglich, was wir ſollen; er
iſt in der großen Geſellſchaft zu erreichen faſt
unmoͤglich, wenigſtens aͤußerſt ſchwer, da Stand,
Lebensart, Verhaͤltniſſe, den Menſchen mit feinen,
aber feſten Banden verſtricken und ihn, oft ohne
daß er ſie gewahr wird, in einem Kreiſe herum-
ziehen, ſtatt daß er vorwaͤrts gehen ſollte; er iſt
ſonach nur durch Abſonderung von ihr zu errei-
chen. Nicht durch immerwaͤhrende Abſonderung,
weil daraus eine neue Einſeitigkeit entſtehen, weil
dadurch die Vortheile der etwa gewonnenen rein
menſchlichen Bildung fuͤr die Geſellſchaft verlo-
ren gehen wuͤrde, und weil es allein darauf abge-
ſehen iſt, beide Bildungsarten zu verſchmelzen,
und die noͤthige Standesbildung dadurch zu erhoͤ-
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/50>, abgerufen am 16.07.2024.
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