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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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dies noch dazu im Geheim thun müßte, da ja
öffentlich kein einzelner Zweig der menschlichen
Bildung bekannt ist, den sie übernommen hätte.

Eine solche Gesellschaft, sie möchte sich nun
mit kirchlichen oder politischen, philosophischen, ge-
lehrten oder merkantilischen Gegenständen beschäf-
tigen, könnte der Weise und Tugendhafte nicht
unterstützen, er müßte vielmehr, nachdem ihm ihr
verwirrendes Daseyn bekannt worden wäre, sie zu
Grunde richten. Und dazu würde es keiner wei-
teren Mühe bedürfen, als der, sie nur anzu-
zeigen
; denn es ist das höchste Intresse der gan-
zen menschlichen Gesellschaft und jedes Zweiges
derselben, des Staats, der Kirche, des gelehrten
und handelnden Publikums, eine solche Verbin-
dung zu vernichten, so bald sie ihr bekannt wird.

So wäre denn jeder Zweck, mit dem irgend
ein Stand in der Gesellschaft schon beschäftigt ist,
von der Maurerei gänzlich und unbedingt ausge-
schlossen; und es wäre eben so thöricht und lächer-
lich, wenn sich ihre Glieder im Geheim damit
beschäftigen wollten, gute Schuhe zu machen, als,
den Staat im Ganzen oder im Einzelnen zu re-
formiren. Jeder Maurer, der dies läugnen wollte,
würde nicht nur seinen guten Willen und seine
maurerische Einsicht, sondern seinen gesunden Ver-
stand in Verdacht setzen.

Aber irgend einen Zweck muß sie doch ha-
ben; denn sonst wäre sie eine eitle, leere Spiele-
rei und der Weise und Tugendhafte könnte sich
eben so wenig mit ihr befassen, als wenn sie sich

dies noch dazu im Geheim thun muͤßte, da ja
oͤffentlich kein einzelner Zweig der menſchlichen
Bildung bekannt iſt, den ſie uͤbernommen haͤtte.

Eine ſolche Geſellſchaft, ſie moͤchte ſich nun
mit kirchlichen oder politiſchen, philoſophiſchen, ge-
lehrten oder merkantiliſchen Gegenſtaͤnden beſchaͤf-
tigen, koͤnnte der Weiſe und Tugendhafte nicht
unterſtuͤtzen, er muͤßte vielmehr, nachdem ihm ihr
verwirrendes Daſeyn bekannt worden waͤre, ſie zu
Grunde richten. Und dazu wuͤrde es keiner wei-
teren Muͤhe beduͤrfen, als der, ſie nur anzu-
zeigen
; denn es iſt das hoͤchſte Intreſſe der gan-
zen menſchlichen Geſellſchaft und jedes Zweiges
derſelben, des Staats, der Kirche, des gelehrten
und handelnden Publikums, eine ſolche Verbin-
dung zu vernichten, ſo bald ſie ihr bekannt wird.

So waͤre denn jeder Zweck, mit dem irgend
ein Stand in der Geſellſchaft ſchon beſchaͤftigt iſt,
von der Maurerei gaͤnzlich und unbedingt ausge-
ſchloſſen; und es waͤre eben ſo thoͤricht und laͤcher-
lich, wenn ſich ihre Glieder im Geheim damit
beſchaͤftigen wollten, gute Schuhe zu machen, als,
den Staat im Ganzen oder im Einzelnen zu re-
formiren. Jeder Maurer, der dies laͤugnen wollte,
wuͤrde nicht nur ſeinen guten Willen und ſeine
maureriſche Einſicht, ſondern ſeinen geſunden Ver-
ſtand in Verdacht ſetzen.

Aber irgend einen Zweck muß ſie doch ha-
ben; denn ſonſt waͤre ſie eine eitle, leere Spiele-
rei und der Weiſe und Tugendhafte koͤnnte ſich
eben ſo wenig mit ihr befaſſen, als wenn ſie ſich

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[29/0047] dies noch dazu im Geheim thun muͤßte, da ja oͤffentlich kein einzelner Zweig der menſchlichen Bildung bekannt iſt, den ſie uͤbernommen haͤtte. Eine ſolche Geſellſchaft, ſie moͤchte ſich nun mit kirchlichen oder politiſchen, philoſophiſchen, ge- lehrten oder merkantiliſchen Gegenſtaͤnden beſchaͤf- tigen, koͤnnte der Weiſe und Tugendhafte nicht unterſtuͤtzen, er muͤßte vielmehr, nachdem ihm ihr verwirrendes Daſeyn bekannt worden waͤre, ſie zu Grunde richten. Und dazu wuͤrde es keiner wei- teren Muͤhe beduͤrfen, als der, ſie nur anzu- zeigen; denn es iſt das hoͤchſte Intreſſe der gan- zen menſchlichen Geſellſchaft und jedes Zweiges derſelben, des Staats, der Kirche, des gelehrten und handelnden Publikums, eine ſolche Verbin- dung zu vernichten, ſo bald ſie ihr bekannt wird. So waͤre denn jeder Zweck, mit dem irgend ein Stand in der Geſellſchaft ſchon beſchaͤftigt iſt, von der Maurerei gaͤnzlich und unbedingt ausge- ſchloſſen; und es waͤre eben ſo thoͤricht und laͤcher- lich, wenn ſich ihre Glieder im Geheim damit beſchaͤftigen wollten, gute Schuhe zu machen, als, den Staat im Ganzen oder im Einzelnen zu re- formiren. Jeder Maurer, der dies laͤugnen wollte, wuͤrde nicht nur ſeinen guten Willen und ſeine maureriſche Einſicht, ſondern ſeinen geſunden Ver- ſtand in Verdacht ſetzen. Aber irgend einen Zweck muß ſie doch ha- ben; denn ſonſt waͤre ſie eine eitle, leere Spiele- rei und der Weiſe und Tugendhafte koͤnnte ſich eben ſo wenig mit ihr befaſſen, als wenn ſie ſich

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/47>, abgerufen am 21.11.2024.