entweder laut oder stillschweigend, gestehen, daß keiner von ihnen, den Zusammengekommenen, es wisse. Was thun sie nun? -- Sie reisen nach Hause, erklären ihren Brüdern die allgemeine Unwissenheit, entlassen sich gegenseitig ihrer Ver- pflichtungen und gehen, mit einiger Scham, aus- einander? -- Keinesweges! der Orden dauert fort und verbreitet sich, nach wie vor.
Die Gesellschaft erleidet noch härtere Dinge. Die Frage nach ihrem Geheimniß wird dringen- der, es wird in öffentlichen Schriften, z. B. dem entdeckten Geheimniß der Freimaurer, der gestürz- ten, der verrathenen Freimaurerey, zur allgemei- nen Kenntniß gebracht; man erhebt die Absicht einiger maurerischen Sekten zur vollkommnen Ge- wißheit, andrer zur Wahrscheinlichkeit; man fin- det, daß hie und da die Maurerei nur zur Hülle verwerflicher Zwecke gedient habe und zieht diese Zwecke in ihr, sie tödtendes, Licht. Was wird nun geschehen? -- Die Freimaurer werden sich von dem verrathenen Geheimnisse lossagen und, um sich von allem Verdacht unredlicher Zwecke auf einmal zu befreien, die Logen schließen und den "zerschmetterten Freimaurer" in ihre Biblio- thek stellen. -- Nein! die Gesellschaft dauert fort, als ob nie ein Wort über sie gesprochen, kein Buchstabe über sie gedruckt wäre und das Still- schweigen in ihr unverbrüchlich gehalten würde.
Endlich zerreißt sich die Gesellschaft selbst in ihrem Innern, alle Einheit hört auf, sie spalten sich in Sekten, die sie Systeme nennen, verketzern
entweder laut oder ſtillſchweigend, geſtehen, daß keiner von ihnen, den Zuſammengekommenen, es wiſſe. Was thun ſie nun? — Sie reiſen nach Hauſe, erklaͤren ihren Bruͤdern die allgemeine Unwiſſenheit, entlaſſen ſich gegenſeitig ihrer Ver- pflichtungen und gehen, mit einiger Scham, aus- einander? — Keinesweges! der Orden dauert fort und verbreitet ſich, nach wie vor.
Die Geſellſchaft erleidet noch haͤrtere Dinge. Die Frage nach ihrem Geheimniß wird dringen- der, es wird in oͤffentlichen Schriften, z. B. dem entdeckten Geheimniß der Freimaurer, der geſtuͤrz- ten, der verrathenen Freimaurerey, zur allgemei- nen Kenntniß gebracht; man erhebt die Abſicht einiger maureriſchen Sekten zur vollkommnen Ge- wißheit, andrer zur Wahrſcheinlichkeit; man fin- det, daß hie und da die Maurerei nur zur Huͤlle verwerflicher Zwecke gedient habe und zieht dieſe Zwecke in ihr, ſie toͤdtendes, Licht. Was wird nun geſchehen? — Die Freimaurer werden ſich von dem verrathenen Geheimniſſe losſagen und, um ſich von allem Verdacht unredlicher Zwecke auf einmal zu befreien, die Logen ſchließen und den „zerſchmetterten Freimaurer“ in ihre Biblio- thek ſtellen. — Nein! die Geſellſchaft dauert fort, als ob nie ein Wort uͤber ſie geſprochen, kein Buchſtabe uͤber ſie gedruckt waͤre und das Still- ſchweigen in ihr unverbruͤchlich gehalten wuͤrde.
Endlich zerreißt ſich die Geſellſchaft ſelbſt in ihrem Innern, alle Einheit hoͤrt auf, ſie ſpalten ſich in Sekten, die ſie Syſteme nennen, verketzern
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entweder laut oder ſtillſchweigend, geſtehen, daß
keiner von ihnen, den Zuſammengekommenen, es
wiſſe. Was thun ſie nun? — Sie reiſen nach
Hauſe, erklaͤren ihren Bruͤdern die allgemeine
Unwiſſenheit, entlaſſen ſich gegenſeitig ihrer Ver-
pflichtungen und gehen, mit einiger Scham, aus-
einander? — Keinesweges! der Orden dauert fort
und verbreitet ſich, nach wie vor.
Die Geſellſchaft erleidet noch haͤrtere Dinge.
Die Frage nach ihrem Geheimniß wird dringen-
der, es wird in oͤffentlichen Schriften, z. B. dem
entdeckten Geheimniß der Freimaurer, der geſtuͤrz-
ten, der verrathenen Freimaurerey, zur allgemei-
nen Kenntniß gebracht; man erhebt die Abſicht
einiger maureriſchen Sekten zur vollkommnen Ge-
wißheit, andrer zur Wahrſcheinlichkeit; man fin-
det, daß hie und da die Maurerei nur zur Huͤlle
verwerflicher Zwecke gedient habe und zieht dieſe
Zwecke in ihr, ſie toͤdtendes, Licht. Was wird
nun geſchehen? — Die Freimaurer werden ſich
von dem verrathenen Geheimniſſe losſagen und,
um ſich von allem Verdacht unredlicher Zwecke
auf einmal zu befreien, die Logen ſchließen und
den „zerſchmetterten Freimaurer“ in ihre Biblio-
thek ſtellen. — Nein! die Geſellſchaft dauert fort,
als ob nie ein Wort uͤber ſie geſprochen, kein
Buchſtabe uͤber ſie gedruckt waͤre und das Still-
ſchweigen in ihr unverbruͤchlich gehalten wuͤrde.
Endlich zerreißt ſich die Geſellſchaft ſelbſt in
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/23>, abgerufen am 16.07.2024.
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