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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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Ein Doctor, als ihn seiner Bekannten einer, um den Mittag, noch im
Bette ertappete, und denselben wegen seines langen Schlaffens schalte, wen-
dete diese Entschuldigung vor, er wäre vor acht Tagen im Bade gewesen,
weshalben ihm dieses wohl zu verzeyhen wäre; angesehen das Bad
schlaffende Leute machte.

Ein gelehrter Aufschneider berühmte sich, er wäre zu Venedig gewesen.
Als ihn einer fragte, was er da Gutes gesehen, gab der Aufschneider vor,
er seye nur auf der Post durchgeritten, und habe sich nicht arretiret. Als
darauf einer sagte, das wäre nicht möglich, weil Venedig in dem Meer
läge,
antwortete der Lügner, es wäre im Winter, und das Wasser allent-
halben zugefroren gewesen.

Ein Schulmeister trug sein Wasser zu dem Medico, der solches besehen
solte. Als der Medicus fragte, wo er her wäre, sprach der Schulmeister, er
würde es wohl im Glaß finden.

Man beruffete sich auf einen Philosophum, daß er in einer Sache ein
Zeugniß ablegen solte, der es dann auf folgende Weise verrichtete: Ich lag
und schlieff,
sprach er, und hörte gleichwohl, daß der Beklagte den
Kläger auf den Kopff schmisse; kan aber nicht wissen, ob er ihn mag
recht getroffen haben oder nicht.

Ein Studiosus, als er auf den Todt kranck war, und der Priester ihn des
Hinzugs erinnerte, sagende, er solte sich vorbereiten zu dem Eingang in
die Seligkeit; allermassen er vielleicht noch heute in das Paradieß kom-
men würde,
gab zur Antwort, es wäre ihm lieb, wann er so bald könte
dahin kommen. Daferne es ein weiter Weg wäre, könte er ihn war-
lich nicht gehen, weil er viel zu müde, und zu matt, darzu seye.

Ein Philosophus, der im Bade saß, und gefraget wurde, ob er wäre ge-
zwaget worden?
sagte, er wisse es nicht, hätte jetzo andere Gedancken
in dem Kopffe.

Als ein Jurist das erstemahl einen Müller-Esel sahe, sagte er: Fürwahr!
Wann er nach der
Proportion seiner Ohren so wächset und fortfähret,
wird er mit der Zeit ein tapffer Pferd abgeben.

Ein

Ein Doctor, als ihn ſeiner Bekannten einer, um den Mittag, noch im
Bette ertappete, und denſelben wegen ſeines langen Schlaffens ſchalte, wen-
dete dieſe Entſchuldigung vor, er waͤre vor acht Tagen im Bade geweſen,
weshalben ihm dieſes wohl zu verzeyhen waͤre; angeſehen das Bad
ſchlaffende Leute machte.

Ein gelehrter Aufſchneider beruͤhmte ſich, er waͤre zu Venedig geweſen.
Als ihn einer fragte, was er da Gutes geſehen, gab der Aufſchneider vor,
er ſeye nur auf der Poſt durchgeritten, und habe ſich nicht arretiret. Als
darauf einer ſagte, das waͤre nicht moͤglich, weil Venedig in dem Meer
laͤge,
antwortete der Luͤgner, es waͤre im Winter, und das Waſſer allent-
halben zugefroren geweſen.

Ein Schulmeiſter trug ſein Waſſer zu dem Medico, der ſolches beſehen
ſolte. Als der Medicus fragte, wo er her waͤre, ſprach der Schulmeiſter, er
wuͤrde es wohl im Glaß finden.

Man beruffete ſich auf einen Philoſophum, daß er in einer Sache ein
Zeugniß ablegen ſolte, der es dann auf folgende Weiſe verrichtete: Ich lag
und ſchlieff,
ſprach er, und hoͤrte gleichwohl, daß der Beklagte den
Klaͤger auf den Kopff ſchmiſſe; kan aber nicht wiſſen, ob er ihn mag
recht getroffen haben oder nicht.

Ein Studioſus, als er auf den Todt kranck war, und der Prieſter ihn des
Hinzugs erinnerte, ſagende, er ſolte ſich vorbereiten zu dem Eingang in
die Seligkeit; allermaſſen er vielleicht noch heute in das Paradieß kom-
men wuͤrde,
gab zur Antwort, es waͤre ihm lieb, wann er ſo bald koͤnte
dahin kommen. Daferne es ein weiter Weg waͤre, koͤnte er ihn war-
lich nicht gehen, weil er viel zu muͤde, und zu matt, darzu ſeye.

Ein Philoſophus, der im Bade ſaß, und gefraget wurde, ob er waͤre ge-
zwaget worden?
ſagte, er wiſſe es nicht, haͤtte jetzo andere Gedancken
in dem Kopffe.

Als ein Juriſt das erſtemahl einen Muͤller-Eſel ſahe, ſagte er: Fuͤrwahr!
Wann er nach der
Proportion ſeiner Ohren ſo waͤchſet und fortfaͤhret,
wird er mit der Zeit ein tapffer Pferd abgeben.

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[87/0131] Ein Doctor, als ihn ſeiner Bekannten einer, um den Mittag, noch im Bette ertappete, und denſelben wegen ſeines langen Schlaffens ſchalte, wen- dete dieſe Entſchuldigung vor, er waͤre vor acht Tagen im Bade geweſen, weshalben ihm dieſes wohl zu verzeyhen waͤre; angeſehen das Bad ſchlaffende Leute machte. Ein gelehrter Aufſchneider beruͤhmte ſich, er waͤre zu Venedig geweſen. Als ihn einer fragte, was er da Gutes geſehen, gab der Aufſchneider vor, er ſeye nur auf der Poſt durchgeritten, und habe ſich nicht arretiret. Als darauf einer ſagte, das waͤre nicht moͤglich, weil Venedig in dem Meer laͤge, antwortete der Luͤgner, es waͤre im Winter, und das Waſſer allent- halben zugefroren geweſen. Ein Schulmeiſter trug ſein Waſſer zu dem Medico, der ſolches beſehen ſolte. Als der Medicus fragte, wo er her waͤre, ſprach der Schulmeiſter, er wuͤrde es wohl im Glaß finden. Man beruffete ſich auf einen Philoſophum, daß er in einer Sache ein Zeugniß ablegen ſolte, der es dann auf folgende Weiſe verrichtete: Ich lag und ſchlieff, ſprach er, und hoͤrte gleichwohl, daß der Beklagte den Klaͤger auf den Kopff ſchmiſſe; kan aber nicht wiſſen, ob er ihn mag recht getroffen haben oder nicht. Ein Studioſus, als er auf den Todt kranck war, und der Prieſter ihn des Hinzugs erinnerte, ſagende, er ſolte ſich vorbereiten zu dem Eingang in die Seligkeit; allermaſſen er vielleicht noch heute in das Paradieß kom- men wuͤrde, gab zur Antwort, es waͤre ihm lieb, wann er ſo bald koͤnte dahin kommen. Daferne es ein weiter Weg waͤre, koͤnte er ihn war- lich nicht gehen, weil er viel zu muͤde, und zu matt, darzu ſeye. Ein Philoſophus, der im Bade ſaß, und gefraget wurde, ob er waͤre ge- zwaget worden? ſagte, er wiſſe es nicht, haͤtte jetzo andere Gedancken in dem Kopffe. Als ein Juriſt das erſtemahl einen Muͤller-Eſel ſahe, ſagte er: Fuͤrwahr! Wann er nach der Proportion ſeiner Ohren ſo waͤchſet und fortfaͤhret, wird er mit der Zeit ein tapffer Pferd abgeben. Ein

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/131>, abgerufen am 21.11.2024.