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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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hoffe auch einmal kranck zu werden. Alsdann will ich dir ebenfals
nicht antworten, wann du zu mir kommest
.

Ein Mathematicus begegnete seinem Medico, und bat ihn um Verzei-
hung, daß er so lange nicht kranck gewesen wäre.

Ein Doctor Medicinae wolte seine Pferde verkauffen. Als ihnen nun der
Käuffer das Gebiß besahe, sagte der Medicus, was er denen Pferden doch die
Zähne viel begucke, er solte lieber davor sehen wie sie gehen könten
.

Ein Philosophus, welcher sein Hauß verkauffen wolte, trug einen Stein
von desselben Gemäure mit sich herum, und zeigte ihn denen Käuffern, vor eine
Probe und ein Muster.

Ein alter eigensinniger Pedant wolte sein Pferd lernen fasten, und gab
ihnen nichts, oder doch sehr wenig zu essen. Als es nun entlich darüber starb,
sagte er, es wäre Schade, daß das Pferd eben jetzt stürbe, da es die
Kunst schier begriffen hätte
.

Ein Student wolte sehen wie ihm der Schlaff anstünde, und sahe mit zu-
gethanen Augen in den Spiegel.

Ein Stadt-Secretarius, der sich viel Geld erworben, kauffte ein Haus,
guckte aus solchem heraus, und fragte die Leute, wie ihm das Haus an-
stünde
.

Einem einfältigen Magister träumete, er hätte in einen Nagel getreten.
Derohalben gieng er des Morgens und hatte seinen Fuß verbunden. Als ein
anderer Magister, der ihn besuchete, dieses verstanden, sagte er zu dem Pa-
tien
ten, warum er dann auch barfüßig schlaffe?

Ein stoltzer Philosophus hatte ein ihm zugehöriges Faß Wein verpit-
schieret. Als aber sein Famulus das Faß unten angebohret, und den Wein
ausgezapffet hatte, wunderte er sich, daß das Pitschafft unversehrt seye,
und der Wein gleichwohl täglich abnehme. Da ihm einer sagte, er solte se-
hen ob nicht etwa unten herum ein Betrug am Fasse gespielet wäre
?
antwortete ihm der Philosophus, er wäre ein Narr, der Wein mangele
nicht unten, sondern oben
.

Ein

hoffe auch einmal kranck zu werden. Alsdann will ich dir ebenfals
nicht antworten, wann du zu mir kommeſt
.

Ein Mathematicus begegnete ſeinem Medico, und bat ihn um Verzei-
hung, daß er ſo lange nicht kranck geweſen waͤre.

Ein Doctor Medicinæ wolte ſeine Pferde verkauffen. Als ihnen nun der
Kaͤuffer das Gebiß beſahe, ſagte der Medicus, was er denen Pferden doch die
Zaͤhne viel begucke, er ſolte lieber davor ſehen wie ſie gehen koͤnten
.

Ein Philoſophus, welcher ſein Hauß verkauffen wolte, trug einen Stein
von deſſelben Gemaͤure mit ſich herum, und zeigte ihn denen Kaͤuffern, vor eine
Probe und ein Muſter.

Ein alter eigenſinniger Pedant wolte ſein Pferd lernen faſten, und gab
ihnen nichts, oder doch ſehr wenig zu eſſen. Als es nun entlich daruͤber ſtarb,
ſagte er, es waͤre Schade, daß das Pferd eben jetzt ſtuͤrbe, da es die
Kunſt ſchier begriffen haͤtte
.

Ein Student wolte ſehen wie ihm der Schlaff anſtuͤnde, und ſahe mit zu-
gethanen Augen in den Spiegel.

Ein Stadt-Secretarius, der ſich viel Geld erworben, kauffte ein Haus,
guckte aus ſolchem heraus, und fragte die Leute, wie ihm das Haus an-
ſtuͤnde
.

Einem einfaͤltigen Magiſter traͤumete, er haͤtte in einen Nagel getreten.
Derohalben gieng er des Morgens und hatte ſeinen Fuß verbunden. Als ein
anderer Magiſter, der ihn beſuchete, dieſes verſtanden, ſagte er zu dem Pa-
tien
ten, warum er dann auch barfuͤßig ſchlaffe?

Ein ſtoltzer Philoſophus hatte ein ihm zugehoͤriges Faß Wein verpit-
ſchieret. Als aber ſein Famulus das Faß unten angebohret, und den Wein
ausgezapffet hatte, wunderte er ſich, daß das Pitſchafft unverſehrt ſeye,
und der Wein gleichwohl taͤglich abnehme. Da ihm einer ſagte, er ſolte ſe-
hen ob nicht etwa unten herum ein Betrug am Faſſe geſpielet waͤre
?
antwortete ihm der Philoſophus, er waͤre ein Narr, der Wein mangele
nicht unten, ſondern oben
.

Ein
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[68/0112] hoffe auch einmal kranck zu werden. Alsdann will ich dir ebenfals nicht antworten, wann du zu mir kommeſt. Ein Mathematicus begegnete ſeinem Medico, und bat ihn um Verzei- hung, daß er ſo lange nicht kranck geweſen waͤre. Ein Doctor Medicinæ wolte ſeine Pferde verkauffen. Als ihnen nun der Kaͤuffer das Gebiß beſahe, ſagte der Medicus, was er denen Pferden doch die Zaͤhne viel begucke, er ſolte lieber davor ſehen wie ſie gehen koͤnten. Ein Philoſophus, welcher ſein Hauß verkauffen wolte, trug einen Stein von deſſelben Gemaͤure mit ſich herum, und zeigte ihn denen Kaͤuffern, vor eine Probe und ein Muſter. Ein alter eigenſinniger Pedant wolte ſein Pferd lernen faſten, und gab ihnen nichts, oder doch ſehr wenig zu eſſen. Als es nun entlich daruͤber ſtarb, ſagte er, es waͤre Schade, daß das Pferd eben jetzt ſtuͤrbe, da es die Kunſt ſchier begriffen haͤtte. Ein Student wolte ſehen wie ihm der Schlaff anſtuͤnde, und ſahe mit zu- gethanen Augen in den Spiegel. Ein Stadt-Secretarius, der ſich viel Geld erworben, kauffte ein Haus, guckte aus ſolchem heraus, und fragte die Leute, wie ihm das Haus an- ſtuͤnde. Einem einfaͤltigen Magiſter traͤumete, er haͤtte in einen Nagel getreten. Derohalben gieng er des Morgens und hatte ſeinen Fuß verbunden. Als ein anderer Magiſter, der ihn beſuchete, dieſes verſtanden, ſagte er zu dem Pa- tienten, warum er dann auch barfuͤßig ſchlaffe? Ein ſtoltzer Philoſophus hatte ein ihm zugehoͤriges Faß Wein verpit- ſchieret. Als aber ſein Famulus das Faß unten angebohret, und den Wein ausgezapffet hatte, wunderte er ſich, daß das Pitſchafft unverſehrt ſeye, und der Wein gleichwohl taͤglich abnehme. Da ihm einer ſagte, er ſolte ſe- hen ob nicht etwa unten herum ein Betrug am Faſſe geſpielet waͤre? antwortete ihm der Philoſophus, er waͤre ein Narr, der Wein mangele nicht unten, ſondern oben. Ein

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/112>, abgerufen am 05.05.2024.