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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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III. Die Neuzeit.
derlande gewebt wurden, bis hier der spanische Krieg zerstörend
eintrat, so waren auch großentheils die Handelshäuser selbst ita-
lienische, z. B. in Nürnberg Thomas Lapi und Lucas Andreas
Durisani. Briefe und Rechnungen von ihnen belehren uns auch
über den Werth dieser Stoffe. So schreibt der letztere in einem
Briefe an den Geschäftsträger des Herzogs von Preußen: "Mö-
get uns doch auch behülflich sein, mit unserm gnädigen Herrn
Herzog in Preußen zu handeln, wenn er etwas von seidnem Ge-
wande und goldnen Stücken von allerlei Gattung bedürfen
würde, daß er solche von uns nehmen wolle, denn ihr wißt, daß
wir schier alle Kurfürsten, Fürsten und Herren, die hieländisch
sind, sonderlich auch selbst die Welschen, die von uns kaufen, mit
solcher Waare versehen. Wir wollen dem Herzog einen Kauf
geben, daran er ein Wohlgefallen haben würde, und wie er ihn
bei andern solchermaßen nicht bekommen könnte, als mit allerlei
Gattungen von reichen goldenen und silbernen Stücken mit Gold
überguldet und mit Sammet, die Elle um 8, 9, 10 bis 18 Gul-
den, ferner goldenen Sammet und goldene Stücke, die Elle um
5 oder 6 Gulden, allerlei Carmesin, rothe und braune Sammet
und sonst allerlei Damast und Atlas von allen Farben." Eine
Rechnung des Thomas Lapi vom Jahre 1535 giebt uns folgende
Preise, bei denen wir freilich den damaligen Werth des Geldes
in Anschlag zu bringen haben: ein Stück rother goldener Atlas
von 29 Ellen ist berechnet auf 313 Gulden, ein goldenes Stück
Atlas von gezogenem Golde von 12 Ellen zu 120 Gulden, ein
silbernes Stück Atlas von gezogenem Silber von 12 Ellen zu
108 Gulden. Im Jahre 1536 sandte derselbe Kaufmann dem
Herzog von Preußen zwei ganz goldene und silberne Stücke von
gezogenem Gold und Silber, wovon das goldene von 38 Nürn-
berger Ellen 380 Gulden, das silberne von 40 Nürnberger Ellen
360 Gulden kosten sollte. 2 Stücke rothen und aschgrauen Da-
mastes, die 170 Gulden kosten sollten, fanden der Herzog und
die Herzogin für sich zu schlecht.

Im Werthe folgen nun die verschiedenen Stoffe, wie man
sie aus den Kleiderordnungen kennen lernt, und die im Verhält-

III. Die Neuzeit.
derlande gewebt wurden, bis hier der ſpaniſche Krieg zerſtörend
eintrat, ſo waren auch großentheils die Handelshäuſer ſelbſt ita-
lieniſche, z. B. in Nürnberg Thomas Lapi und Lucas Andreas
Duriſani. Briefe und Rechnungen von ihnen belehren uns auch
über den Werth dieſer Stoffe. So ſchreibt der letztere in einem
Briefe an den Geſchäftsträger des Herzogs von Preußen: „Mö-
get uns doch auch behülflich ſein, mit unſerm gnädigen Herrn
Herzog in Preußen zu handeln, wenn er etwas von ſeidnem Ge-
wande und goldnen Stücken von allerlei Gattung bedürfen
würde, daß er ſolche von uns nehmen wolle, denn ihr wißt, daß
wir ſchier alle Kurfürſten, Fürſten und Herren, die hieländiſch
ſind, ſonderlich auch ſelbſt die Welſchen, die von uns kaufen, mit
ſolcher Waare verſehen. Wir wollen dem Herzog einen Kauf
geben, daran er ein Wohlgefallen haben würde, und wie er ihn
bei andern ſolchermaßen nicht bekommen könnte, als mit allerlei
Gattungen von reichen goldenen und ſilbernen Stücken mit Gold
überguldet und mit Sammet, die Elle um 8, 9, 10 bis 18 Gul-
den, ferner goldenen Sammet und goldene Stücke, die Elle um
5 oder 6 Gulden, allerlei Carmeſin, rothe und braune Sammet
und ſonſt allerlei Damaſt und Atlas von allen Farben.“ Eine
Rechnung des Thomas Lapi vom Jahre 1535 giebt uns folgende
Preiſe, bei denen wir freilich den damaligen Werth des Geldes
in Anſchlag zu bringen haben: ein Stück rother goldener Atlas
von 29 Ellen iſt berechnet auf 313 Gulden, ein goldenes Stück
Atlas von gezogenem Golde von 12 Ellen zu 120 Gulden, ein
ſilbernes Stück Atlas von gezogenem Silber von 12 Ellen zu
108 Gulden. Im Jahre 1536 ſandte derſelbe Kaufmann dem
Herzog von Preußen zwei ganz goldene und ſilberne Stücke von
gezogenem Gold und Silber, wovon das goldene von 38 Nürn-
berger Ellen 380 Gulden, das ſilberne von 40 Nürnberger Ellen
360 Gulden koſten ſollte. 2 Stücke rothen und aſchgrauen Da-
maſtes, die 170 Gulden koſten ſollten, fanden der Herzog und
die Herzogin für ſich zu ſchlecht.

Im Werthe folgen nun die verſchiedenen Stoffe, wie man
ſie aus den Kleiderordnungen kennen lernt, und die im Verhält-

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[78/0090] III. Die Neuzeit. derlande gewebt wurden, bis hier der ſpaniſche Krieg zerſtörend eintrat, ſo waren auch großentheils die Handelshäuſer ſelbſt ita- lieniſche, z. B. in Nürnberg Thomas Lapi und Lucas Andreas Duriſani. Briefe und Rechnungen von ihnen belehren uns auch über den Werth dieſer Stoffe. So ſchreibt der letztere in einem Briefe an den Geſchäftsträger des Herzogs von Preußen: „Mö- get uns doch auch behülflich ſein, mit unſerm gnädigen Herrn Herzog in Preußen zu handeln, wenn er etwas von ſeidnem Ge- wande und goldnen Stücken von allerlei Gattung bedürfen würde, daß er ſolche von uns nehmen wolle, denn ihr wißt, daß wir ſchier alle Kurfürſten, Fürſten und Herren, die hieländiſch ſind, ſonderlich auch ſelbſt die Welſchen, die von uns kaufen, mit ſolcher Waare verſehen. Wir wollen dem Herzog einen Kauf geben, daran er ein Wohlgefallen haben würde, und wie er ihn bei andern ſolchermaßen nicht bekommen könnte, als mit allerlei Gattungen von reichen goldenen und ſilbernen Stücken mit Gold überguldet und mit Sammet, die Elle um 8, 9, 10 bis 18 Gul- den, ferner goldenen Sammet und goldene Stücke, die Elle um 5 oder 6 Gulden, allerlei Carmeſin, rothe und braune Sammet und ſonſt allerlei Damaſt und Atlas von allen Farben.“ Eine Rechnung des Thomas Lapi vom Jahre 1535 giebt uns folgende Preiſe, bei denen wir freilich den damaligen Werth des Geldes in Anſchlag zu bringen haben: ein Stück rother goldener Atlas von 29 Ellen iſt berechnet auf 313 Gulden, ein goldenes Stück Atlas von gezogenem Golde von 12 Ellen zu 120 Gulden, ein ſilbernes Stück Atlas von gezogenem Silber von 12 Ellen zu 108 Gulden. Im Jahre 1536 ſandte derſelbe Kaufmann dem Herzog von Preußen zwei ganz goldene und ſilberne Stücke von gezogenem Gold und Silber, wovon das goldene von 38 Nürn- berger Ellen 380 Gulden, das ſilberne von 40 Nürnberger Ellen 360 Gulden koſten ſollte. 2 Stücke rothen und aſchgrauen Da- maſtes, die 170 Gulden koſten ſollten, fanden der Herzog und die Herzogin für ſich zu ſchlecht. Im Werthe folgen nun die verſchiedenen Stoffe, wie man ſie aus den Kleiderordnungen kennen lernt, und die im Verhält-

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten02_1858/90>, abgerufen am 27.04.2024.