Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.5. Die Periode des Zopfes und die Revolution. Was in den vornehmsten Ständen noch übrig geblieben war,um die Anforderungen des Salons zu wahren, davon vertilgten die Befreiungskriege den letzten Rest, dem die kaiserliche Re- action Frankreichs noch eine Weile das Leben gefristet hatte. Weniger heftig war in Deutschland der Kampf und Wider- Leider war es nicht so mit den deutschen Frauen. Sie Falke, Trachten- und Modenwelt. II. 21
5. Die Periode des Zopfes und die Revolution. Was in den vornehmſten Ständen noch übrig geblieben war,um die Anforderungen des Salons zu wahren, davon vertilgten die Befreiungskriege den letzten Reſt, dem die kaiſerliche Re- action Frankreichs noch eine Weile das Leben gefriſtet hatte. Weniger heftig war in Deutſchland der Kampf und Wider- Leider war es nicht ſo mit den deutſchen Frauen. Sie Falke, Trachten- und Modenwelt. II. 21
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5. Die Periode des Zopfes und die Revolution.
Was in den vornehmſten Ständen noch übrig geblieben war,
um die Anforderungen des Salons zu wahren, davon vertilgten
die Befreiungskriege den letzten Reſt, dem die kaiſerliche Re-
action Frankreichs noch eine Weile das Leben gefriſtet hatte.
Weniger heftig war in Deutſchland der Kampf und Wider-
ſtand gegen die neuen Moden in der weiblichen Welt. Man
kann nicht ſagen, daß die deutſchen Damen dieſer Zeit originelle
Erfindungs- oder nur Umbildungsgabe bewieſen hätten, obwohl
ihnen die Gelegenheit wurde, da unter der Herrſchaft des Terro-
rismus die Pariſer Vorbilder ausblieben. Die Engländerinnen
ergriffen für eine kurze Zeit die Zügel der Regirung im Reich
der Mode; wenigſtens muß man ihnen nachſagen, und es iſt
das in jener Zeit oft genug ausgeſprochen worden, daß ſie nicht
bloß ſich von den Extravaganzen der Pariſerinnen, vom weib-
lichen Sansculottismus, frei erhielten, ſondern auch die Ein-
flüſſe Frankreichs zwar über ſich ergehen ließen, aber doch zu
originellen Formen und Erſcheinungen umbildeten. Wenn eine
Pariſerin in den erſten Jahren dieſes Jahrhunderts einer Grie-
chin gleicht, ſoweit das eben eine Pariſerin vermag, ſo erinnert
die Engländerin mehr an romantiſche Geſtalten, an die Ritter-
frauen und Ritterfräulein, wie ſich die damalige Kunſt und ſpä-
ter die Düſſeldorfer Romantik dieſelben dachte. Die Englände-
rin mäßigt die hohe Taille, die Decolletirung und die dünnen
Gewänder und weiß den antiken Kopfputz in eigenthümlicher
Weiſe zu verändern, ſodaß ihre Erſcheinung immer den An-
ſtrich des Ariſtokratiſchen, den Schein edler Sitte darbietet.
Leider war es nicht ſo mit den deutſchen Frauen. Sie
waren nur zu ſehr geneigt, was ihnen Neues und Unerhörtes
von Frankreich kam, noch zu übertreiben. Obwohl in den Jah-
ren 1793 und 1794 die Verbindung zwiſchen Paris und
Deutſchland eine begreiflicher Weiſe, wie ſchon angedeutet
ſehr unterbrochene und feindliche war, ſo können wir doch die
Entwicklung der deutſchen Frauentracht ganz im Banne der
revolutionären Luft vorwärts ſchreiten ſehen. Gleichzeitig er-
liegen die hohen Hauben, und ſchon 1795 beginnt das Kleid an
Falke, Trachten- und Modenwelt. II. 21
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