Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.III. Die Neuzeit. Kanten, Teller, Bücher, Pult und anders mehr,So ich gebraucht von Kindheit her, Legier und schenk ich meinen Gsölln, Die Al Modo bleiben wölln." Wie Monsieur Alamode und seine Genossen angesehen und "Ja eben das ist auch mein Klag, Man hat uns sämmtlich Jahr und Tag Offentlich in Druck umgeführt, Spöttlich mit Worten gevexiert, Nennt uns Eselsköpf, Junkerzauser, Auch Monsierische Gernemauser, Gassentreter und Hahnentanzer, Alamodische Vielkramanzer, Gar viel Fresser und wenig Schaffer, Mitnachtbuhler, bis Mittagschlafer, Könnten eim Jeden geben Tadel, Und seind oft selbst nit vom Adel, Prangen doch daher wie die Hägel, Sein Delpel, Rülpen und grob Flegel, Tragen alamodische Kleider, Haben oft nit bezahlt den Schneider, Desgleichen dem Kaufmann sein Tuch, Dem Schuster nit Stiefel noch Schuch, Wöllen durchtreten alle Gassen, Und thun der Eltern Gut verprassen." Sie selbst zwar wundern sich, daß sie so verachtet und verfolgt "Die wir doch das unser spendirn Auf Kleidung, Pracht, buhlen, hofiren, Auf schöne Frauen sie zu zieren, Auf musiciren, fechten, ringen, Auf tanzen, alamodisch springen, Auf reiten, rennen, schlittenfahren Thun wir keinen Unkosten sparen." III. Die Neuzeit. Kanten, Teller, Bücher, Pult und anders mehr,So ich gebraucht von Kindheit her, Legier und ſchenk ich meinen Gſölln, Die Al Modo bleiben wölln.“ Wie Monſieur Alamode und ſeine Genoſſen angeſehen und „Ja eben das iſt auch mein Klag, Man hat uns ſämmtlich Jahr und Tag Offentlich in Druck umgeführt, Spöttlich mit Worten gevexiert, Nennt uns Eſelsköpf, Junkerzauſer, Auch Monſieriſche Gernemauſer, Gaſſentreter und Hahnentanzer, Alamodiſche Vielkramanzer, Gar viel Freſſer und wenig Schaffer, Mitnachtbuhler, bis Mittagſchlafer, Könnten eim Jeden geben Tadel, Und ſeind oft ſelbſt nit vom Adel, Prangen doch daher wie die Hägel, Sein Delpel, Rülpen und grob Flegel, Tragen alamodiſche Kleider, Haben oft nit bezahlt den Schneider, Desgleichen dem Kaufmann ſein Tuch, Dem Schuſter nit Stiefel noch Schuch, Wöllen durchtreten alle Gaſſen, Und thun der Eltern Gut verpraſſen.“ Sie ſelbſt zwar wundern ſich, daß ſie ſo verachtet und verfolgt „Die wir doch das unſer ſpendirn Auf Kleidung, Pracht, buhlen, hofiren, Auf ſchöne Frauen ſie zu zieren, Auf muſiciren, fechten, ringen, Auf tanzen, alamodiſch ſpringen, Auf reiten, rennen, ſchlittenfahren Thun wir keinen Unkoſten ſparen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0198" n="186"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Die Neuzeit.</fw><lb/> <l>Kanten, Teller, Bücher, Pult und anders mehr,</l><lb/> <l>So ich gebraucht von Kindheit her,</l><lb/> <l>Legier und ſchenk ich meinen Gſölln,</l><lb/> <l>Die Al Modo bleiben wölln.“</l> </lg><lb/> <p>Wie Monſieur Alamode und ſeine Genoſſen angeſehen und<lb/> auch verfolgt wurden, zeigen die folgenden Verſe, welche einem<lb/> Mitgliede der Geſellſchaft in den Mund gelegt werden:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Ja eben das iſt auch mein Klag,</l><lb/> <l>Man hat uns ſämmtlich Jahr und Tag</l><lb/> <l>Offentlich in Druck umgeführt,</l><lb/> <l>Spöttlich mit Worten gevexiert,</l><lb/> <l>Nennt uns Eſelsköpf, Junkerzauſer,</l><lb/> <l>Auch Monſieriſche Gernemauſer,</l><lb/> <l>Gaſſentreter und Hahnentanzer,</l><lb/> <l>Alamodiſche Vielkramanzer,</l><lb/> <l>Gar viel Freſſer und wenig Schaffer,</l><lb/> <l>Mitnachtbuhler, bis Mittagſchlafer,</l><lb/> <l>Könnten eim Jeden geben Tadel,</l><lb/> <l>Und ſeind oft ſelbſt nit vom Adel,</l><lb/> <l>Prangen doch daher wie die Hägel,</l><lb/> <l>Sein Delpel, Rülpen und grob Flegel,</l><lb/> <l>Tragen alamodiſche Kleider,</l><lb/> <l>Haben oft nit bezahlt den Schneider,</l><lb/> <l>Desgleichen dem Kaufmann ſein Tuch,</l><lb/> <l>Dem Schuſter nit Stiefel noch Schuch,</l><lb/> <l>Wöllen durchtreten alle Gaſſen,</l><lb/> <l>Und thun der Eltern Gut verpraſſen.“</l> </lg><lb/> <p>Sie ſelbſt zwar wundern ſich, daß ſie ſo verachtet und verfolgt<lb/> werden, und glauben ganz etwas anderes verdient zu haben:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Die wir doch das unſer ſpendirn</l><lb/> <l>Auf Kleidung, Pracht, buhlen, hofiren,</l><lb/> <l>Auf ſchöne Frauen ſie zu zieren,</l><lb/> <l>Auf muſiciren, fechten, ringen,</l><lb/> <l>Auf tanzen, alamodiſch ſpringen,</l><lb/> <l>Auf reiten, rennen, ſchlittenfahren</l><lb/> <l>Thun wir keinen Unkoſten ſparen.“</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0198]
III. Die Neuzeit.
Kanten, Teller, Bücher, Pult und anders mehr,
So ich gebraucht von Kindheit her,
Legier und ſchenk ich meinen Gſölln,
Die Al Modo bleiben wölln.“
Wie Monſieur Alamode und ſeine Genoſſen angeſehen und
auch verfolgt wurden, zeigen die folgenden Verſe, welche einem
Mitgliede der Geſellſchaft in den Mund gelegt werden:
„Ja eben das iſt auch mein Klag,
Man hat uns ſämmtlich Jahr und Tag
Offentlich in Druck umgeführt,
Spöttlich mit Worten gevexiert,
Nennt uns Eſelsköpf, Junkerzauſer,
Auch Monſieriſche Gernemauſer,
Gaſſentreter und Hahnentanzer,
Alamodiſche Vielkramanzer,
Gar viel Freſſer und wenig Schaffer,
Mitnachtbuhler, bis Mittagſchlafer,
Könnten eim Jeden geben Tadel,
Und ſeind oft ſelbſt nit vom Adel,
Prangen doch daher wie die Hägel,
Sein Delpel, Rülpen und grob Flegel,
Tragen alamodiſche Kleider,
Haben oft nit bezahlt den Schneider,
Desgleichen dem Kaufmann ſein Tuch,
Dem Schuſter nit Stiefel noch Schuch,
Wöllen durchtreten alle Gaſſen,
Und thun der Eltern Gut verpraſſen.“
Sie ſelbſt zwar wundern ſich, daß ſie ſo verachtet und verfolgt
werden, und glauben ganz etwas anderes verdient zu haben:
„Die wir doch das unſer ſpendirn
Auf Kleidung, Pracht, buhlen, hofiren,
Auf ſchöne Frauen ſie zu zieren,
Auf muſiciren, fechten, ringen,
Auf tanzen, alamodiſch ſpringen,
Auf reiten, rennen, ſchlittenfahren
Thun wir keinen Unkoſten ſparen.“
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