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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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III. Die Neuzeit.
Perlen und 3000 Diamanten besetzt getragen habe. Die Herren
standen den Damen nicht nach. Unter den Prächtigen der Präch-
tigste am französischen Hofe war der bekannte Marschall Bassom-
pierre, von dem die folgende Geschichte erzählt wurde. Als einst
zur Taufe der Dauphine alle Sticker und Schneider in Paris
bereits vollauf beschäftigt waren, gerieth er in nicht geringe Ver-
legenheit. Doch half ihm sein Schneider mit der Nachricht, daß
soeben ein Kaufmann aus den Niederlanden mit einer ganzen
Pferdeladung von Perlen angekommen sei. Von diesem kaufte
er funfzig Pfund Perlen und wählte sich einen violetten Gold-
stoff mit Palmzweigen, die in einander geflochten waren. So
kam ihm dieses Prachtkleid freilich auf 14,000 Thaler zu stehen
und die Stickerei allein auf 600. König Heinrich III. trug auf
seinen Kleidern einmal nicht weniger als 4000 Ellen Goldbor-
ten. Bei der Hochzeit des Königs Sigismund von Polen mit
der Erzherzogin Constanzia kostete die Kleidung des Brautpaars
700,000 Thaler, nicht eingerechnet die großen Diamanten, deren
sich fünf im Werth von einer Million Goldes am Hut des Kö-
nigs befanden. Als Heinrich IV. mit Maria Medicis zu Lyon
die Vermählung feierte, schenkte er ihr ein Halsband im Werth
von 200,000 Kronen, ein Bruststück von 100,000, und weiter
für 200,000 Kronthaler an Ringen und andern Kleinodien.
Von Philipp II. wird erzählt, daß er einst seiner Gemahlin Eli-
sabeth eine Schüssel voll des kostbarsten Salates geschenkt habe:
die Topasen bedeuteten das Oel, die Rubine den Essig, Perlen
und Diamanten das Salz und Smaragden den grünen Salat.

Bescheidener freilich lauten die Nachrichten von deutschen
Fürstenhöfen, in Bezug auf welche wir einen Maßstab an der
folgenden Ausstattung der Prinzessin Anna von Preußen bei
ihrer Vermählung mit Johann Sigismund von Brandenburg
(1594) erhalten. Ein goldenes Halsband mit 18 Rosen von
Edelsteinen, darunter 5 Rubinrosen, 4 Diamantrosen und 9
glänzende Perlstücke, von Meister Gabriel Lange in Nürnberg
verfertigt, kostete 3750 Mark, ein anderes 3115 Mark und ein
drittes mit 32 Diamanten, Perlen und goldenen Rosen 1487

III. Die Neuzeit.
Perlen und 3000 Diamanten beſetzt getragen habe. Die Herren
ſtanden den Damen nicht nach. Unter den Prächtigen der Präch-
tigſte am franzöſiſchen Hofe war der bekannte Marſchall Baſſom-
pierre, von dem die folgende Geſchichte erzählt wurde. Als einſt
zur Taufe der Dauphine alle Sticker und Schneider in Paris
bereits vollauf beſchäftigt waren, gerieth er in nicht geringe Ver-
legenheit. Doch half ihm ſein Schneider mit der Nachricht, daß
ſoeben ein Kaufmann aus den Niederlanden mit einer ganzen
Pferdeladung von Perlen angekommen ſei. Von dieſem kaufte
er funfzig Pfund Perlen und wählte ſich einen violetten Gold-
ſtoff mit Palmzweigen, die in einander geflochten waren. So
kam ihm dieſes Prachtkleid freilich auf 14,000 Thaler zu ſtehen
und die Stickerei allein auf 600. König Heinrich III. trug auf
ſeinen Kleidern einmal nicht weniger als 4000 Ellen Goldbor-
ten. Bei der Hochzeit des Königs Sigismund von Polen mit
der Erzherzogin Conſtanzia koſtete die Kleidung des Brautpaars
700,000 Thaler, nicht eingerechnet die großen Diamanten, deren
ſich fünf im Werth von einer Million Goldes am Hut des Kö-
nigs befanden. Als Heinrich IV. mit Maria Medicis zu Lyon
die Vermählung feierte, ſchenkte er ihr ein Halsband im Werth
von 200,000 Kronen, ein Bruſtſtück von 100,000, und weiter
für 200,000 Kronthaler an Ringen und andern Kleinodien.
Von Philipp II. wird erzählt, daß er einſt ſeiner Gemahlin Eli-
ſabeth eine Schüſſel voll des koſtbarſten Salates geſchenkt habe:
die Topaſen bedeuteten das Oel, die Rubine den Eſſig, Perlen
und Diamanten das Salz und Smaragden den grünen Salat.

Beſcheidener freilich lauten die Nachrichten von deutſchen
Fürſtenhöfen, in Bezug auf welche wir einen Maßſtab an der
folgenden Ausſtattung der Prinzeſſin Anna von Preußen bei
ihrer Vermählung mit Johann Sigismund von Brandenburg
(1594) erhalten. Ein goldenes Halsband mit 18 Roſen von
Edelſteinen, darunter 5 Rubinroſen, 4 Diamantroſen und 9
glänzende Perlſtücke, von Meiſter Gabriel Lange in Nürnberg
verfertigt, koſtete 3750 Mark, ein anderes 3115 Mark und ein
drittes mit 32 Diamanten, Perlen und goldenen Roſen 1487

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[152/0164] III. Die Neuzeit. Perlen und 3000 Diamanten beſetzt getragen habe. Die Herren ſtanden den Damen nicht nach. Unter den Prächtigen der Präch- tigſte am franzöſiſchen Hofe war der bekannte Marſchall Baſſom- pierre, von dem die folgende Geſchichte erzählt wurde. Als einſt zur Taufe der Dauphine alle Sticker und Schneider in Paris bereits vollauf beſchäftigt waren, gerieth er in nicht geringe Ver- legenheit. Doch half ihm ſein Schneider mit der Nachricht, daß ſoeben ein Kaufmann aus den Niederlanden mit einer ganzen Pferdeladung von Perlen angekommen ſei. Von dieſem kaufte er funfzig Pfund Perlen und wählte ſich einen violetten Gold- ſtoff mit Palmzweigen, die in einander geflochten waren. So kam ihm dieſes Prachtkleid freilich auf 14,000 Thaler zu ſtehen und die Stickerei allein auf 600. König Heinrich III. trug auf ſeinen Kleidern einmal nicht weniger als 4000 Ellen Goldbor- ten. Bei der Hochzeit des Königs Sigismund von Polen mit der Erzherzogin Conſtanzia koſtete die Kleidung des Brautpaars 700,000 Thaler, nicht eingerechnet die großen Diamanten, deren ſich fünf im Werth von einer Million Goldes am Hut des Kö- nigs befanden. Als Heinrich IV. mit Maria Medicis zu Lyon die Vermählung feierte, ſchenkte er ihr ein Halsband im Werth von 200,000 Kronen, ein Bruſtſtück von 100,000, und weiter für 200,000 Kronthaler an Ringen und andern Kleinodien. Von Philipp II. wird erzählt, daß er einſt ſeiner Gemahlin Eli- ſabeth eine Schüſſel voll des koſtbarſten Salates geſchenkt habe: die Topaſen bedeuteten das Oel, die Rubine den Eſſig, Perlen und Diamanten das Salz und Smaragden den grünen Salat. Beſcheidener freilich lauten die Nachrichten von deutſchen Fürſtenhöfen, in Bezug auf welche wir einen Maßſtab an der folgenden Ausſtattung der Prinzeſſin Anna von Preußen bei ihrer Vermählung mit Johann Sigismund von Brandenburg (1594) erhalten. Ein goldenes Halsband mit 18 Roſen von Edelſteinen, darunter 5 Rubinroſen, 4 Diamantroſen und 9 glänzende Perlſtücke, von Meiſter Gabriel Lange in Nürnberg verfertigt, koſtete 3750 Mark, ein anderes 3115 Mark und ein drittes mit 32 Diamanten, Perlen und goldenen Roſen 1487

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten02_1858/164>, abgerufen am 06.05.2024.