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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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2. Schwankungen zwischen den nationalen und antiken Elementen.
hingegen einen langen Mantel. Wenn uns auf späteren Minia-
turen noch Langobarden in engen und kurzen Röcken begegnen,
so sind sie in ihrer Kriegstracht, welche aus der römischen hervor-
gegangen ist.

Der Aufenthalt der Langobarden in Italien, ihr beständiger
freundlicher oder feindlicher Verkehr mit den Griechen und den
damals durch Handel blühenden Städten Unteritaliens hatte bei
ihnen eine große Prachtliebe entwickelt, die sich auch in reicher
Verzierung der Kleider aussprach, ohne die Form zu ändern. Als
Karl der Große sich der Schätze des Desiderius bemächtigte, fand
er viele mit Gold und Silber durchwobene Gewänder. Noch
nach dem Untergang des eigentlichen Langobardenreichs zeichnete
sich der Fürst Arichis[,] obwohl er sich nicht ohne Mühe im südli-
chen Italien behauptete, durch Pracht und Reichthum aus, die
uns der Mönch von Salerno ausführlich schildert. Als der Ge-
sandte Karls des Großen zu ihm kam, "sammelte er ein großes
Heer, um denselben mit Pracht und Ehren zu empfangen, und
stellte seine Mannen in verschiedener Kleidung und Bewaffnung
auf. Auf der Treppe des Palastes stellte er zwei Reihen Knaben
auf, die Sperber oder ähnliche Vögel auf der Hand trugen; als-
dann Jünglinge in der Blüthe des Alters, und diese trugen Ha-
bichte oder andere Vögel der Art; einige von ihnen aber saßen
am Brettspiel. Gleich nach ihnen ordnete er Männer, denen
das Haar grau zu werden anfing; zuletzt kamen Greise, die im
Kreise herum standen und einen Stab in der Hand hielten, und
in deren Mitte saß der Fürst selber auf goldenem Stuhle." Der
Gesandte, von aller Herrlichkeit in Staunen versetzt, äußerte:
"Nicht, was wir hörten, haben wir gesehen, sondern weit mehr
haben wir gesehen, als wir zuvor hörten." Am Hofe des Arichis
wurde er bewirthet, und als er am andern Tage "die ganze Weis-
heit des Arichis" sah, den Palast, den er sich erbaut hatte, die
Speisen seiner Tafel, die Wohnung seiner Sklaven und der gan-
zen Dienerschaft, und ihre Kleidung und die Mundschenken, da
sprach er voll Bewunderung weiter: ""Es ist wahr, was ich bei
mir zu Lande von deiner Weisheit und Herrlichkeit habe sagen

2. Schwankungen zwiſchen den nationalen und antiken Elementen.
hingegen einen langen Mantel. Wenn uns auf ſpäteren Minia-
turen noch Langobarden in engen und kurzen Röcken begegnen,
ſo ſind ſie in ihrer Kriegstracht, welche aus der römiſchen hervor-
gegangen iſt.

Der Aufenthalt der Langobarden in Italien, ihr beſtändiger
freundlicher oder feindlicher Verkehr mit den Griechen und den
damals durch Handel blühenden Städten Unteritaliens hatte bei
ihnen eine große Prachtliebe entwickelt, die ſich auch in reicher
Verzierung der Kleider ausſprach, ohne die Form zu ändern. Als
Karl der Große ſich der Schätze des Deſiderius bemächtigte, fand
er viele mit Gold und Silber durchwobene Gewänder. Noch
nach dem Untergang des eigentlichen Langobardenreichs zeichnete
ſich der Fürſt Arichis[,] obwohl er ſich nicht ohne Mühe im ſüdli-
chen Italien behauptete, durch Pracht und Reichthum aus, die
uns der Mönch von Salerno ausführlich ſchildert. Als der Ge-
ſandte Karls des Großen zu ihm kam, „ſammelte er ein großes
Heer, um denſelben mit Pracht und Ehren zu empfangen, und
ſtellte ſeine Mannen in verſchiedener Kleidung und Bewaffnung
auf. Auf der Treppe des Palaſtes ſtellte er zwei Reihen Knaben
auf, die Sperber oder ähnliche Vögel auf der Hand trugen; als-
dann Jünglinge in der Blüthe des Alters, und dieſe trugen Ha-
bichte oder andere Vögel der Art; einige von ihnen aber ſaßen
am Brettſpiel. Gleich nach ihnen ordnete er Männer, denen
das Haar grau zu werden anfing; zuletzt kamen Greiſe, die im
Kreiſe herum ſtanden und einen Stab in der Hand hielten, und
in deren Mitte ſaß der Fürſt ſelber auf goldenem Stuhle.“ Der
Geſandte, von aller Herrlichkeit in Staunen verſetzt, äußerte:
„Nicht, was wir hörten, haben wir geſehen, ſondern weit mehr
haben wir geſehen, als wir zuvor hörten.“ Am Hofe des Arichis
wurde er bewirthet, und als er am andern Tage „die ganze Weis-
heit des Arichis“ ſah, den Palaſt, den er ſich erbaut hatte, die
Speiſen ſeiner Tafel, die Wohnung ſeiner Sklaven und der gan-
zen Dienerſchaft, und ihre Kleidung und die Mundſchenken, da
ſprach er voll Bewunderung weiter: „„Es iſt wahr, was ich bei
mir zu Lande von deiner Weisheit und Herrlichkeit habe ſagen

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[25/0043] 2. Schwankungen zwiſchen den nationalen und antiken Elementen. hingegen einen langen Mantel. Wenn uns auf ſpäteren Minia- turen noch Langobarden in engen und kurzen Röcken begegnen, ſo ſind ſie in ihrer Kriegstracht, welche aus der römiſchen hervor- gegangen iſt. Der Aufenthalt der Langobarden in Italien, ihr beſtändiger freundlicher oder feindlicher Verkehr mit den Griechen und den damals durch Handel blühenden Städten Unteritaliens hatte bei ihnen eine große Prachtliebe entwickelt, die ſich auch in reicher Verzierung der Kleider ausſprach, ohne die Form zu ändern. Als Karl der Große ſich der Schätze des Deſiderius bemächtigte, fand er viele mit Gold und Silber durchwobene Gewänder. Noch nach dem Untergang des eigentlichen Langobardenreichs zeichnete ſich der Fürſt Arichis, obwohl er ſich nicht ohne Mühe im ſüdli- chen Italien behauptete, durch Pracht und Reichthum aus, die uns der Mönch von Salerno ausführlich ſchildert. Als der Ge- ſandte Karls des Großen zu ihm kam, „ſammelte er ein großes Heer, um denſelben mit Pracht und Ehren zu empfangen, und ſtellte ſeine Mannen in verſchiedener Kleidung und Bewaffnung auf. Auf der Treppe des Palaſtes ſtellte er zwei Reihen Knaben auf, die Sperber oder ähnliche Vögel auf der Hand trugen; als- dann Jünglinge in der Blüthe des Alters, und dieſe trugen Ha- bichte oder andere Vögel der Art; einige von ihnen aber ſaßen am Brettſpiel. Gleich nach ihnen ordnete er Männer, denen das Haar grau zu werden anfing; zuletzt kamen Greiſe, die im Kreiſe herum ſtanden und einen Stab in der Hand hielten, und in deren Mitte ſaß der Fürſt ſelber auf goldenem Stuhle.“ Der Geſandte, von aller Herrlichkeit in Staunen verſetzt, äußerte: „Nicht, was wir hörten, haben wir geſehen, ſondern weit mehr haben wir geſehen, als wir zuvor hörten.“ Am Hofe des Arichis wurde er bewirthet, und als er am andern Tage „die ganze Weis- heit des Arichis“ ſah, den Palaſt, den er ſich erbaut hatte, die Speiſen ſeiner Tafel, die Wohnung ſeiner Sklaven und der gan- zen Dienerſchaft, und ihre Kleidung und die Mundſchenken, da ſprach er voll Bewunderung weiter: „„Es iſt wahr, was ich bei mir zu Lande von deiner Weisheit und Herrlichkeit habe ſagen

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/43>, abgerufen am 27.11.2024.