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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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I. Aelteste Zeit bis zu den Kreuzzügen.
hören: ich wollte denen, die es mir erzählten, nicht glauben, bis
ich nun selbst gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen
habe und finde, daß mir nicht die Hälfte kund gethan worden
ist."" Die ganze Erzählung ist für das Hofleben und die Hofeti-
kette höchst interessant.

Die Franken bewahrten am treusten den nationalen engen
Rock, daß er später selbst den Beinamen des fränkischen erhielt;
nur ihren Haarzopf hatten sie nach Annahme des Christenthums
aufgegeben. Ueber den Hüften lag ein verzierter Schwertgurt.
Der Rock war von Leinwand und wohl nicht ungefärbt. Auch an
den Mänteln liebten sie das Farbige, und es wird erzählt, daß
ein Hausmeier den Gegner herausgefordert habe, mit ihm vor
der Schlachtreihe in rothen Mänteln einen Zweikampf auszufech-
ten. Die Könige trugen ursprünglich dieselbe Tracht wie der freie
Franke, und haben sie auch für gewöhnlich beibehalten. Allein
schon Chlodwig erhielt vom griechischen Kaiser mit dem Consul-
titel auch die Purpurkleider, die Tunica und den Mantel. "Diese
legte er in der Kirche des heiligen Martinus an," wie Gregor von
Tours erzählt, "und schmückte sein Haupt mit einem Diadem.
Dann bestieg er ein Pferd und streute unter das gegenwärtige
Volk mit eigener Hand Gold und Silber mit der größten Freige-
bigkeit aus. Von diesem Tage an wurde er Consul oder Augustus
angeredet." Diese lange, bis auf die Füße herabwallende Tunica
und der weite, fast ebenso lange Mantel scheinen noch später den
königlichen Ornat der Merovinger gebildet zu haben, wenn an-
ders jene Statuen am Portal der Frauenkirche zu Corbeil und
einige andere ihnen ähnliche, die sich an Kirchen des 12. Jahr-
hunderts befinden, wirklich noch aus jener Zeit stammen. Die
gewöhnliche Ansicht setzt sie den Kirchen gleichzeitig, doch wollen
sie nach Costüm und Stil nur wenig zum 12. Jahrhundert stim-
men. Die Tradition belegt völlig unbeglaubigter Weise die beiden
Statuen zu Corbeil mit den Namen Chlodwigs und der Chlo-
tilde, indeß weisen uns nicht wenig Merkmale wirklich noch auf
die den Karolingern vorausgehende Periode. Der König trägt
noch zu einem nicht grade lang gehaltenen Vollbart ein in reichen

I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen.
hören: ich wollte denen, die es mir erzählten, nicht glauben, bis
ich nun ſelbſt gekommen bin und es mit eigenen Augen geſehen
habe und finde, daß mir nicht die Hälfte kund gethan worden
iſt.““ Die ganze Erzählung iſt für das Hofleben und die Hofeti-
kette höchſt intereſſant.

Die Franken bewahrten am treuſten den nationalen engen
Rock, daß er ſpäter ſelbſt den Beinamen des fränkiſchen erhielt;
nur ihren Haarzopf hatten ſie nach Annahme des Chriſtenthums
aufgegeben. Ueber den Hüften lag ein verzierter Schwertgurt.
Der Rock war von Leinwand und wohl nicht ungefärbt. Auch an
den Mänteln liebten ſie das Farbige, und es wird erzählt, daß
ein Hausmeier den Gegner herausgefordert habe, mit ihm vor
der Schlachtreihe in rothen Mänteln einen Zweikampf auszufech-
ten. Die Könige trugen urſprünglich dieſelbe Tracht wie der freie
Franke, und haben ſie auch für gewöhnlich beibehalten. Allein
ſchon Chlodwig erhielt vom griechiſchen Kaiſer mit dem Conſul-
titel auch die Purpurkleider, die Tunica und den Mantel. „Dieſe
legte er in der Kirche des heiligen Martinus an,“ wie Gregor von
Tours erzählt, „und ſchmückte ſein Haupt mit einem Diadem.
Dann beſtieg er ein Pferd und ſtreute unter das gegenwärtige
Volk mit eigener Hand Gold und Silber mit der größten Freige-
bigkeit aus. Von dieſem Tage an wurde er Conſul oder Auguſtus
angeredet.“ Dieſe lange, bis auf die Füße herabwallende Tunica
und der weite, faſt ebenſo lange Mantel ſcheinen noch ſpäter den
königlichen Ornat der Merovinger gebildet zu haben, wenn an-
ders jene Statuen am Portal der Frauenkirche zu Corbeil und
einige andere ihnen ähnliche, die ſich an Kirchen des 12. Jahr-
hunderts befinden, wirklich noch aus jener Zeit ſtammen. Die
gewöhnliche Anſicht ſetzt ſie den Kirchen gleichzeitig, doch wollen
ſie nach Coſtüm und Stil nur wenig zum 12. Jahrhundert ſtim-
men. Die Tradition belegt völlig unbeglaubigter Weiſe die beiden
Statuen zu Corbeil mit den Namen Chlodwigs und der Chlo-
tilde, indeß weiſen uns nicht wenig Merkmale wirklich noch auf
die den Karolingern vorausgehende Periode. Der König trägt
noch zu einem nicht grade lang gehaltenen Vollbart ein in reichen

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[26/0044] I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen. hören: ich wollte denen, die es mir erzählten, nicht glauben, bis ich nun ſelbſt gekommen bin und es mit eigenen Augen geſehen habe und finde, daß mir nicht die Hälfte kund gethan worden iſt.““ Die ganze Erzählung iſt für das Hofleben und die Hofeti- kette höchſt intereſſant. Die Franken bewahrten am treuſten den nationalen engen Rock, daß er ſpäter ſelbſt den Beinamen des fränkiſchen erhielt; nur ihren Haarzopf hatten ſie nach Annahme des Chriſtenthums aufgegeben. Ueber den Hüften lag ein verzierter Schwertgurt. Der Rock war von Leinwand und wohl nicht ungefärbt. Auch an den Mänteln liebten ſie das Farbige, und es wird erzählt, daß ein Hausmeier den Gegner herausgefordert habe, mit ihm vor der Schlachtreihe in rothen Mänteln einen Zweikampf auszufech- ten. Die Könige trugen urſprünglich dieſelbe Tracht wie der freie Franke, und haben ſie auch für gewöhnlich beibehalten. Allein ſchon Chlodwig erhielt vom griechiſchen Kaiſer mit dem Conſul- titel auch die Purpurkleider, die Tunica und den Mantel. „Dieſe legte er in der Kirche des heiligen Martinus an,“ wie Gregor von Tours erzählt, „und ſchmückte ſein Haupt mit einem Diadem. Dann beſtieg er ein Pferd und ſtreute unter das gegenwärtige Volk mit eigener Hand Gold und Silber mit der größten Freige- bigkeit aus. Von dieſem Tage an wurde er Conſul oder Auguſtus angeredet.“ Dieſe lange, bis auf die Füße herabwallende Tunica und der weite, faſt ebenſo lange Mantel ſcheinen noch ſpäter den königlichen Ornat der Merovinger gebildet zu haben, wenn an- ders jene Statuen am Portal der Frauenkirche zu Corbeil und einige andere ihnen ähnliche, die ſich an Kirchen des 12. Jahr- hunderts befinden, wirklich noch aus jener Zeit ſtammen. Die gewöhnliche Anſicht ſetzt ſie den Kirchen gleichzeitig, doch wollen ſie nach Coſtüm und Stil nur wenig zum 12. Jahrhundert ſtim- men. Die Tradition belegt völlig unbeglaubigter Weiſe die beiden Statuen zu Corbeil mit den Namen Chlodwigs und der Chlo- tilde, indeß weiſen uns nicht wenig Merkmale wirklich noch auf die den Karolingern vorausgehende Periode. Der König trägt noch zu einem nicht grade lang gehaltenen Vollbart ein in reichen

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/44>, abgerufen am 28.11.2024.