Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

von Theologischen
fällt JEsu zu füssen, und die feurige zunge wel-
che sich zuvor mit einem eyfrigen beten und schrey-
en um hülfe hatte hören lassen, wird nunmehro
getheilet, dem helfenden JEsu, ein brünstiges
danckopfer zu bringen. Wundert euch nicht, mei-
ne freunde, daß uns der Evangelist zwar das ge-
bet der aussätzigen aufgezeichnet, hingegen die
worte mit welchen der danckbare Samariter die
grossen thaten Gottes gepriesen, nicht aufge-
schrieben. GOtt verlanget zwar feurige und
ernstliche gebete, aber weil unsere noth endlich und
zeitlich ist, so sind wir auch vermögend mit kur-
tzen worten selbige dem grossen GOtt fürzutra-
gen. Allein die uns von der höchsten göttlichen
Maiestät erzeigte gnade, ist etwas unendliches
und ewiges, und das lob, welches wir dafür schul-
dig sind, währet so lange wir leben, biß in die see-
lige ewigkeit, ohne aufhören, in unzehlichen wor-
ten. Und wie solten wir geschickt seyn die worte,
deren sich der arme Samariter zum preise seines
leiblichen und geistlichen artztes bedienet, in un-
ser gedächtniß zu fassen, da er vielleicht für in-
brunst seines hertzens nicht worte genug, nicht
nachdrückliche worte genug finden können, mit
welchen er die ihm erzeigte wohlthat hätte ausdrü-
cken können. Denn wer kan die grossen thaten des
Herrn ausreden und alle seine löbliche wercke prei-
sen. Zudem so will der wohlthätige GOtt, daß wir
vielmehr in der that und wahrheit, als mit blos-
sen worten unsere danckbarkeit bezeugen sollen.
Es ist genug, er preisete GOtt mit lauter stim-

me,

von Theologiſchen
faͤllt JEſu zu fuͤſſen, und die feurige zunge wel-
che ſich zuvor mit einem eyfrigen beten und ſchrey-
en um huͤlfe hatte hoͤren laſſen, wird nunmehro
getheilet, dem helfenden JEſu, ein bruͤnſtiges
danckopfer zu bringen. Wundert euch nicht, mei-
ne freunde, daß uns der Evangeliſt zwar das ge-
bet der auſſaͤtzigen aufgezeichnet, hingegen die
worte mit welchen der danckbare Samariter die
groſſen thaten Gottes geprieſen, nicht aufge-
ſchrieben. GOtt verlanget zwar feurige und
ernſtliche gebete, aber weil unſere noth endlich und
zeitlich iſt, ſo ſind wir auch vermoͤgend mit kur-
tzen worten ſelbige dem groſſen GOtt fuͤrzutra-
gen. Allein die uns von der hoͤchſten goͤttlichen
Maieſtaͤt erzeigte gnade, iſt etwas unendliches
und ewiges, und das lob, welches wir dafuͤr ſchul-
dig ſind, waͤhret ſo lange wir leben, biß in die ſee-
lige ewigkeit, ohne aufhoͤren, in unzehlichen wor-
ten. Und wie ſolten wir geſchickt ſeyn die worte,
deren ſich der arme Samariter zum preiſe ſeines
leiblichen und geiſtlichen artztes bedienet, in un-
ſer gedaͤchtniß zu faſſen, da er vielleicht fuͤr in-
brunſt ſeines hertzens nicht worte genug, nicht
nachdruͤckliche worte genug finden koͤnnen, mit
welchen er die ihm erzeigte wohlthat haͤtte ausdruͤ-
cken koͤnnen. Denn wer kan die groſſen thaten des
Herrn ausreden und alle ſeine loͤbliche wercke prei-
ſen. Zudem ſo will der wohlthaͤtige GOtt, daß wir
vielmehr in der that und wahrheit, als mit bloſ-
ſen worten unſere danckbarkeit bezeugen ſollen.
Es iſt genug, er preiſete GOtt mit lauter ſtim-

me,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0532" n="514"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von                                     Theologi&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
fa&#x0364;llt JE&#x017F;u zu                             fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und die feurige zunge wel-<lb/>
che                             &#x017F;ich zuvor mit einem eyfrigen beten und &#x017F;chrey-<lb/>
en um                             hu&#x0364;lfe hatte ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en, wird                             nunmehro<lb/>
getheilet, dem helfenden JE&#x017F;u, ein                             bru&#x0364;n&#x017F;tiges<lb/>
danckopfer zu bringen. Wundert euch                             nicht, mei-<lb/>
ne freunde, daß uns der Evangeli&#x017F;t zwar das                             ge-<lb/>
bet der au&#x017F;&#x017F;a&#x0364;tzigen aufgezeichnet,                             hingegen die<lb/>
worte mit welchen der danckbare Samariter die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en thaten Gottes geprie&#x017F;en, nicht aufge-<lb/>
&#x017F;chrieben. GOtt verlanget zwar feurige und<lb/>
ern&#x017F;tliche                             gebete, aber weil un&#x017F;ere noth endlich und<lb/>
zeitlich                             i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ind wir auch vermo&#x0364;gend mit                             kur-<lb/>
tzen worten &#x017F;elbige dem gro&#x017F;&#x017F;en GOtt                             fu&#x0364;rzutra-<lb/>
gen. Allein die uns von der                             ho&#x0364;ch&#x017F;ten go&#x0364;ttlichen<lb/>
Maie&#x017F;ta&#x0364;t                             erzeigte gnade, i&#x017F;t etwas unendliches<lb/>
und ewiges, und das                             lob, welches wir dafu&#x0364;r &#x017F;chul-<lb/>
dig &#x017F;ind,                             wa&#x0364;hret &#x017F;o lange wir leben, biß in die &#x017F;ee-<lb/>
lige ewigkeit, ohne aufho&#x0364;ren, in unzehlichen wor-<lb/>
ten. Und                             wie &#x017F;olten wir ge&#x017F;chickt &#x017F;eyn die worte,<lb/>
deren                             &#x017F;ich der arme Samariter zum prei&#x017F;e &#x017F;eines<lb/>
leiblichen und gei&#x017F;tlichen artztes bedienet, in un-<lb/>
&#x017F;er geda&#x0364;chtniß zu fa&#x017F;&#x017F;en, da er vielleicht                             fu&#x0364;r in-<lb/>
brun&#x017F;t &#x017F;eines hertzens nicht worte                             genug, nicht<lb/>
nachdru&#x0364;ckliche worte genug finden                             ko&#x0364;nnen, mit<lb/>
welchen er die ihm erzeigte wohlthat                             ha&#x0364;tte ausdru&#x0364;-<lb/>
cken ko&#x0364;nnen. Denn wer kan die                             gro&#x017F;&#x017F;en thaten des<lb/>
Herrn ausreden und alle                             &#x017F;eine lo&#x0364;bliche wercke prei-<lb/>
&#x017F;en. Zudem                             &#x017F;o will der wohltha&#x0364;tige GOtt, daß wir<lb/>
vielmehr in                             der that und wahrheit, als mit blo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en worten                             un&#x017F;ere danckbarkeit bezeugen &#x017F;ollen.<lb/>
Es i&#x017F;t                             genug, er prei&#x017F;ete GOtt mit lauter &#x017F;tim-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">me,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[514/0532] von Theologiſchen faͤllt JEſu zu fuͤſſen, und die feurige zunge wel- che ſich zuvor mit einem eyfrigen beten und ſchrey- en um huͤlfe hatte hoͤren laſſen, wird nunmehro getheilet, dem helfenden JEſu, ein bruͤnſtiges danckopfer zu bringen. Wundert euch nicht, mei- ne freunde, daß uns der Evangeliſt zwar das ge- bet der auſſaͤtzigen aufgezeichnet, hingegen die worte mit welchen der danckbare Samariter die groſſen thaten Gottes geprieſen, nicht aufge- ſchrieben. GOtt verlanget zwar feurige und ernſtliche gebete, aber weil unſere noth endlich und zeitlich iſt, ſo ſind wir auch vermoͤgend mit kur- tzen worten ſelbige dem groſſen GOtt fuͤrzutra- gen. Allein die uns von der hoͤchſten goͤttlichen Maieſtaͤt erzeigte gnade, iſt etwas unendliches und ewiges, und das lob, welches wir dafuͤr ſchul- dig ſind, waͤhret ſo lange wir leben, biß in die ſee- lige ewigkeit, ohne aufhoͤren, in unzehlichen wor- ten. Und wie ſolten wir geſchickt ſeyn die worte, deren ſich der arme Samariter zum preiſe ſeines leiblichen und geiſtlichen artztes bedienet, in un- ſer gedaͤchtniß zu faſſen, da er vielleicht fuͤr in- brunſt ſeines hertzens nicht worte genug, nicht nachdruͤckliche worte genug finden koͤnnen, mit welchen er die ihm erzeigte wohlthat haͤtte ausdruͤ- cken koͤnnen. Denn wer kan die groſſen thaten des Herrn ausreden und alle ſeine loͤbliche wercke prei- ſen. Zudem ſo will der wohlthaͤtige GOtt, daß wir vielmehr in der that und wahrheit, als mit bloſ- ſen worten unſere danckbarkeit bezeugen ſollen. Es iſt genug, er preiſete GOtt mit lauter ſtim- me,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/532
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/532>, abgerufen am 19.05.2024.