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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und politischen reden.
tzen zuzuziehen vermochten, und dadurch alle gute
intention auf einmahl über den hauffen schmissen.

Daher geschahe es auch, daß wir eher gute ver-
se, als gute ungebundene reden in unsere sprache
hatten, und da man von rechtswegen durch die Ora-
torie
zur Poesie hätte gelangen sollen, so wiesen im
gegentheile die zwey unvergleichliche männer:
Opitz und Hofmanswaldau den rednern die rechten
wege, indem sich fast niemand, der nur ein wenig
feuer hatte, enthalten konte ihre unvergieich[l]ische
schriften zu lesen, und denselben wo nicht in versen,
doch zum wenigsten in der zierlichkeit ihrer ausrede
nachzugehen.

Wenn wir nun behaupten wollen, daß nach ver-
fliessung einer so langen zeit alles nach und nach bes-
ser und vollkommener bey derselben worden sey, so
dürfen wir uns die einwürfe, so in den vorherge-
henden gemacht worden, nicht zur unzeit irre ma-
chen lassen. Denn die sachen, von welchen man
keine regeln geben kan, bestehen in den curialien
und sind freylich an einem hofe anders als an dem an-
dern. Doch mir deucht, wer nur in seinem funda-
mente richtig ist, der wird sich hernach durch einige
nachrichten gar leichte in das übrige finden lernen.
Wir können uns bey der kaufmannschaft ein gleichniß
vorstellen. Da werden die gewölber nicht nach ei-
nerley facon angeleget, auch die bücher nicht nach
einerley art geführet, und dennoch kan sich einer,
der was gründliches davon begriffen hat, gar leicht
in alles schicken

Was die noth mit den so genannten realien an-
belanget, ohne welche bey diesem studio nicht wohl
fortzukommen ist, so will ich bey dieser gelegenheit
gantz offenhertzig meine gedancken davon eröfnen.
Es ist erstlich ein schädliches präjudicium, daß wir
die realia nur allein in exemplis und testimoniis
suchen, und wenn diese sollen angebracht werden,

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und politiſchen reden.
tzen zuzuziehen vermochten, und dadurch alle gute
intention auf einmahl uͤber den hauffen ſchmiſſen.

Daher geſchahe es auch, daß wir eher gute ver-
ſe, als gute ungebundene reden in unſere ſprache
hatten, und da man von rechtswegen durch die Ora-
torie
zur Poêſie haͤtte gelangen ſollen, ſo wieſen im
gegentheile die zwey unvergleichliche maͤnner:
Opitz und Hofmanswaldau den rednern die rechten
wege, indem ſich faſt niemand, der nur ein wenig
feuer hatte, enthalten konte ihre unvergieich[l]iſche
ſchriften zu leſen, und denſelben wo nicht in verſen,
doch zum wenigſten in der zierlichkeit ihrer ausrede
nachzugehen.

Wenn wir nun behaupten wollen, daß nach ver-
flieſſung einer ſo langen zeit alles nach und nach beſ-
ſer und vollkommener bey derſelben worden ſey, ſo
duͤrfen wir uns die einwuͤrfe, ſo in den vorherge-
henden gemacht worden, nicht zur unzeit irre ma-
chen laſſen. Denn die ſachen, von welchen man
keine regeln geben kan, beſtehen in den curialien
und ſind freylich an einem hofe anders als an dem an-
dern. Doch mir deucht, wer nur in ſeinem funda-
mente richtig iſt, der wird ſich hernach durch einige
nachrichten gar leichte in das uͤbrige finden lernen.
Wir koͤñen uns bey der kaufmannſchaft ein gleichniß
vorſtellen. Da werden die gewoͤlber nicht nach ei-
nerley facon angeleget, auch die buͤcher nicht nach
einerley art gefuͤhret, und dennoch kan ſich einer,
der was gruͤndliches davon begriffen hat, gar leicht
in alles ſchicken

Was die noth mit den ſo genannten realien an-
belanget, ohne welche bey dieſem ſtudio nicht wohl
fortzukommen iſt, ſo will ich bey dieſer gelegenheit
gantz offenhertzig meine gedancken davon eroͤfnen.
Es iſt erſtlich ein ſchaͤdliches praͤjudicium, daß wir
die realia nur allein in exemplis und teſtimoniis
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[439/0457] und politiſchen reden. d⁾ tzen zuzuziehen vermochten, und dadurch alle gute intention auf einmahl uͤber den hauffen ſchmiſſen. Daher geſchahe es auch, daß wir eher gute ver- ſe, als gute ungebundene reden in unſere ſprache hatten, und da man von rechtswegen durch die Ora- torie zur Poêſie haͤtte gelangen ſollen, ſo wieſen im gegentheile die zwey unvergleichliche maͤnner: Opitz und Hofmanswaldau den rednern die rechten wege, indem ſich faſt niemand, der nur ein wenig feuer hatte, enthalten konte ihre unvergieichliſche ſchriften zu leſen, und denſelben wo nicht in verſen, doch zum wenigſten in der zierlichkeit ihrer ausrede nachzugehen. Wenn wir nun behaupten wollen, daß nach ver- flieſſung einer ſo langen zeit alles nach und nach beſ- ſer und vollkommener bey derſelben worden ſey, ſo duͤrfen wir uns die einwuͤrfe, ſo in den vorherge- henden gemacht worden, nicht zur unzeit irre ma- chen laſſen. Denn die ſachen, von welchen man keine regeln geben kan, beſtehen in den curialien und ſind freylich an einem hofe anders als an dem an- dern. Doch mir deucht, wer nur in ſeinem funda- mente richtig iſt, der wird ſich hernach durch einige nachrichten gar leichte in das uͤbrige finden lernen. Wir koͤñen uns bey der kaufmannſchaft ein gleichniß vorſtellen. Da werden die gewoͤlber nicht nach ei- nerley facon angeleget, auch die buͤcher nicht nach einerley art gefuͤhret, und dennoch kan ſich einer, der was gruͤndliches davon begriffen hat, gar leicht in alles ſchicken Was die noth mit den ſo genannten realien an- belanget, ohne welche bey dieſem ſtudio nicht wohl fortzukommen iſt, ſo will ich bey dieſer gelegenheit gantz offenhertzig meine gedancken davon eroͤfnen. Es iſt erſtlich ein ſchaͤdliches praͤjudicium, daß wir die realia nur allein in exemplis und teſtimoniis ſuchen, und wenn dieſe ſollen angebracht werden, zu E e 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/457>, abgerufen am 22.11.2024.