Der in Leipzig studirenden iugend eröfnet seine Collegia die von Trinitatis 1708. sollen gehalten werden, D.Gottfried Lange, Maj. Princip. Colleg. Collegiatus.
JCh habe es vor nöthig gehalten auf einem beson- dern blate meine collegia zu melden, welche mit Gottes hülfe diesen sommer über sollen gehalten wer- den. Denn, weil wenig universitäten in Teutschland seyn werden, welche an menge der lesenden Leipzig gleich kommen solten, so könte es gar leicht gesche- hen, daß auch dieses mahl unter dem hauffen, so vieler andern meine nachricht von collegiis verlohren gien- ge, oder die lesenden mit solcher aufmercksamkeit sich an die übrigen und vielleicht bessern zettul attachirten, daß meine schrift, die eine zeitlang allhier unbekannt worden ist, von den wenigsten gesehen würde.
Mein absehen aber ist vornehmlich denienigen zu dienen, welche collegia Oratoria von mir verlanget ha- ben, wofern wir nur allerseits einander recht verstehen, und uns unter der Oratorie nichts anders einbilden, als was sie eigentlich seyn, und von rechtswegen heis- sen soll. Denn, gewiß, wer sich in die verblümten redens-arten verliebet, und in den gedancken stehet, er habe was gutes verrichtet, wenn niemand ohne seine steingen und creutze verstehet, was in der obscuren schrift verborgen ist, wer ferner in exclamationibus und interrogationibus den anfang und das ende der Oratorischen künste zu finden vermeinet, oder sich damit am besten zu helfen gedencket, wenn er das Franzöische Lexicon fein oft gebrauchen, und seine re- den den kleidern ähnlich machen kan, die aus vielen un-
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und politiſchen reden.
Der in Leipzig ſtudirenden iugend eroͤfnet ſeine Collegia die von Trinitatis 1708. ſollen gehalten werden, D.Gottfried Lange, Maj. Princip. Colleg. Collegiatus.
JCh habe es vor noͤthig gehalten auf einem beſon- dern blate meine collegia zu melden, welche mit Gottes huͤlfe dieſen ſommer uͤber ſollen gehalten wer- den. Denn, weil wenig univerſitaͤten in Teutſchland ſeyn werden, welche an menge der leſenden Leipzig gleich kommen ſolten, ſo koͤnte es gar leicht geſche- hen, daß auch dieſes mahl unter dem hauffen, ſo vieler andern meine nachricht von collegiis verlohren gien- ge, oder die leſenden mit ſolcher aufmerckſamkeit ſich an die uͤbrigen und vielleicht beſſern zettul attachirten, daß meine ſchrift, die eine zeitlang allhier unbekannt worden iſt, von den wenigſten geſehen wuͤrde.
Mein abſehen aber iſt vornehmlich denienigen zu dienen, welche collegia Oratoria von mir verlanget ha- ben, wofern wir nur allerſeits einander recht verſtehen, und uns unter der Oratorie nichts anders einbilden, als was ſie eigentlich ſeyn, und von rechtswegen heiſ- ſen ſoll. Denn, gewiß, wer ſich in die verbluͤmten redens-arten verliebet, und in den gedancken ſtehet, er habe was gutes verrichtet, wenn niemand ohne ſeine ſteingen und creutze verſtehet, was in der obſcuren ſchrift verborgen iſt, wer ferner in exclamationibus und interrogationibus den anfang und das ende der Oratoriſchen kuͤnſte zu finden vermeinet, oder ſich damit am beſten zu helfen gedencket, wenn er das Franzoͤiſche Lexicon fein oft gebrauchen, und ſeine re- den den kleidern aͤhnlich machen kan, die aus vielen un-
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und politiſchen reden.
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Der
in Leipzig
ſtudirenden iugend
eroͤfnet ſeine
Collegia die von Trinitatis 1708.
ſollen gehalten werden,
D. Gottfried Lange,
Maj. Princip. Colleg.
Collegiatus.
JCh habe es vor noͤthig gehalten auf einem beſon-
dern blate meine collegia zu melden, welche mit
Gottes huͤlfe dieſen ſommer uͤber ſollen gehalten wer-
den. Denn, weil wenig univerſitaͤten in Teutſchland
ſeyn werden, welche an menge der leſenden Leipzig
gleich kommen ſolten, ſo koͤnte es gar leicht geſche-
hen, daß auch dieſes mahl unter dem hauffen, ſo vieler
andern meine nachricht von collegiis verlohren gien-
ge, oder die leſenden mit ſolcher aufmerckſamkeit ſich an
die uͤbrigen und vielleicht beſſern zettul attachirten,
daß meine ſchrift, die eine zeitlang allhier unbekannt
worden iſt, von den wenigſten geſehen wuͤrde.
Mein abſehen aber iſt vornehmlich denienigen zu
dienen, welche collegia Oratoria von mir verlanget ha-
ben, wofern wir nur allerſeits einander recht verſtehen,
und uns unter der Oratorie nichts anders einbilden,
als was ſie eigentlich ſeyn, und von rechtswegen heiſ-
ſen ſoll. Denn, gewiß, wer ſich in die verbluͤmten
redens-arten verliebet, und in den gedancken ſtehet, er
habe was gutes verrichtet, wenn niemand ohne ſeine
ſteingen und creutze verſtehet, was in der obſcuren
ſchrift verborgen iſt, wer ferner in exclamationibus
und interrogationibus den anfang und das ende der
Oratoriſchen kuͤnſte zu finden vermeinet, oder ſich
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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