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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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des stili insonderheit.
gen zur beredsamkeit nachricht zu geben sich
bearbeiten. Er fodert so dann, daß man
nicht nur alle gute eigenschaften des stili an-
bringe, sondern auch so anbringe, daß es recht
mercklich sey, wie man bey ihrer anbringung
sorgfältig gewesen, wie man mit grossem fleiß,
reine, deutliche, nachdrückliche, angenehme,
worte und redens-arten aufgesucht, eine nette
iunctur und klingenden numerum genau beob-
achtet, u. überall kunst u. wissenschaft, doch ohne
affectation, zu zeigen, sich bemühet habe.c)

a) Diese solennitäten sind, daß man auf einen höl-
tzern oder steinern stuhl steiget oder auf einen
freyen platz tritt, und an eine gantze versamm-
lung seine worte richtet, etc.
b) Fast alle, die Oratorien und Rhetoricken ge-
schrieben, wollen uns lernen orationes machen,
da doch dieses der kleineste theil einer vernünfti-
gen beredsamkeit ist, und es zeiget, daß man eben
so einen engen begrif von der beredsamkeit habe,
als ein Historicus von der Historie, wenn er nur
die leben der Römischen Käyser darinn suchet,
oder als ein Logicus von der Logik, wenn er nur
syllogismos daraus machen lernet.
c) Siebe Lami l. c. IIII. cap. XIII. Hederich l. c.
p.
554. Regeln zu diesem stilo geben alle gute
Rhetoricken in grosser menge. Exempel siehet
man an allen, welche gute, eigentlich so genannte
orationes publiciret, als: Cicero, Quintilianus,
Plinius, Muretus, Buchnerus, Crucius, Cunaeus,
Cellarius, Schurtzfleisch,
in den orationibus
procerum Europae
,
die Hr. Lünig heraus ge-
geben, in den
orationibus clarissimorum viro-
rum selectis,
editis a Jo. Erhard Kapp. Lipsiae.
1722. 8. &c.
in den reden grosser Herren und
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des ſtili inſonderheit.
gen zur beredſamkeit nachricht zu geben ſich
bearbeiten. Er fodert ſo dann, daß man
nicht nur alle gute eigenſchaften des ſtili an-
bringe, ſondern auch ſo anbringe, daß es recht
mercklich ſey, wie man bey ihrer anbringung
ſorgfaͤltig geweſen, wie man mit groſſem fleiß,
reine, deutliche, nachdruͤckliche, angenehme,
worte und redens-arten aufgeſucht, eine nette
iunctur und klingenden numerum genau beob-
achtet, u. uͤberall kunſt u. wiſſenſchaft, doch ohne
affectation, zu zeigen, ſich bemuͤhet habe.c)

a) Dieſe ſolennitaͤten ſind, daß man auf einen hoͤl-
tzern oder ſteinern ſtuhl ſteiget oder auf einen
freyen platz tritt, und an eine gantze verſamm-
lung ſeine worte richtet, ꝛc.
b) Faſt alle, die Oratorien und Rhetoricken ge-
ſchrieben, wollen uns lernen orationes machen,
da doch dieſes der kleineſte theil einer vernuͤnfti-
gen beredſamkeit iſt, und es zeiget, daß man eben
ſo einen engen begrif von der beredſamkeit habe,
als ein Hiſtoricus von der Hiſtorie, wenn er nur
die leben der Roͤmiſchen Kaͤyſer darinn ſuchet,
oder als ein Logicus von der Logik, wenn er nur
ſyllogiſmos daraus machen lernet.
c) Siebe Lami l. c. IIII. cap. XIII. Hederich l. c.
p.
554. Regeln zu dieſem ſtilo geben alle gute
Rhetoricken in groſſer menge. Exempel ſiehet
man an allen, welche gute, eigentlich ſo genannte
orationes publiciret, als: Cicero, Quintilianus,
Plinius, Muretus, Buchnerus, Crucius, Cúnaeus,
Cellarius, Schurtzfleiſch,
in den orationibus
procerum Europae
,
die Hr. Luͤnig heraus ge-
geben, in den
orationibus clariſſimorum viro-
rum ſelectis,
editis a Jo. Erhard Kapp. Lipſiae.
1722. 8. &c.
in den reden groſſer Herren und
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[343/0361] des ſtili inſonderheit. gen zur beredſamkeit nachricht zu geben ſich bearbeiten. Er fodert ſo dann, daß man nicht nur alle gute eigenſchaften des ſtili an- bringe, ſondern auch ſo anbringe, daß es recht mercklich ſey, wie man bey ihrer anbringung ſorgfaͤltig geweſen, wie man mit groſſem fleiß, reine, deutliche, nachdruͤckliche, angenehme, worte und redens-arten aufgeſucht, eine nette iunctur und klingenden numerum genau beob- achtet, u. uͤberall kunſt u. wiſſenſchaft, doch ohne affectation, zu zeigen, ſich bemuͤhet habe. c⁾ a⁾ Dieſe ſolennitaͤten ſind, daß man auf einen hoͤl- tzern oder ſteinern ſtuhl ſteiget oder auf einen freyen platz tritt, und an eine gantze verſamm- lung ſeine worte richtet, ꝛc. b⁾ Faſt alle, die Oratorien und Rhetoricken ge- ſchrieben, wollen uns lernen orationes machen, da doch dieſes der kleineſte theil einer vernuͤnfti- gen beredſamkeit iſt, und es zeiget, daß man eben ſo einen engen begrif von der beredſamkeit habe, als ein Hiſtoricus von der Hiſtorie, wenn er nur die leben der Roͤmiſchen Kaͤyſer darinn ſuchet, oder als ein Logicus von der Logik, wenn er nur ſyllogiſmos daraus machen lernet. c⁾ Siebe Lami l. c. IIII. cap. XIII. Hederich l. c. p. 554. Regeln zu dieſem ſtilo geben alle gute Rhetoricken in groſſer menge. Exempel ſiehet man an allen, welche gute, eigentlich ſo genannte orationes publiciret, als: Cicero, Quintilianus, Plinius, Muretus, Buchnerus, Crucius, Cúnaeus, Cellarius, Schurtzfleiſch, in den orationibus procerum Europae, die Hr. Luͤnig heraus ge- geben, in den orationibus clariſſimorum viro- rum ſelectis, editis a Jo. Erhard Kapp. Lipſiae. 1722. 8. &c. in den reden groſſer Herren und fuͤr- Y 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/361>, abgerufen am 25.11.2024.