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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und desselben eigenschaften.
mannes gang zu einer magd, oder der historie
von der Thamar,
sich lange aufzuhalten. Und
wer einer gantzen Theologischen Facultät: Man-
gel an geistlichen gütern und unempfindlich-
keit der gnade Gottes fürwirft/ und ausrot-
tung der unter ihr im schwange gehenden sün-
den anwünschet, etc.
der muß in grosser aucto-
rität stehen, sonst wann es ein iunger studente
wäre, würde es ihm sehr albern lassen.
c) Es muß kein beywort ohne nutzen seyn, sondern
entweder das hauptwort erläutern oder ein-
schrencken, und zu den absichten des redners et-
was helffen. Dawieder sündigen alle dieieni-
gen, welche beywörter gebrauchen, daß der pe-
riodus oder der verß nur voll werde; welche epi-
theta setzen, die sich mit ihren absichten nicht
reimen; welche sich gewisse beywörter, flick-
wörter und dergleichen angewöhnet, oder
selbstgemachte beywörter anbringen. Z. e. wann
man einen Monarchen einen allerliebsten Herrn
heisset. ihm allerliebste tugenden beyleget, etc.
oder man sagt: der langmüthige Gott straffet
mit donner und blitz, oder: er ist verteuffelt
freundlich, etc. conf. den poetischen versuch
von überschriften,
Hamburg 1704. 8. pag. 171.
sqq. oder die flick-wörter: nimirum, seilicet,
nemlich, indessen, und überall nichts, derglei-
chen, so zu sagen, etc.
und andere favoriten; also
weiß ich die stunde nicht was das für ein wort
sey, kan es auch in keinem lexico finden, das
doch viele an sich haben, wenn es nicht recht fort
will: emmemae &c. Jn den reden grosser Her-
ren, hat sich iemand angewöhnet, in allen sei-
nen reden zu sprechen: Jch beuge die knie
meines bertzens etc.

§. 7. Die reinlichkeit in dem ausdruck ge-
bietet, daß man zwischen der gar zu grossen cri-

tic
und deſſelben eigenſchaften.
mannes gang zu einer magd, oder der hiſtorie
von der Thamar,
ſich lange aufzuhalten. Und
wer einer gantzen Theologiſchen Facultaͤt: Man-
gel an geiſtlichen guͤtern und unempfindlich-
keit der gnade Gottes fuͤrwirft/ und ausrot-
tung der unter ihr im ſchwange gehenden ſuͤn-
den anwuͤnſchet, ꝛc.
der muß in groſſer aucto-
ritaͤt ſtehen, ſonſt wann es ein iunger ſtudente
waͤre, wuͤrde es ihm ſehr albern laſſen.
c) Es muß kein beywort ohne nutzen ſeyn, ſondern
entweder das hauptwort erlaͤutern oder ein-
ſchrencken, und zu den abſichten des redners et-
was helffen. Dawieder ſuͤndigen alle dieieni-
gen, welche beywoͤrter gebrauchen, daß der pe-
riodus oder der verß nur voll werde; welche epi-
theta ſetzen, die ſich mit ihren abſichten nicht
reimen; welche ſich gewiſſe beywoͤrter, flick-
woͤrter und dergleichen angewoͤhnet, oder
ſelbſtgemachte beywoͤrter anbringen. Z. e. wann
man einen Monarchen einen allerliebſten Herrn
heiſſet. ihm allerliebſte tugenden beyleget, ꝛc.
oder man ſagt: der langmuͤthige Gott ſtraffet
mit donner und blitz, oder: er iſt verteuffelt
freundlich, ꝛc. conf. den poetiſchen verſuch
von uͤberſchriften,
Hamburg 1704. 8. pag. 171.
ſqq. oder die flick-woͤrter: nimirum, ſeilicet,
nemlich, indeſſen, und uͤberall nichts, derglei-
chen, ſo zu ſagen, ꝛc.
und andere favoriten; alſo
weiß ich die ſtunde nicht was das fuͤr ein wort
ſey, kan es auch in keinem lexico finden, das
doch viele an ſich haben, wenn es nicht recht fort
will: emmemae &c. Jn den reden groſſer Her-
ren, hat ſich iemand angewoͤhnet, in allen ſei-
nen reden zu ſprechen: Jch beuge die knie
meines bertzens ꝛc.

§. 7. Die reinlichkeit in dem ausdruck ge-
bietet, daß man zwiſchen der gar zu groſſen cri-

tic
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[207/0225] und deſſelben eigenſchaften. b⁾ mannes gang zu einer magd, oder der hiſtorie von der Thamar, ſich lange aufzuhalten. Und wer einer gantzen Theologiſchen Facultaͤt: Man- gel an geiſtlichen guͤtern und unempfindlich- keit der gnade Gottes fuͤrwirft/ und ausrot- tung der unter ihr im ſchwange gehenden ſuͤn- den anwuͤnſchet, ꝛc. der muß in groſſer aucto- ritaͤt ſtehen, ſonſt wann es ein iunger ſtudente waͤre, wuͤrde es ihm ſehr albern laſſen. c⁾ Es muß kein beywort ohne nutzen ſeyn, ſondern entweder das hauptwort erlaͤutern oder ein- ſchrencken, und zu den abſichten des redners et- was helffen. Dawieder ſuͤndigen alle dieieni- gen, welche beywoͤrter gebrauchen, daß der pe- riodus oder der verß nur voll werde; welche epi- theta ſetzen, die ſich mit ihren abſichten nicht reimen; welche ſich gewiſſe beywoͤrter, flick- woͤrter und dergleichen angewoͤhnet, oder ſelbſtgemachte beywoͤrter anbringen. Z. e. wann man einen Monarchen einen allerliebſten Herrn heiſſet. ihm allerliebſte tugenden beyleget, ꝛc. oder man ſagt: der langmuͤthige Gott ſtraffet mit donner und blitz, oder: er iſt verteuffelt freundlich, ꝛc. conf. den poetiſchen verſuch von uͤberſchriften, Hamburg 1704. 8. pag. 171. ſqq. oder die flick-woͤrter: nimirum, ſeilicet, nemlich, indeſſen, und uͤberall nichts, derglei- chen, ſo zu ſagen, ꝛc. und andere favoriten; alſo weiß ich die ſtunde nicht was das fuͤr ein wort ſey, kan es auch in keinem lexico finden, das doch viele an ſich haben, wenn es nicht recht fort will: emmemae &c. Jn den reden groſſer Her- ren, hat ſich iemand angewoͤhnet, in allen ſei- nen reden zu ſprechen: Jch beuge die knie meines bertzens ꝛc. §. 7. Die reinlichkeit in dem ausdruck ge- bietet, daß man zwiſchen der gar zu groſſen cri- tic

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/225>, abgerufen am 02.05.2024.