Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
der gedancken.
Comparatio, syncrisis, similitudo; Symbole, col-
latio; Dissimilitudo;
sind gegen einanderhal-
tungen gewisser dinge. (siehe cap. 4. oben) Dia-
typosis,
hypotyposis, delineatio, descriptio, praefi-
guratio,
beschreibet etwas als wann man es mit
augen sähe. (siehe oben l. c.) Periphrasis, circum-
locutio,
umschreibt etwas. Folgende vier ha-
hen mit oppositis zu thun: Paradiastole, distin-
ctio, discriminatio:
Er ist zwar raffinirt, arg-
listig, aber nicht klug.
Antimetabole, dialle-
lon, commutatio, antimetathesis:
Wir leben
nicht, daß wir essen sondern wir essen daß wir
leben:
Antitheton, oppositio: Ein Philosophe
ist in armuth reich, in verachtung geebrt, in
unrube ruhig, und indem er sich überwinden
läst, ein sieger.
Oxymoron, acutifatuum: Si sa-
pis, quod scis, nescis.
Ter.
Ein gelehrter ist
kein gelehrter, wann er sich von vorurtheilen
und neigungen regieren läst.
Parechasis, di-
gressio:
wann man eine propositionem inciden-
tem oder zufällige idee besonders ausführet und
von der hanptsache inzwischen abgeht Auxesis
und Tapinosis, s. unter denen tropis. §. 17. num.
12. Anabasis, incrementum,
wann die rede in
worten und ideen steigt: Gloriam, honorem, im-
perium bonus & ignauus aeque sibi exoptant
, Sall.

Es ist viel ein mensch seyn, noch me[h]r aber ein
vernünftiger mensch seyn, am allermeisten
endlich auch ein Christe seyn und als ein Chri-
ste leben.

l) Z. e. Exclamatio, ecphonesis, wann man mit ei-
ner heftigkeit ausruffet: O tempora! [o] mores!
Paeanismus
gründet sich auf frölichkeit bey der
ausruffung: Wohl her, last uns wohl leben!
Obsecratio, auf eine bitte. Votum auf einen
wunsch. Exsecratio verwünschet. Admiratio
bewundert. Diasyrmus, illusio verspottet. Sar-
N 3
der gedancken.
Comparatio, ſyncriſis, ſimilitudo; Symbole, col-
latio; Diſſimilitudo;
ſind gegen einanderhal-
tungen gewiſſer dinge. (ſiehe cap. 4. oben) Dia-
typoſis,
hypotypoſis, delineatio, deſcriptio, praefi-
guratio,
beſchreibet etwas als wann man es mit
augen ſaͤhe. (ſiehe oben l. c.) Periphraſis, circum-
locutio,
umſchreibt etwas. Folgende vier ha-
hen mit oppoſitis zu thun: Paradiaſtole, diſtin-
ctio, diſcriminatio:
Er iſt zwar raffinirt, arg-
liſtig, aber nicht klug.
Antimetabole, dialle-
lon, commutatio, antimetatheſis:
Wir leben
nicht, daß wir eſſen ſondern wir eſſen daß wir
leben:
Antitheton, oppoſitio: Ein Philoſophe
iſt in armuth reich, in verachtung geebrt, in
unrube ruhig, und indem er ſich uͤberwinden
laͤſt, ein ſieger.
Oxymoron, acutifatuum: Si ſa-
pis, quod ſcis, neſcis.
Ter.
Ein gelehrter iſt
kein gelehrter, wann er ſich von vorurtheilen
und neigungen regieren laͤſt.
Parechaſis, di-
greſſio:
wann man eine propoſitionem inciden-
tem oder zufaͤllige idee beſonders ausfuͤhret und
von der hanptſache inzwiſchen abgeht Auxeſis
und Tapinoſis, ſ. unter denen tropis. §. 17. num.
12. Anabaſis, incrementum,
wann die rede in
worten und ideen ſteigt: Gloriam, honorem, im-
perium bonus & ignauus aeque ſibi exoptant
, Sall.

Es iſt viel ein menſch ſeyn, noch me[h]r aber ein
vernuͤnftiger menſch ſeyn, am allermeiſten
endlich auch ein Chriſte ſeyn und als ein Chri-
ſte leben.

l) Z. e. Exclamatio, ecphoneſis, wann man mit ei-
ner heftigkeit ausruffet: O tempora! [o] mores!
Paeaniſmus
gruͤndet ſich auf froͤlichkeit bey der
ausruffung: Wohl her, laſt uns wohl leben!
Obſecratio, auf eine bitte. Votum auf einen
wunſch. Exſecratio verwuͤnſchet. Admiratio
bewundert. Diaſyrmus, illuſio verſpottet. Sar-
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note xml:id="note-k-12" prev="#notefn-k-12" place="end" n="k)"><pb facs="#f0215" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der                                 gedancken.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Comparatio,</hi> &#x017F;yncri&#x017F;is, &#x017F;imilitudo; <hi rendition="#i">Symbole</hi>, col-<lb/>
latio; <hi rendition="#i">Di&#x017F;&#x017F;imilitudo;</hi></hi> &#x017F;ind gegen                             einanderhal-<lb/>
tungen gewi&#x017F;&#x017F;er dinge. (&#x017F;iehe                             cap. 4. oben) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dia-<lb/>
typo&#x017F;is,</hi> hypotypo&#x017F;is, delineatio,                                 de&#x017F;criptio, praefi-<lb/>
guratio,</hi> be&#x017F;chreibet                             etwas als wann man es mit<lb/>
augen &#x017F;a&#x0364;he. (&#x017F;iehe                             oben <hi rendition="#aq">l. c.) <hi rendition="#i">Periphra&#x017F;is,</hi> circum-<lb/>
locutio,</hi> um&#x017F;chreibt etwas. Folgende vier ha-<lb/>
hen mit <hi rendition="#aq">oppo&#x017F;itis</hi> zu thun: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Paradia&#x017F;tole,</hi> di&#x017F;tin-<lb/>
ctio, di&#x017F;criminatio:</hi> <hi rendition="#fr">Er i&#x017F;t zwar raffinirt, arg-<lb/>
li&#x017F;tig, aber nicht klug.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antimetabole,</hi> dialle-<lb/>
lon, commutatio, antimetathe&#x017F;is:</hi> <hi rendition="#fr">Wir leben<lb/>
nicht, daß wir e&#x017F;&#x017F;en                                 &#x017F;ondern wir e&#x017F;&#x017F;en daß wir<lb/>
leben:</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antitheton</hi>,                                 oppo&#x017F;itio:</hi> <hi rendition="#fr">Ein Philo&#x017F;ophe<lb/>
i&#x017F;t in armuth                                 reich, in verachtung geebrt, in<lb/>
unrube ruhig, und indem er                                 &#x017F;ich u&#x0364;berwinden<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t, ein                                 &#x017F;ieger.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Oxymoron,</hi> acutifatuum: <hi rendition="#i">Si &#x017F;a-<lb/>
pis, quod &#x017F;cis,                                     ne&#x017F;cis.</hi> Ter.</hi> <hi rendition="#fr">Ein gelehrter i&#x017F;t<lb/>
kein gelehrter, wann                                 er &#x017F;ich von vorurtheilen<lb/>
und neigungen regieren                                 la&#x0364;&#x017F;t.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Parecha&#x017F;is</hi>, di-<lb/>
gre&#x017F;&#x017F;io:</hi> wann man eine propo&#x017F;itionem                             inciden-<lb/>
tem oder zufa&#x0364;llige idee be&#x017F;onders                             ausfu&#x0364;hret und<lb/>
von der hanpt&#x017F;ache inzwi&#x017F;chen                             abgeht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Auxe&#x017F;is</hi></hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tapino&#x017F;is,</hi></hi> &#x017F;. unter denen <hi rendition="#aq">tropis. §. 17. num.<lb/>
12. <hi rendition="#i">Anaba&#x017F;is,</hi> incrementum,</hi> wann die rede in<lb/>
worten und ideen &#x017F;teigt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gloriam, honorem, im-<lb/>
perium bonus &amp; ignauus aeque                                     &#x017F;ibi exoptant</hi>, Sall.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t viel ein men&#x017F;ch &#x017F;eyn,                                 noch me<supplied>h</supplied>r aber ein<lb/>
vernu&#x0364;nftiger                                 men&#x017F;ch &#x017F;eyn, am allermei&#x017F;ten<lb/>
endlich auch                                 ein Chri&#x017F;te &#x017F;eyn und als ein Chri-<lb/>
&#x017F;te                                 leben.</hi><lb/></note>
          <note xml:id="note-l-10" prev="#notefn-l-10" place="end" n="l)"> Z. e. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Exclamatio</hi>, ecphone&#x017F;is,</hi> wann man                             mit ei-<lb/>
ner heftigkeit ausruffet: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">O tempora! <supplied>o</supplied> mores!<lb/>
Paeani&#x017F;mus</hi></hi> gru&#x0364;ndet &#x017F;ich auf                             fro&#x0364;lichkeit bey der<lb/>
ausruffung: <hi rendition="#fr">Wohl                                 her, la&#x017F;t uns wohl leben!</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ob&#x017F;ecratio</hi>,</hi> auf                             eine bitte. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Votum</hi></hi> auf                             einen<lb/>
wun&#x017F;ch. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ex&#x017F;ecratio</hi></hi> verwu&#x0364;n&#x017F;chet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Admiratio</hi></hi><lb/>
bewundert. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dia&#x017F;yrmus,</hi> illu&#x017F;io</hi> ver&#x017F;pottet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sar-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ca&#x017F;mus,</hi></hi></fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0215] der gedancken. k⁾ Comparatio, ſyncriſis, ſimilitudo; Symbole, col- latio; Diſſimilitudo; ſind gegen einanderhal- tungen gewiſſer dinge. (ſiehe cap. 4. oben) Dia- typoſis, hypotypoſis, delineatio, deſcriptio, praefi- guratio, beſchreibet etwas als wann man es mit augen ſaͤhe. (ſiehe oben l. c.) Periphraſis, circum- locutio, umſchreibt etwas. Folgende vier ha- hen mit oppoſitis zu thun: Paradiaſtole, diſtin- ctio, diſcriminatio: Er iſt zwar raffinirt, arg- liſtig, aber nicht klug. Antimetabole, dialle- lon, commutatio, antimetatheſis: Wir leben nicht, daß wir eſſen ſondern wir eſſen daß wir leben: Antitheton, oppoſitio: Ein Philoſophe iſt in armuth reich, in verachtung geebrt, in unrube ruhig, und indem er ſich uͤberwinden laͤſt, ein ſieger. Oxymoron, acutifatuum: Si ſa- pis, quod ſcis, neſcis. Ter. Ein gelehrter iſt kein gelehrter, wann er ſich von vorurtheilen und neigungen regieren laͤſt. Parechaſis, di- greſſio: wann man eine propoſitionem inciden- tem oder zufaͤllige idee beſonders ausfuͤhret und von der hanptſache inzwiſchen abgeht Auxeſis und Tapinoſis, ſ. unter denen tropis. §. 17. num. 12. Anabaſis, incrementum, wann die rede in worten und ideen ſteigt: Gloriam, honorem, im- perium bonus & ignauus aeque ſibi exoptant, Sall. Es iſt viel ein menſch ſeyn, noch mehr aber ein vernuͤnftiger menſch ſeyn, am allermeiſten endlich auch ein Chriſte ſeyn und als ein Chri- ſte leben. l⁾ Z. e. Exclamatio, ecphoneſis, wann man mit ei- ner heftigkeit ausruffet: O tempora! o mores! Paeaniſmus gruͤndet ſich auf froͤlichkeit bey der ausruffung: Wohl her, laſt uns wohl leben! Obſecratio, auf eine bitte. Votum auf einen wunſch. Exſecratio verwuͤnſchet. Admiratio bewundert. Diaſyrmus, illuſio verſpottet. Sar- caſmus, N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/215
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/215>, abgerufen am 02.05.2024.