Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
von dem ausdruck
i) Z. e. Prolepsis, procatalepsis, occupatio, anticipa-
tio:
Möchte iemand einwenden, watum soll
man redliche absichten haben, da man fast
deßwegen für einfältig gehalten wird? Al-
lein hierauf dienet zur antwort. etc.
Hypobole,
subiectio,
macht und wiederlegt viele einwürffe
zugleich. Anakoenosis, communicatio, wenn man
mit dem zuhörer die sache gleichsam überlegt:
Nunc ego iudices, iam bos consulo, quid mihi faci-
endum putetis? Paromologia
, confessio
wenn man
etwas zugesteht, damit man den andern desto
nachdrücklicher überzeugen möge: Du hältst
mich für einen ignoranten, du ziehst mich
überall aufs heßlichste durch, und hast eine
rechte freude wann du dich über mich moqui-
ren kanst, ich lobe dich deßwegen oder will dir
es wenigstens nicht wehren, aber ich muß
doch nicht ein so gar schlechter kerl seyn, denn
sonst würdest du dir ia meinetwegen nicht so
viel mühe geben.
Epitrope, concessio, wenn
man etwas zugestehet das beste aber sich für be-
hält: Jch glaube gerne daß er viel vermögen
habe, daß er ein schöner kerl sey, daß er viel
verschlagenheit besitze, aber daß er deßwegen
ein vernünftiger mensch sey, kan ich mir nicht
wohl einbilden.

k) Z. e. Gnome ist eine sententz (siehe oben P. I.
cap. 3. § 27. cap.
4. §. 13.) wenn diese mit der
application fürgetragen wird, heist sie Noema,
setzt man dem auctorem hinzu, heist sie Chria,
steht sie am ende, heist sie Epiphonema. Aetiolo-
gia
ist ein ordentlicher beweiß-grund. Color ein
falscher (siehe oben P. I. cap. 2. § 9. not. a) Ex-
emplum,
paradigma,
ist ein argumentum illu-
strans (siehe oben P. I. cap. 3 §. 28. cap. 4. §. 12.
16.) Distributio (ibid. cap 4. §. 7.) merismus, di-
nisio, analysis,
sind eintheilungen. Icon imago;
von dem ausdruck
i) Z. e. Prolepſis, procatalepſis, occupatio, anticipa-
tio:
Moͤchte iemand einwenden, watum ſoll
man redliche abſichten haben, da man faſt
deßwegen fuͤr einfaͤltig gehalten wird? Al-
lein hierauf dienet zur antwort. ꝛc.
Hypobole,
ſubiectio,
macht und wiederlegt viele einwuͤrffe
zugleich. Anakœnoſis, communicatio, wenn man
mit dem zuhoͤrer die ſache gleichſam uͤberlegt:
Nunc ego iudices, iam bos conſulo, quid mihi faci-
endum putetis? Paromologia
, confeſſio
wenn man
etwas zugeſteht, damit man den andern deſto
nachdruͤcklicher uͤberzeugen moͤge: Du haͤltſt
mich fuͤr einen ignoranten, du ziehſt mich
uͤberall aufs heßlichſte durch, und haſt eine
rechte freude wann du dich uͤber mich moqui-
ren kanſt, ich lobe dich deßwegen oder will dir
es wenigſtens nicht wehren, aber ich muß
doch nicht ein ſo gar ſchlechter kerl ſeyn, denn
ſonſt wuͤrdeſt du dir ia meinetwegen nicht ſo
viel muͤhe geben.
Epitrope, conceſſio, wenn
man etwas zugeſtehet das beſte aber ſich fuͤr be-
haͤlt: Jch glaube gerne daß er viel vermoͤgen
habe, daß er ein ſchoͤner kerl ſey, daß er viel
verſchlagenheit beſitze, aber daß er deßwegen
ein vernuͤnftiger menſch ſey, kan ich mir nicht
wohl einbilden.

k) Z. e. Gnome iſt eine ſententz (ſiehe oben P. I.
cap. 3. § 27. cap.
4. §. 13.) wenn dieſe mit der
application fuͤrgetragen wird, heiſt ſie Noëma,
ſetzt man dem auctorem hinzu, heiſt ſie Chria,
ſteht ſie am ende, heiſt ſie Epiphonema. Aetiolo-
gia
iſt ein ordentlicher beweiß-grund. Color ein
falſcher (ſiehe oben P. I. cap. 2. § 9. not. a) Ex-
emplum,
paradigma,
iſt ein argumentum illu-
ſtrans (ſiehe oben P. I. cap. 3 §. 28. cap. 4. §. 12.
16.) Diſtributio (ibid. cap 4. §. 7.) meriſmus, di-
niſio, analyſis,
ſind eintheilungen. Icon imago;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0214" n="196"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von dem ausdruck</hi> </fw><lb/>
          <note xml:id="note-i-12" prev="#notefn-i-12" place="end" n="i)"> Z. e. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Prolep&#x017F;is</hi>, procatalep&#x017F;is,                                 occupatio, anticipa-<lb/>
tio:</hi> <hi rendition="#fr">Mo&#x0364;chte iemand einwenden, watum                                 &#x017F;oll<lb/>
man redliche ab&#x017F;ichten haben, da man                                 fa&#x017F;t<lb/>
deßwegen fu&#x0364;r einfa&#x0364;ltig gehalten                                 wird? Al-<lb/>
lein hierauf dienet zur antwort. &#xA75B;c.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hypobole</hi>,<lb/>
&#x017F;ubiectio,</hi> macht und wiederlegt viele                             einwu&#x0364;rffe<lb/>
zugleich. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Anak&#x0153;no&#x017F;is,</hi> communicatio,</hi> wenn man<lb/>
mit dem zuho&#x0364;rer die &#x017F;ache gleich&#x017F;am u&#x0364;berlegt:<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nunc ego iudices</hi>, <hi rendition="#i">iam bos con&#x017F;ulo</hi>, <hi rendition="#i">quid mihi faci-<lb/>
endum putetis? Paromologia</hi>,                                 confe&#x017F;&#x017F;io</hi> wenn man<lb/>
etwas zuge&#x017F;teht,                             damit man den andern de&#x017F;to<lb/>
nachdru&#x0364;cklicher                             u&#x0364;berzeugen mo&#x0364;ge: <hi rendition="#fr">Du                                 ha&#x0364;lt&#x017F;t<lb/>
mich fu&#x0364;r einen ignoranten, du                                 zieh&#x017F;t mich<lb/>
u&#x0364;berall aufs heßlich&#x017F;te                                 durch, und ha&#x017F;t eine<lb/>
rechte freude wann du dich                                 u&#x0364;ber mich moqui-<lb/>
ren kan&#x017F;t, ich lobe dich                                 deßwegen oder will dir<lb/>
es wenig&#x017F;tens nicht wehren, aber                                 ich muß<lb/>
doch nicht ein &#x017F;o gar &#x017F;chlechter kerl                                 &#x017F;eyn, denn<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rde&#x017F;t du                                 dir ia meinetwegen nicht &#x017F;o<lb/>
viel mu&#x0364;he                                 geben.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Epitrope,</hi> conce&#x017F;&#x017F;io,</hi> wenn<lb/>
man etwas zuge&#x017F;tehet                             das be&#x017F;te aber &#x017F;ich fu&#x0364;r be-<lb/>
ha&#x0364;lt: <hi rendition="#fr">Jch glaube gerne daß er viel vermo&#x0364;gen<lb/>
habe, daß er ein &#x017F;cho&#x0364;ner kerl &#x017F;ey, daß er                                 viel<lb/>
ver&#x017F;chlagenheit be&#x017F;itze, aber daß er                                 deßwegen<lb/>
ein vernu&#x0364;nftiger men&#x017F;ch &#x017F;ey, kan                                 ich mir nicht<lb/>
wohl einbilden.</hi><lb/></note>
          <note xml:id="note-k-12" prev="#notefn-k-12" place="end" n="k)"> Z. e. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gnome</hi></hi> i&#x017F;t eine &#x017F;ententz                             (&#x017F;iehe oben <hi rendition="#aq">P. I.<lb/>
cap. 3. § 27.                                 cap.</hi> 4. §. 13.) wenn die&#x017F;e mit der<lb/>
application                             fu&#x0364;rgetragen wird, hei&#x017F;t &#x017F;ie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Noëma,</hi></hi><lb/>
&#x017F;etzt man dem                             auctorem hinzu, hei&#x017F;t &#x017F;ie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chria,</hi></hi><lb/>
&#x017F;teht &#x017F;ie am                             ende, hei&#x017F;t &#x017F;ie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Epiphonema. Aetiolo-<lb/>
gia</hi></hi> i&#x017F;t ein                             ordentlicher beweiß-grund. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Color</hi></hi> ein<lb/>
fal&#x017F;cher (&#x017F;iehe oben <hi rendition="#aq">P. I. cap. 2. § 9. not. a) <hi rendition="#i">Ex-<lb/>
emplum,</hi> paradigma,</hi> i&#x017F;t ein argumentum                             illu-<lb/>
&#x017F;trans (&#x017F;iehe oben <hi rendition="#aq">P. I.                                 cap. 3 §. 28. cap. 4. <hi rendition="#i">§.</hi> 12.<lb/>
16.) <hi rendition="#i">Di&#x017F;tributio</hi> (ibid. cap 4. <hi rendition="#i">§.</hi> 7.) meri&#x017F;mus, di-<lb/>
ni&#x017F;io, analy&#x017F;is,</hi> &#x017F;ind eintheilungen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Icon</hi> imago;</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Compa-</hi></hi></fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0214] von dem ausdruck i⁾ Z. e. Prolepſis, procatalepſis, occupatio, anticipa- tio: Moͤchte iemand einwenden, watum ſoll man redliche abſichten haben, da man faſt deßwegen fuͤr einfaͤltig gehalten wird? Al- lein hierauf dienet zur antwort. ꝛc. Hypobole, ſubiectio, macht und wiederlegt viele einwuͤrffe zugleich. Anakœnoſis, communicatio, wenn man mit dem zuhoͤrer die ſache gleichſam uͤberlegt: Nunc ego iudices, iam bos conſulo, quid mihi faci- endum putetis? Paromologia, confeſſio wenn man etwas zugeſteht, damit man den andern deſto nachdruͤcklicher uͤberzeugen moͤge: Du haͤltſt mich fuͤr einen ignoranten, du ziehſt mich uͤberall aufs heßlichſte durch, und haſt eine rechte freude wann du dich uͤber mich moqui- ren kanſt, ich lobe dich deßwegen oder will dir es wenigſtens nicht wehren, aber ich muß doch nicht ein ſo gar ſchlechter kerl ſeyn, denn ſonſt wuͤrdeſt du dir ia meinetwegen nicht ſo viel muͤhe geben. Epitrope, conceſſio, wenn man etwas zugeſtehet das beſte aber ſich fuͤr be- haͤlt: Jch glaube gerne daß er viel vermoͤgen habe, daß er ein ſchoͤner kerl ſey, daß er viel verſchlagenheit beſitze, aber daß er deßwegen ein vernuͤnftiger menſch ſey, kan ich mir nicht wohl einbilden. k⁾ Z. e. Gnome iſt eine ſententz (ſiehe oben P. I. cap. 3. § 27. cap. 4. §. 13.) wenn dieſe mit der application fuͤrgetragen wird, heiſt ſie Noëma, ſetzt man dem auctorem hinzu, heiſt ſie Chria, ſteht ſie am ende, heiſt ſie Epiphonema. Aetiolo- gia iſt ein ordentlicher beweiß-grund. Color ein falſcher (ſiehe oben P. I. cap. 2. § 9. not. a) Ex- emplum, paradigma, iſt ein argumentum illu- ſtrans (ſiehe oben P. I. cap. 3 §. 28. cap. 4. §. 12. 16.) Diſtributio (ibid. cap 4. §. 7.) meriſmus, di- niſio, analyſis, ſind eintheilungen. Icon imago; Compa-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/214
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/214>, abgerufen am 03.05.2024.