Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von bewegungs-gründen. alberne phantasie der leute, haben für denenelendesten dingen die gröste hochachtung. Das wissen gescheute redner und verstecken sich also allezeit hinter solche vergrösserungs-gläser, aber es ist nur schade, daß die windmacher mehren- theils glücklicher damit umgehen können, als die liebhaber der wahren weißheit. Sie rai- sonniren von nichts als staats imaximen, sca- uoir-faire, politique, intrigues, denen geheim- sten absichten der Monarchen, ihren mesures, denen arcants politicis, staats-fehlern der gantzen welt, so bewundern wir sie als oracula pruden- tiae. Sie allegiren gantze dutzend auctores, mischen Arabisch und Malabarisch mit ein, reden von den cedern in orient biß an den yssop in occident, mahlen uns die priester der Jsis wie ertzgebürgische bergmänner ab, beschreiben uns die unterschiedenen farben des steins der weisen, bemühen sich unverständlich zu sprechen und neue wahrheiten zu erdencken, biß der ver- stand überschnapt, und so halten wir sie für ge- lehrt. Sie haben nichts, als verläugnung und unterdrückung der selbst-liebe, creutzigung des fleisches, Christum in uns, inbrunst des her- tzen s gegen das reich der kinder Gottes, eckel ge- gen die schaugerüchte des lüsternden fleisches, liebe zur tugend, auf der zungen, so glauben wir, sie sind fromm u. s. f. Wie wenig haben so ein scharffes gesicht, durch solche polyhedra oder vergrösserungs-gläfer, das rechte und in gehöriger grösse zu sehen, wie wenig dürffen, wann sie ia scharfsichtig sind, davon muchsen, aber wie schwer hält es, daß ein weiser mit einer solchen gabe der unverschamheit, mächtigen ge- schrey, verdrehung der augen und werffen der hände, als denen windmachern naturell ist, sich noch dazu hinter einer solchen machine und in einen solchen raritäten-kasten verstecke, daß ihn der
von bewegungs-gruͤnden. alberne phantaſie der leute, haben fuͤr denenelendeſten dingen die groͤſte hochachtung. Das wiſſen geſcheute redner und verſtecken ſich alſo allezeit hinter ſolche vergroͤſſerungs-glaͤſer, aber es iſt nur ſchade, daß die windmacher mehren- theils gluͤcklicher damit umgehen koͤnnen, als die liebhaber der wahren weißheit. Sie rai- ſonniren von nichts als ſtaats imaximen, ſca- uoir-faire, politique, intrigues, denen geheim- ſten abſichten der Monarchen, ihren meſures, denen arcants politicis, ſtaats-fehlern der gantzẽ welt, ſo bewundern wir ſie als oracula pruden- tiae. Sie allegiren gantze dutzend auctores, miſchen Arabiſch und Malabariſch mit ein, reden von den cedern in orient biß an den yſſop in occident, mahlen uns die prieſter der Jſis wie ertzgebuͤrgiſche bergmaͤnner ab, beſchreiben uns die unterſchiedenen farben des ſteins der weiſen, bemuͤhen ſich unverſtaͤndlich zu ſprechen und neue wahrheiten zu erdencken, biß der ver- ſtand uͤberſchnapt, und ſo halten wir ſie fuͤr ge- lehrt. Sie haben nichts, als verlaͤugnung und unterdruͤckung der ſelbſt-liebe, creutzigung des fleiſches, Chriſtum in uns, inbrunſt des her- tzen s gegen das reich der kinder Gottes, eckel ge- gen die ſchaugeruͤchte des luͤſternden fleiſches, liebe zur tugend, auf der zungen, ſo glauben wir, ſie ſind fromm u. ſ. f. Wie wenig haben ſo ein ſcharffes geſicht, durch ſolche polyhedra oder vergroͤſſerungs-glaͤfer, das rechte und in gehoͤriger groͤſſe zu ſehen, wie wenig duͤrffen, wann ſie ia ſcharfſichtig ſind, davon muchſen, aber wie ſchwer haͤlt es, daß ein weiſer mit einer ſolchen gabe der unverſchamheit, maͤchtigen ge- ſchrey, verdrehung der augen und werffen der haͤnde, als denen windmachern naturell iſt, ſich noch dazu hinter einer ſolchen machine und in einen ſolchen raritaͤten-kaſten verſtecke, daß ihn der
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von bewegungs-gruͤnden.
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allezeit hinter ſolche vergroͤſſerungs-glaͤſer, aber
es iſt nur ſchade, daß die windmacher mehren-
theils gluͤcklicher damit umgehen koͤnnen, als
die liebhaber der wahren weißheit. Sie rai-
ſonniren von nichts als ſtaats imaximen, ſca-
uoir-faire, politique, intrigues, denen geheim-
ſten abſichten der Monarchen, ihren meſures,
denen arcants politicis, ſtaats-fehlern der gantzẽ
welt, ſo bewundern wir ſie als oracula pruden-
tiae. Sie allegiren gantze dutzend auctores,
miſchen Arabiſch und Malabariſch mit ein,
reden von den cedern in orient biß an den yſſop
in occident, mahlen uns die prieſter der Jſis
wie ertzgebuͤrgiſche bergmaͤnner ab, beſchreiben
uns die unterſchiedenen farben des ſteins der
weiſen, bemuͤhen ſich unverſtaͤndlich zu ſprechen
und neue wahrheiten zu erdencken, biß der ver-
ſtand uͤberſchnapt, und ſo halten wir ſie fuͤr ge-
lehrt. Sie haben nichts, als verlaͤugnung
und unterdruͤckung der ſelbſt-liebe, creutzigung
des fleiſches, Chriſtum in uns, inbrunſt des her-
tzen s gegen das reich der kinder Gottes, eckel ge-
gen die ſchaugeruͤchte des luͤſternden fleiſches,
liebe zur tugend, auf der zungen, ſo glauben wir,
ſie ſind fromm u. ſ. f. Wie wenig haben ſo
ein ſcharffes geſicht, durch ſolche polyhedra
oder vergroͤſſerungs-glaͤfer, das rechte und in
gehoͤriger groͤſſe zu ſehen, wie wenig duͤrffen,
wann ſie ia ſcharfſichtig ſind, davon muchſen,
aber wie ſchwer haͤlt es, daß ein weiſer mit einer
ſolchen gabe der unverſchamheit, maͤchtigen ge-
ſchrey, verdrehung der augen und werffen der
haͤnde, als denen windmachern naturell iſt, ſich
noch dazu hinter einer ſolchen machine und in
einen ſolchen raritaͤten-kaſten verſtecke, daß ihn
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