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Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].

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tern Myrrhen des Frucht-bringenden Creutzes ist Er als ein Creutzträger JESU nicht befreyet geblieben / maßen der grosse GOtt die Seinen / nach dem Exempel JEsu / erst allenthalben durch vieles Leiden versucht werden lässet / bevor sie mit Ihm in den Stand der Erhöhung eintreten. Ein besonderer Vorzug des Hohenpriesters altes Testaments war es / daß er GOtt den HErrn durch ein jährliches Opfer am Versöhnungs-Tage in baumwollenen weissen Kleidern versöhnete / und durch das Licht und Recht von GOtt Offenbarung empfing: Also ist auch ein Prediger des HErrn ein Botschafter an CHristus statt / und ist ihm das Amt gegeben / daß die Versöhnung verkündiget / und das Vermögen / durch das Licht der göttlichen Erleuchtung und das Recht eines unbefleckten Lebens / in der Schrifft und Gebete GOTT um die nöthige Offenbarung anzuruffen / wodurch Er die Salbung der Lehre und des Kampfes empfänget / welche da allerley lehret. Was wir in diesem Stücke dem Wolseligen zueignen könnten / solches übergehe mit betrübten Stillschweigen / massen ja davon die Proben in Welschland / in der Schweitz / zu Wittenberg und Wolfenbüttel genugsam erschollen sind. Die Hohepriester altes Testaments wurden / wenn sie rechtschaffen waren / von GOtt einer ausnehmenden Gnade werth geschätzet / und es waren strenge Verbote vorhanden / die Gesalbten des HErrn nicht anzutasten: Ich meine / der Höchste habe den Wolseligen zum Lobe seiner Herrlichkeit wol erhalten und beschützet / massen / wie ich aus dessen eignen Munde gehöret / noch vor der Hohenpriester-Würde der Himmel ihn / in einem augenscheinlichen Unfall und Todes-Unglück zu Venedig / Conf. Progr. ad orationem ausspicalem Luhmi scriptum a summe Rev. Gottlieb Wernsdorfio p. penultima. nicht hat wollen umkommen lassen / da ihn / ich weiß nicht welche unsichtbare Kraft / des Nachts aufgewecket / ihn geschüttelt und gerüttelt / und endlich genöthiget hat aus dem Zimmer zu lauffen / mit dem Erfolg / daß da Er kaum die Füsse dem Gemach entzogen hatte / der Bode zerrissen / und auf das Bette mit grossen Krachen gefallen ist. Ein merckliches Exem-

tern Myrrhen des Frucht-bringenden Creutzes ist Er als ein Creutzträger JESU nicht befreyet geblieben / maßen der grosse GOtt die Seinen / nach dem Exempel JEsu / erst allenthalben durch vieles Leiden versucht werden lässet / bevor sie mit Ihm in den Stand der Erhöhung eintreten. Ein besonderer Vorzug des Hohenpriesters altes Testaments war es / daß er GOtt den HErrn durch ein jährliches Opfer am Versöhnungs-Tage in baumwollenen weissen Kleidern versöhnete / und durch das Licht und Recht von GOtt Offenbarung empfing: Also ist auch ein Prediger des HErrn ein Botschafter an CHristus statt / und ist ihm das Amt gegeben / daß die Versöhnung verkündiget / und das Vermögen / durch das Licht der göttlichen Erleuchtung und das Recht eines unbefleckten Lebens / in der Schrifft und Gebete GOTT um die nöthige Offenbarung anzuruffen / wodurch Er die Salbung der Lehre und des Kampfes empfänget / welche da allerley lehret. Was wir in diesem Stücke dem Wolseligen zueignen könnten / solches übergehe mit betrübten Stillschweigen / massen ja davon die Proben in Welschland / in der Schweitz / zu Wittenberg und Wolfenbüttel genugsam erschollen sind. Die Hohepriester altes Testaments wurden / wenn sie rechtschaffen waren / von GOtt einer ausnehmenden Gnade werth geschätzet / und es waren strenge Verbote vorhanden / die Gesalbten des HErrn nicht anzutasten: Ich meine / der Höchste habe den Wolseligen zum Lobe seiner Herrlichkeit wol erhalten und beschützet / massen / wie ich aus dessen eignen Munde gehöret / noch vor der Hohenpriester-Würde der Himmel ihn / in einem augenscheinlichen Unfall und Todes-Unglück zu Venedig / Conf. Progr. ad orationem ausspicalem Luhmi scriptum a summe Rev. Gottlieb Wernsdorfio p. penultima. nicht hat wollen umkommen lassen / da ihn / ich weiß nicht welche unsichtbare Kraft / des Nachts aufgewecket / ihn geschüttelt und gerüttelt / und endlich genöthiget hat aus dem Zimmer zu lauffen / mit dem Erfolg / daß da Er kaum die Füsse dem Gemach entzogen hatte / der Bode zerrissen / und auf das Bette mit grossen Krachen gefallen ist. Ein merckliches Exem-

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[0057] tern Myrrhen des Frucht-bringenden Creutzes ist Er als ein Creutzträger JESU nicht befreyet geblieben / maßen der grosse GOtt die Seinen / nach dem Exempel JEsu / erst allenthalben durch vieles Leiden versucht werden lässet / bevor sie mit Ihm in den Stand der Erhöhung eintreten. Ein besonderer Vorzug des Hohenpriesters altes Testaments war es / daß er GOtt den HErrn durch ein jährliches Opfer am Versöhnungs-Tage in baumwollenen weissen Kleidern versöhnete / und durch das Licht und Recht von GOtt Offenbarung empfing: Also ist auch ein Prediger des HErrn ein Botschafter an CHristus statt / und ist ihm das Amt gegeben / daß die Versöhnung verkündiget / und das Vermögen / durch das Licht der göttlichen Erleuchtung und das Recht eines unbefleckten Lebens / in der Schrifft und Gebete GOTT um die nöthige Offenbarung anzuruffen / wodurch Er die Salbung der Lehre und des Kampfes empfänget / welche da allerley lehret. Was wir in diesem Stücke dem Wolseligen zueignen könnten / solches übergehe mit betrübten Stillschweigen / massen ja davon die Proben in Welschland / in der Schweitz / zu Wittenberg und Wolfenbüttel genugsam erschollen sind. Die Hohepriester altes Testaments wurden / wenn sie rechtschaffen waren / von GOtt einer ausnehmenden Gnade werth geschätzet / und es waren strenge Verbote vorhanden / die Gesalbten des HErrn nicht anzutasten: Ich meine / der Höchste habe den Wolseligen zum Lobe seiner Herrlichkeit wol erhalten und beschützet / massen / wie ich aus dessen eignen Munde gehöret / noch vor der Hohenpriester-Würde der Himmel ihn / in einem augenscheinlichen Unfall und Todes-Unglück zu Venedig / nicht hat wollen umkommen lassen / da ihn / ich weiß nicht welche unsichtbare Kraft / des Nachts aufgewecket / ihn geschüttelt und gerüttelt / und endlich genöthiget hat aus dem Zimmer zu lauffen / mit dem Erfolg / daß da Er kaum die Füsse dem Gemach entzogen hatte / der Bode zerrissen / und auf das Bette mit grossen Krachen gefallen ist. Ein merckliches Exem- Conf. Progr. ad orationem ausspicalem Luhmi scriptum a summe Rev. Gottlieb Wernsdorfio p. penultima.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/57>, abgerufen am 24.11.2024.