Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].pel der Wunderwercke unserer Zeiten und Widerlegung derer / welche die unsichtbaren Substantzen läugnen! dieses war der Vorschmack der göttlichen Erhaltung / welche der Wolselige in seinem künftigen Amte völliger geniessen solte. Eine grosse Sorge bezeigete auch GOtt endlich bey dem Tode der Hohenpriester altes Testaments / da Er insonderheit den Aaron hieß auf den Berg gehen und seine Amts-Kleider vorher ablegen. Du / O Wolseliger / bist auch zur Höhe gegangen: Du hast das Kleid der Sterblichkeit abgeleget und hier vor unsern Augen hinterlassen: Deine hohenpriesterlichen Kleider hat dir der Tod entnommen / und einem andern / deinem zukünftigen Nachfolger im Amte / übergeben. Dein Hintrit ist den Deinigen und den gläubigen Israeliten hieselbst ein trauriger Fall. Diejenigen / welche aus deinem Amte / Aufrichtigkeit und auserlesenen Gelehrsamkeit eine Nahrung ihrer Seelen schöpfen wolten / sehen dir vor der Zeit betrübet und bethränet nach. Die Hochwürdigste Durchlauchtigste Frau Abbatißin begehrte dich gnädigst zu ihren Lehns-Mann aufzunehmen. Du aber lässest dich nirgends finden. Ein Hoch- und Wolwürdiges Capitulum hoffete dich an ihrer Seite zu sehen / so hast du deinen Abschied mit ihnen allzufrüh vor angebrochenem Tage gemacht. Die sämmtliche Hoch- und Wol-Ehrwürdige Clerisey in der Nähe und Ferne dachten daran / wie sie dir ihre Treue und Glückwünsche abstatten wolten / und werden genöthiget Trauer- und Trost-Worte hervor zu suchen. Ein Ehrenvester Hochlöblicher Rath und die wertheste Bürgerschaft hieselbst forschten mit seufzenden Verlangen nach der Stunde / da sie deine liebreiche durchdringende Stimme in diesem Lobethale Zions anhören und sich daraus erbauen wolten. Ach aber / die Stimme erstummet und der Bau ist zerrissen! Das liebste Eheband ist aufgebunden und zertrennet: Die hinterlassene Schäflein / Sohn und Tochter sind verirret: Und du bist dahin! Ich setze demnach aus höchstem Mitleiden die Grabschrift: pel der Wunderwercke unserer Zeiten und Widerlegung derer / welche die unsichtbaren Substantzen läugnen! dieses war der Vorschmack der göttlichen Erhaltung / welche der Wolselige in seinem künftigen Amte völliger geniessen solte. Eine grosse Sorge bezeigete auch GOtt endlich bey dem Tode der Hohenpriester altes Testaments / da Er insonderheit den Aaron hieß auf den Berg gehen und seine Amts-Kleider vorher ablegen. Du / O Wolseliger / bist auch zur Höhe gegangen: Du hast das Kleid der Sterblichkeit abgeleget und hier vor unsern Augen hinterlassen: Deine hohenpriesterlichen Kleider hat dir der Tod entnom̃en / und einem andern / deinem zukünftigen Nachfolger im Amte / übergeben. Dein Hintrit ist den Deinigen und den gläubigen Israeliten hieselbst ein trauriger Fall. Diejenigen / welche aus deinem Amte / Aufrichtigkeit und auserlesenen Gelehrsamkeit eine Nahrung ihrer Seelen schöpfen wolten / sehen dir vor der Zeit betrübet und bethränet nach. Die Hochwürdigste Durchlauchtigste Frau Abbatißin begehrte dich gnädigst zu ihren Lehns-Mann aufzunehmen. Du aber lässest dich nirgends finden. Ein Hoch- und Wolwürdiges Capitulum hoffete dich an ihrer Seite zu sehen / so hast du deinen Abschied mit ihnen allzufrüh vor angebrochenem Tage gemacht. Die säm̃tliche Hoch- und Wol-Ehrwürdige Clerisey in der Nähe und Ferne dachten daran / wie sie dir ihre Treue und Glückwünsche abstatten wolten / und werden genöthiget Trauer- und Trost-Worte hervor zu suchen. Ein Ehrenvester Hochlöblicher Rath und die wertheste Bürgerschaft hieselbst forschten mit seufzenden Verlangen nach der Stunde / da sie deine liebreiche durchdringende Stimme in diesem Lobethale Zions anhören und sich daraus erbauen wolten. Ach aber / die Stimme erstummet und der Bau ist zerrissen! Das liebste Eheband ist aufgebunden und zertrennet: Die hinterlassene Schäflein / Sohn und Tochter sind verirret: Und du bist dahin! Ich setze demnach aus höchstem Mitleiden die Grabschrift: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0058"/> pel der Wunderwercke unserer Zeiten und Widerlegung derer / welche die unsichtbaren Substantzen läugnen! dieses war der Vorschmack der göttlichen Erhaltung / welche der Wolselige in seinem künftigen Amte völliger geniessen solte. Eine grosse Sorge bezeigete auch GOtt endlich bey dem Tode der Hohenpriester altes Testaments / da Er insonderheit den Aaron hieß auf den Berg gehen und seine Amts-Kleider vorher ablegen. Du / O Wolseliger / bist auch zur Höhe gegangen: Du hast das Kleid der Sterblichkeit abgeleget und hier vor unsern Augen hinterlassen: Deine hohenpriesterlichen Kleider hat dir der Tod entnom̃en / und einem andern / deinem zukünftigen Nachfolger im Amte / übergeben. Dein Hintrit ist den Deinigen und den gläubigen Israeliten hieselbst ein trauriger Fall. Diejenigen / welche aus deinem Amte / Aufrichtigkeit und auserlesenen Gelehrsamkeit eine Nahrung ihrer Seelen schöpfen wolten / sehen dir vor der Zeit betrübet und bethränet nach. Die Hochwürdigste Durchlauchtigste Frau Abbatißin begehrte dich gnädigst zu ihren Lehns-Mann aufzunehmen. Du aber lässest dich nirgends finden. Ein Hoch- und Wolwürdiges Capitulum hoffete dich an ihrer Seite zu sehen / so hast du deinen Abschied mit ihnen allzufrüh vor angebrochenem Tage gemacht. Die säm̃tliche Hoch- und Wol-Ehrwürdige Clerisey in der Nähe und Ferne dachten daran / wie sie dir ihre Treue und Glückwünsche abstatten wolten / und werden genöthiget Trauer- und Trost-Worte hervor zu suchen. Ein Ehrenvester Hochlöblicher Rath und die wertheste Bürgerschaft hieselbst forschten mit seufzenden Verlangen nach der Stunde / da sie deine liebreiche durchdringende Stimme in diesem Lobethale Zions anhören und sich daraus erbauen wolten. Ach aber / die Stimme erstummet und der Bau ist zerrissen! Das liebste Eheband ist aufgebunden und zertrennet: Die hinterlassene Schäflein / Sohn und Tochter sind verirret: Und du bist dahin! Ich setze demnach aus höchstem Mitleiden die Grabschrift:</p> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
pel der Wunderwercke unserer Zeiten und Widerlegung derer / welche die unsichtbaren Substantzen läugnen! dieses war der Vorschmack der göttlichen Erhaltung / welche der Wolselige in seinem künftigen Amte völliger geniessen solte. Eine grosse Sorge bezeigete auch GOtt endlich bey dem Tode der Hohenpriester altes Testaments / da Er insonderheit den Aaron hieß auf den Berg gehen und seine Amts-Kleider vorher ablegen. Du / O Wolseliger / bist auch zur Höhe gegangen: Du hast das Kleid der Sterblichkeit abgeleget und hier vor unsern Augen hinterlassen: Deine hohenpriesterlichen Kleider hat dir der Tod entnom̃en / und einem andern / deinem zukünftigen Nachfolger im Amte / übergeben. Dein Hintrit ist den Deinigen und den gläubigen Israeliten hieselbst ein trauriger Fall. Diejenigen / welche aus deinem Amte / Aufrichtigkeit und auserlesenen Gelehrsamkeit eine Nahrung ihrer Seelen schöpfen wolten / sehen dir vor der Zeit betrübet und bethränet nach. Die Hochwürdigste Durchlauchtigste Frau Abbatißin begehrte dich gnädigst zu ihren Lehns-Mann aufzunehmen. Du aber lässest dich nirgends finden. Ein Hoch- und Wolwürdiges Capitulum hoffete dich an ihrer Seite zu sehen / so hast du deinen Abschied mit ihnen allzufrüh vor angebrochenem Tage gemacht. Die säm̃tliche Hoch- und Wol-Ehrwürdige Clerisey in der Nähe und Ferne dachten daran / wie sie dir ihre Treue und Glückwünsche abstatten wolten / und werden genöthiget Trauer- und Trost-Worte hervor zu suchen. Ein Ehrenvester Hochlöblicher Rath und die wertheste Bürgerschaft hieselbst forschten mit seufzenden Verlangen nach der Stunde / da sie deine liebreiche durchdringende Stimme in diesem Lobethale Zions anhören und sich daraus erbauen wolten. Ach aber / die Stimme erstummet und der Bau ist zerrissen! Das liebste Eheband ist aufgebunden und zertrennet: Die hinterlassene Schäflein / Sohn und Tochter sind verirret: Und du bist dahin! Ich setze demnach aus höchstem Mitleiden die Grabschrift:
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Zitationshilfe: | Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/58>, abgerufen am 22.07.2024. |